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Das Mädchen-Buch

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Titel: Das Mädchen-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Raffauf
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auch nicht, wenn (das Schamhaar) so lang ist« zitieren die Hamburger Forscherinnen Matthiesen und Mainka einen männlichen Interviewpartner. 94
    Im Islam gehört die Schamhaarentfernung gemäß der Fitra, dem Menschenbild der Muslime, zur natürlichen Veranlagung des Menschen, ähnlich wie die Beschneidung, die Entfernung der Achselhaare und das Schneiden der Fingernägel. Männer und Frauen müssen sich nach den islamischen Reinlichkeitsregeln alle 40 Tage enthaaren. Frauen machen es häufiger.
    Gehen wir das Thema unaufgeregt und sachlich an, ergeben sich im Grunde nur folgende Risiken: Wenn es nicht so »glatt« | 203 | geht, kann es passieren, dass die Mädchen sich beim Rasieren in die Schamlippen schneiden. Es können Pusteln und Entzündungen entstehen. Manchmal kapseln sich Haarballen ein und bilden kleine Knubbel in den Schamlippen.
Bleibende Spuren
    Tätowierungen müssen wehtun
    Tätowierungen gehören bei manchen afrikanischen Völkern zum Übergangsritual vom Jugendlichen zum Erwachsenen. Dabei kennzeichnet nicht nur das Zeichen an sich den Erwachsenen. Erst das Ritual mit den damit verbundenen Schmerzen lässt das Kind zum Mann oder zur Frau werden.
    Schon vor Jahrtausenden schmückten die Menschen ihren Körper mit Ringen, Ketten und Bemalungen. So wurde z. B. Stammeszugehörigkeit oder der Übergang in ein reiferes Entwicklungsstadium symbolisiert. Bei uns benutzten eine Zeit lang bestimmte Gruppen, wie Seeleute, Prostituierte, Punker, Schwule, Ohrringe zur Identitätsstiftung. Heute ist es eine weitverbreitete Mode, Ringe durch Ohren, Lippen, Augenbrauen oder Schamlippen stechen zu lassen. Das Aussehen soll gestaltet werden – in zwei Funktionen: Junge Mädchen möchten so sein wie die anderen, aber auch ganz individuell. Manche Eltern haben Angst davor, dass ihre Tochter auf die Idee kommt, sich Ringe und Knöpfe durch Ohren, Nase, Lippen oder Brustwarzen zu ziehen, dass sie ihre Hüften oder Oberarme gern auf Dauer mit einer Schlange, einer Rose oder einer Meerjungfrau verheiraten möchte. Und dann? | 204 |
    Tattoos und Piercings
    In der Shell-Studie 2010 wurden Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren nach Tattoos und Piercings befragt: 16 % der Mädchen gaben an, mindestens ein Piercing zu haben, 11 % haben ein Tattoo.
    Rechtlich klingt alles ganz einfach: Mädchen unter 18 Jahren brauchen die Einwilligung ihrer Eltern, um sich piercen oder ein Tattoo stechen zu lassen. Aber manche Mädchen lassen sich von dieser Regelung nicht abschrecken.
    »Ich habe meiner Tochter verboten, sich Löcher durch die Lippe machen zu lassen, dann hat sie es selber mit einer Nadel gemacht.«
    MUTTER, 40 JAHRE, DREI TÖCHTER
    Je nach Power der Kinder können Eltern es nicht verhindern, dass die Mädchen ihren Körper auf Dauer schmücken. Eine Zeit lang waren Tunnel im Ohr modern. Zu Anfang bekommt man einen kleineren Ring und wenn das Ohr sich entsprechend geweitet hat, kann er gegen immer größere ausgetauscht werden.
    »Es gab eine Zeit, da waren bei uns an der Schule Tunnel total angesagt, da hat das fast jeder Zweite hier gehabt, fake, aber auch richtige, und dann gab es eine Zeit, wo das nicht mehr so war, und dann hatten alle dieses Loch und wollten es nicht mehr.« | 205 |
    EMMA, 15 JAHRE
    Coach
    Körperrasur und Körperschmuck sind ein Mittel, sich selber zu gestalten. Ein wichtiger Schritt, ein Probefeld bei der Abnabelung vom Elternhaus. Mit der Frage: »Darf ich ein Piercing?«, stellen Jugendliche auch die Frage: Darf ich mich selbst gestalten?
    Es gibt gute Gründe, wenn Eltern ihr Einverständnis zu einer dauerhaften Körperveränderung verweigern. Sie sollten diese Gründe ihren Töchtern, die sich anschicken, bleibenden Körperschmuck anzulegen, nicht vorenthalten. Tattoos, heute frisch gestochen, sehen später auf schrumpeliger Haut nicht mehr so gut aus, Lippenpiercings können sich entzünden, Allergien hervorrufen und bleibende Narben verursachen. Und Tunnel hinterlassen Löcher. Ausprobieren geht auch mit Strassknöpfen und Tattoos zum Aufkleben oder mit Magnetohrringen.
    Die 14-jährige Tabea erzählt von den Erfahrungen ihrer Cousine, die sich unbedingt ein Tattoo stechen lassen wollte:
    »Meine Cousine war im Tattoo-Studio um sich ein Tattoo machen zu lassen, und die haben zu ihr gesagt: ›Leg das mal ein halbes Jahr neben dein Bett, und wenn du es dann noch sehen kannst, dann komm wieder, und wenn nicht, dann lass es sein.‹ Und die hat es dann auch nicht gemacht, weil die es dann auch

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