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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Scholaren sahen, wenn sie gehässig über sie und Timoteo herzogen: jemanden, der bis über beide Ohren verliebt war.
    »Glaub mir«, sagte Arcangela, »wir halten die Männer gern für dumm. Aber in einer Sache sind sie ganz gut: bei ihren Instinkten. Und was dich betrifft – da braucht es nicht einmal so sehr viel Instinkt. Ein Blick in dein glückliches Gesicht reicht schon.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, räumte Celestina ein. Eifrig fügte sie hinzu: »Ich könnte meinen Witwenschleier vorlegen.«
    »Das wäre ein Affront, schließlich hast du ihn vorher auch nicht benötigt.«
    »Du hast recht«, sagte Celestina widerstrebend.
    »Verstehst du nun auch, warum es nötig ist, Hieronimo hinzuhalten? Du musst so tun, als sei er der Grund für deine … Beschwingtheit. Wenigstens so lange, bis Mutter kommt und das hier sowieso alles zu Ende ist.« Arcangela zog sich ein letztes Mal den Kamm durchs Haar, obwohl es mit der Linken ein mühsames Geschäft war. »Du gehst einfach ein, zwei Mal mit ihm spazieren, zwischen den Caliari und den Bertolucci bleibt es weiterhin hübsch ruhig und friedlich, und wir erhalten uns unser heimliches Glück, bis Mutter uns abholt.« Arcangela seufzte schwer. »Das ist für uns schon schlimm genug.«
    In diesem Punkt mochte Celestina ihr nicht widersprechen.
    Ihr war äußerst unbehaglich zumute, während sie neben Hieronimo herging, nicht nur, weil der Wind an ihrer Haube zerrte und die Röcke gegen ihre Beine presste. Er hatte ihr ritterlich den Arm geboten, damit sie sich festhalten konnte und nicht auf dem rutschigen, noch vom Regen nassen Pflaster ausrutschte. Sie hatte die freundliche Geste schlecht zurückweisen können, also hatte sie die Hand über seinen Unterarm gelegt, und allein das Gefühl der warmen, festen Muskulatur unter ihren Fingerspitzen verunsicherte sie zutiefst. Er war der Bruder des Mannes, den sie liebte, und ihr war bewusst, dass sie ihn unter anderen Umständen, zu einer anderen Zeit, ebenso anziehend hätte finden können wie Timoteo, zumal er vom Alter und der Lebenserfahrung her besser zu ihr gepasst hätte.
    Hin und wieder warf sie über die Schulter einen hilfesuchenden Blick nach hinten, doch Arcangela und Gentile waren so weit zurückgefallen, dass sie und Hieronimo an jeder Ecke auf die beiden warten mussten, um sie nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren.
    Hieronimo räusperte sich bedeutungsvoll, und ihr war sofort klar, dass die Unterhaltung nun ernst werden würde.
    »Hat mein Bruder schon mit Eurem Bruder über mich gesprochen, Celestina?«
    »Äh, ja«, gab sie vorsichtig zurück.
    Er nickte, als habe er es schon vermutet. »Dann seid Ihr ja über meine Absichten im Bilde.«
    Sie blickte ihn von der Seite an. »Marino sprach von einer inszenierten Rache.«
    Hieronimo wurde rot. »Das soll nur meinem Vater vorgetäuscht werden, hoffentlich hat Euer Bruder Euch auch das erzählt.«
    »Nun ja, Eure wahren Absichten sind nur Euch selbst bekannt.« Doch das stimmte nicht, denn sie hatte ihm nur ein einziges Mal in die Augen sehen müssen, um sicher zu sein, dass er nichts Böses im Schilde führte. Sehnsucht sprach aus seinem Blick, kein Mensch konnte so gut schauspielern. Ihr Unbehagen vertiefte sich. Sicherlich hätte sie die Situation besser gemeistert, wenn er sie tatsächlich nur zum Schein umworben hätte. Weibliches Interesse zu heucheln, während er von echten Gefühlen erfüllt war, fiel ihr wesentlich schwerer als gedacht. Nein, das traf es nicht – sie fand es schrecklich und absolut unvertretbar. Arcangela konnte darüber denken, was sie wollte: Sie selbst konnte bei diesem Spiel nicht mitmachen!
    Gerade öffnete sie den Mund, um ihm mitzuteilen, dass sie seine Gefühle unter keinen Umständen erwidern könne, als er ihr zuvorkam.
    »Celestina«, begann er. »Ich weiß, Ihr seid noch nicht lange Witwe. Das Trauerjahr, so hörte ich, sei zwar längst vorbei, doch es heißt auch, Ihr hättet Euren Mann aufrichtig geliebt.«
    »Das tat ich«, stimmte sie zögernd zu.
    »Deshalb möchte ich Euch keinesfalls bedrängen. Ihr sollt Zeit haben, Euch zu bedenken.«
    »Das ist sehr … freundlich von Euch«, meinte sie hilflos.
    Er holte Luft. »Man kann Euch ansehen, dass Ihr Eure Trauer überwunden habt. Dennoch hegt Ihr noch Vorbehalte, Euer Herz wieder der Liebe zu öffnen, nicht wahr? Mögt Ihr auch mit meinem Besuch gerechnet haben, weil Euer Bruder Euch darauf vorbereitet hat, so sagen doch Eure Blicke mir, dass Euch die

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