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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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näheren Umstände überrumpeln. Ich habe den deutlichen Eindruck, dass Ihr Euch in die Enge getrieben fühlt.«
    Seine genaue Beobachtung verstörte sie noch mehr. »Hieronimo, es ist keineswegs so, dass ich Euch nicht mag, nur …«
    Er fiel ihr ins Wort. »Wartet. Sagt jetzt nichts mehr dazu. Lasst uns eine Vereinbarung treffen: Wir wollen nicht über die Zukunft sprechen. Nicht über meine Absichten, und auch nicht über die Euren. Wir wollen einfach nur … reden.«
    »Ihr meint, über alles, nur nicht über uns beide?«, vergewisserte sich Celestina.
    Er nickte entschieden.
    Sie zauderte. Es war nicht richtig, denn er würde sich falsche Hoffnungen machen, wenn sie ihm nicht sofort reinen Wein einschenkte.
    »Ich weiß nicht, ob …«
    Abermals unterbrach er sie. »Der Globus«, sagte er.
    »Globus?«, wiederholte sie verblüfft.
    »Ich habe einen gesehen. In einem Laden an der Piazza dei Frutti. Soll ich Euch beschreiben, wie er aussah?« Er lächelte. »Natürlich der Globus, nicht der Laden.«
    »Was … Oh, sicher.« Es war falsch, seinem Vorschlag nachzugeben, doch sie war zu erleichtert, dem schwierigen Terrain fürs Erste entronnen sein. »Gut«, sagte sie und atmete tief aus. »Erzählt mir von dem Globus.«
    »Die beiden geben ein schönes Paar ab«, sagte Gentile beifällig.
    Wie Hieronimo hatte auch er seiner Begleiterin seinen Arm dargeboten, um sie sicher an Pfützen, Unrat und Pferdemist vorbeizugeleiten. Arcangela hatte sich nicht groß geziert, sondern sich sofort eingehakt, das enthob sie der Notwendigkeit, ständig darauf zu achten, wohin sie trat. Dieser Spaziergang war bei den gegebenen Witterungsverhältnissen der reine Unfug, doch ihr war alles recht, um den Frieden aufrechtzuerhalten, mochte dieser auch noch so trügerisch sein.
    »Du scheinst nichts dagegen zu haben, dass er sich um sie bemüht«, bemerkte Arcangela. Neugierig blickte sie ihn an. Sie mochte den alten Knaben, er hatte eine lustige Ader, obwohl sein Zynismus ihn zuweilen überheblich wirken ließ. In seiner Jugend war er sicher ein Draufgänger gewesen; sie wusste, dass er immer noch für ein Kartenspiel und eine durchzechte Nacht zu haben war und dabei nicht aufs Geld schaute. Sparsam war er sicher nicht. Sie schätzte ihn so ein, dass er das, was sein Bruder ihm zum Leben zur Verfügung stellte, großzügig ausgab. Nun, warum auch nicht. Er hatte keine besonderen Verpflichtungen und konnte sein Leben genießen, genau wie Guido. Das von Marta in die Familie eingebrachte Geschäft warf genug dafür ab. Gelegentlich ließ Gentile sich bei Lodovico im Kontor blicken, doch geschah das vermutlich nur pro forma, um ihn nicht vor aller Welt als schmarotzenden Tunichtgut dastehen zu lassen, so wie sein Neffe einer war.
    »Warum sollte ich etwas dagegen haben?«, fragte Gentile zurück.
    »Na, ich bitte dich! Schlimmere Feinde als die Caliari und die Bertolucci habe ich noch nicht erlebt! Vergiss nicht, ich sah, wie ihr euch auf der Piazza geprügelt habt. Wenn ich mich recht entsinne, hast du um ein Haar den Freund des jungen Caliari erwürgt.« Sie konnte ihren Groll nicht ganz verbergen. Galeazzo hätte dabei sein Leben verlieren können!
    »Du meinst den jungen da Ponte?« Gentile rieb sich den Kehlkopf. »Nun, er hat es mir mehr als heimgezahlt.« Er schüttelte den Kopf. »Schneidiger junger Bursche! Ah, ich werde diese zünftigen Prügeleien vermissen!«
    »Du sprichst, als sei dies eher Spaß als Ernst gewesen!«
    »Ach, ich habe zu diesen Dingen eine weniger verbissene Einstellung als beispielsweise Guido. Warum sollte man sich prügeln, außer um Spaß dabei zu haben?« Er sagte es voller Überzeugung.
    »So habe ich die Sache noch nicht betrachtet«, meinte Arcangela. Sie dachte an die Kerle, die Vitale mit dem Schwert erledigt hatte. Die hatten auch nur ihren Spaß haben wollen. Sogar Vitale hatte ihr erst neulich erklärt, er habe die Männer mit Freuden abgeschlachtet, noch heute erfülle es ihn mit Befriedigung, daran zurückzudenken. Männer dachten über körperliche Auseinandersetzungen womöglich anders als Frauen, auf eine Art, die wenig mit Vernunft zu tun hatte.
    »Ich bin sicher, allen wäre besser gedient, wenn solche spaßigen Prügeleien künftig unterblieben«, sagte sie.
    »Davon ist auszugehen.« Er deutete auf das Paar vor ihnen. »Diese Verbindung sollte dafür sorgen, dass endlich Frieden einkehrt.«
    »Dir liegt offenbar sehr daran, die Familien zu verkuppeln«, stellte sie fest.
    »Du bist

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