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Das Mädchen-Buch

Das Mädchen-Buch

Titel: Das Mädchen-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Raffauf
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Bruder und sich selbst zu kontrollieren. Maria war dünn – sehr dünn, und sie hatte verschiedene Essensunverträglichkeiten. Regelmäßiges Essen zu Hause gab es nicht mehr, die Mutter musste viel arbeiten. Maria aß immer weniger und sie wurde immer trauriger. Der Arzt attestierte ihr starkes Untergewicht. Es war sehr schwierig, für sie einen passenden Platz in der Klinik zu finden. Die meisten psychosomatischen Kliniken gehen davon aus, dass Essstörungen erst ab 14 auftreten, und so sind in der Regel erst ab diesem Alter Plätze für Magersüchtige vorgesehen.
    Sissi-Syndrom
    Die österreichische Kaiserin Elisabeth, bekannt als »Sissi«, pflegte einen extremen Körperkult. Sie hungerte oft wochenlang, schlief mit feuchten Tüchern um die Hüften, trank Mixturen aus rohen Eiern, gepresstem Saft aus rohem Fleisch und literweise Milch, von der man annahm, dass sie schlank mache. Sissi trieb Sport im Übermaß und setzte sich nie hin. Sie verzichtete auf Stühle und erledigte die meisten Beschäftigungen im »Auf-und-ab-Gehen«. Als Sissi-Syndrom bezeichnet man das Zusammentreffen dieser Verhaltensweisen. | 212 |
Woran erkenne ich, ob meine Tochter eine Magersucht entwickelt?
    Eine Mutter erzählt von ihrer 13-jährigen Tochter, um die sich die Eltern nie Sorgen gemacht haben. Sie war gut in der Schule, angepasst zu Hause, sie machte keine Schwierigkeiten. Das einzige Problem seien ihre Essgewohnheiten:
    »Johanna ist 1,67 groß und wiegt 47 Kilogramm. Sie isst seit einiger Zeit nur noch ganz kleine Häppchen. Sie hat entschieden, dass sie nach 6 Uhr abends gar nichts mehr zu sich nimmt, allerhöchstens ein Knäckebrot. Wenn wir abends Gäste zum Essen eingeladen haben, isst sie nicht mit. Sie will schlank bleiben, so wie ihre Klassenkameradinnen.«
    MARITA, 45, ZWEI TÖCHTER
Ein deutlicher Hinweis, darauf, dass etwas nicht stimmt, ist das Gewicht, d. h. wenn ein Mädchen seit längerer Zeit nicht mehr zunimmt.
Ein weiteres Indiz ist die Selbstwahrnehmung. Wenn sie selbst ihren Körper ganz anders wahrnimmt, als ihre Umgebung: Sie sieht sich immer weiter als zu dick, während Außenstehende sie zu dünn finden.
Wenn sie nicht mehr gern an den Mahlzeiten teilnimmt, häufig sagt, sie habe schon gegessen, immer mehr Speisen aussortiert.
Wenn sie sich aus sozialen Kontakten zurückzieht, ihre Freunde nicht mehr trifft und sich nicht mehr für ihre Lieblingsbeschäftigungen interessiert.
Wenn sie über Einschlafstörungen klagt.
Wenn sie ständig Wasser trinkt, um keinen Hunger zu verspüren, und wenn sie übermäßig Sport treibt. | 213 |
    Manche Mädchen suchen in ProAna-(Pro-Anorexie) und ProMia-(Pro-Bulimie)-Foren Gleichgesinnte, sogenannte Zwillinge. In sie projizieren sie das Bild der idealen Freundin, die sie wirklich versteht – denn im nahen Umfeld gibt es niemanden mehr, der die Auffassung teilt, dass sie zu dick sind und noch weiter abnehmen müssen. Diese Seiten sind gefährlich, weil sie die Mädchen unterstützen, so wenig Nahrung wie möglich zu sich zu nehmen.
    Coach
    Es ist essenziell, dass Eltern ihrer Tochter, gerade in der Zeit, in der sich der Körper verändert, das Gefühl geben: Du bist gut so, wie du bist. Manchmal machen Eltern eine unbedachte Bemerkung: »Du bist ganz schön pummelig« – ein solcher Satz des Vaters (und auch der Mutter) kann fatale Folgen für die Tochter haben. Falls er schon gefallen ist, dann ist es wichtig, sich sofort dafür zu entschuldigen und ihn zurückzunehmen.
  
    Was, wenn sie eine Essstörung hat?
    Keine Vorwürfe Manche Eltern können nicht verstehen, dass ihre Tochter so etwas macht. »Wieso isst sie nicht?«, fragen sie und sie schämen sich vielleicht auch vor Freunden und Bekannten oder vor der Familie für ihre Tochter, die nicht »funktioniert«. Sie fühlen sich bestraft von ihr: »Warum tut sie uns das an?« Essstörungen sind eine Krankheit und ein Appell: »Schau mal, hier stimmt etwas nicht – mit mir, mit der Gesellschaft, mit meinem Körper, in der Familie oder in der Schule. Ich brauche Hilfe.«
  
    Keine Selbstvorwürfe Manche Eltern machen sich selbst große Vorwürfe und grämen sich über ihre Mitschuld an der | 214 | schweren Krankheit der Tochter. Das Gute an der Erkenntnis, dass Essstörungen häufig auf ein Problem in der Familie hinweisen, ist aber, dass wir als Eltern etwas dagegen unternehmen können. Wenn Eltern sich dieser Herausforderung stellen, sich ebenfalls beraten lassen und sich in eine Therapie mit einbeziehen

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