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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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den Platz neben Lodovico einzunehmen, war für alle ein Rätsel.
    »Der Besucher sagte, sein Name sei …« Die Magd wurde dunkelrot, dann stieß sie geschwind hervor: »Caliari.«
    Celestina erstarrte. Timoteo würde doch nicht …
    »Welcher Caliari?«, wollte Lodovico wissen, während Guido bereits scharrend seinen Stuhl nach hinten schob und aufsprang.
    »Hieronimo Caliari«, sagte Morosina.
    »Ich bring ihn um!«, brüllte Guido. Sein blondes Lockenhaar flog, als er zur Tür rannte. Morosina stand im Weg, er schubste sie grob zur Seite. »Weg da!«
    »Willst du ihn mit bloßen Händen töten?«, fragte Gentile freundlich.
    »Ich hole vorher meinen Degen. Und auch die Pistole. Doppelt hält besser.«
    »Ja!«, rief Marta mit versagender Stimme. »Schieß ihn tot! Den Sohn dieser scheußlichen Höllenbrut!«
    »Aber bitte draußen«, sagte die alte Tante Immaculata. »Das Blut kriegen wir nie aus dem Terrazzo heraus, es würde Unsummen kosten, das wieder instand zu setzen.«
    »Halt! Das ist ein Befehl!« Lodovicos Stimme klang wie Donnerhall. »Du wirst ihm nichts tun! Wage es, dich mir zu widersetzen, und du wirst dir wünschen, nie geboren zu sein!«
    Marta gab einen ersterbenden Klagelaut von sich und griff sich ans Herz.
    Guido, der schon den Türknauf in der Hand hatte, blieb verdattert stehen. Celestina atmete erleichtert aus, sie war schon halb aufgestanden und auf dem Sprung, ihm hinterherzulaufen. Sie und Arcangela wechselten beklommene Blicke. Beide wussten, was es bedeutete, dass Hieronimo hier war, Celestina hatte mit ihr darüber gesprochen, was er vorhatte.
    »Setz dich wieder hin«, befahl Lodovico seinem Sohn. Als der trotzig bei der Tür stehen blieb, fügte er hinzu: »Gehorche mir auf der Stelle, sonst findest du dich nächste Woche bei den Truppen wieder. Als Fußsoldat.«
    Mit äußerstem Widerstreben ging Guido zu seinem Platz zurück und ließ sich auf den Stuhl fallen. Sein Gesicht war eine steinerne Maske, doch in seinen Augen glühte Hass. In einer Geste der Abwehr verschränkte er die Arme vor der Brust. Als seine Mutter ihm mit hilflos anmutender Geste den Kopf tätschelte, wich er ihr aus, was ihr einen weiteren Klagelaut entlockte.
    Chiara hatte die ganze Zeit stumm dagesessen. Fassungslos betrachtete sie ihren Vater, als sehe sie ihn zum ersten Mal. Ihr anklagender Blick ließ keinen Zweifel, dass sie ihn für einen Verräter hielt.
    Gentile musterte seinen Bruder mit mildem Erstaunen, wie schon so oft fand Celestina, dass er wie ein unbeteiligter Beobachter wirkte, wie jemand, der nur zufällig in diesem Haus weilte und ohne sonderliches Interesse die Geschehnisse verfolgte.
    »Was soll ich dem Besucher sagen?«, wollte Morosina wissen. Hoffnungsvoll fügte sie hinzu: »Soll ich ihn fortschicken?«
    »Ja!«, rief Marta schrill.
    Morosina wollte den Befehl befolgen, doch abermals fuhr Lodovico dazwischen. »Nein. Du wirst ihn höflich fragen, ob er in friedlicher Absicht kommt.«
    »Das hat er schon gesagt«, erklärte Morosina.
    »Dass er in friedlicher Absicht kommt?«, vergewisserte sich Lodovico.
    Die Magd nickte verschüchtert.
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Ich kam nicht mehr dazu.« Sie warf einen grollenden Blick in Guidos Richtung, der wiederum erbittert auf seinen halbleeren Teller starrte und so tat, als ginge ihn das Ganze nichts mehr an.
    »Warum bitten wir ihn nicht herauf zu uns?«, fragte Gentile. »Es wäre doch sicher aufschlussreich, wenn wir uns anhören, was er zu sagen hat.«
    Oh, bitte nicht!, dachte Celestina.
    Lodovico bedachte den Vorschlag seines Bruders eine Weile, dann nickte er. »So machen wir es.« Der Magd befahl er: »Bitte ihn herauf.«
    Guido erhob sich mit zornrotem Gesicht. »Ich gehe auf mein Zimmer. Wenn ich dieselbe Luft atmen muss wie dieser Hund Caliari, ersticke ich.«
    »Nimm mich mit«, bat Marta. »Mein Herz ist dieser Strapaze nicht gewachsen!«
    Guido gehorchte nur widerwillig, weil es ihn unnütz aufhielt. Fast grob zog er seine Mutter von ihrem Stuhl hoch. Halb schleppte, halb zerrte er sie zur Tür. Ihr Jammern war nur noch für einen Moment zu hören, dann wurde es von den kräftigen Schritten eines gestiefelten Mannes auf der Treppe übertönt. Morosina erschien knicksend in der offenen Tür und führte dann den Besucher herein.
    »Messèr Caliari macht nun seine Aufwartung«, sagte sie beflissen, bevor sie sich zurückzog.
    Hieronimo Caliari hatte seinen Sonntagsstaat angelegt. Den Mantel hatte er in der Halle

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