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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Du bist ein Dummkopf.«
    »Das Märtyrertum ist unser …«, setzte Zolfo wütend an.
    »Sei still!« Bruder Amadeo verpasste ihm eine deftige Ohrfeige.
    Zolfo krümmte sich mit gesenktem Blick zusammen.
    »Was habe ich dir gesagt, du Trottel?«, fuhr ihn Mercurio an. »Wenn du meinst, dass du einen Herrn brauchst, hättest du auch bei Scavamorto bleiben können. Der wäre bestimmt barmherziger gewesen.«
    Der junge Mann neigte amüsiert seinen missgebildeten Kopf zur Seite, wie ein Hund. Er lächelte Bruder Amadeo an. »Du weißt, an wen du dich zu halten hast, nicht wahr, Mönch?«
    »Ich halte mich an den Herrn«, antwortete Bruder Amadeo.
    »Und ich bin ein großer Herr«, lachte der junge Mann. »Ich bin Fürst Rinaldo Contarini.« Er drehte sich zu den Zechern um. »Und jetzt ruft ihr alle zusammen: ›Fort mit den Juden aus Venedig!‹«
    Die Säufer sahen sich kurz an, dann sagten sie im Chor: »Fort mit den Juden aus Venedig!«
    »Lauter, ihr erbärmlichen Hungerleider!«
    »Fort mit den Juden aus Venedig!«
    Fürst Contarini deutete mit dem Dolch auf die Schenke, aus der die Betrunkenen gekommen waren. »Und du, Wirt, da du deine Kundschaft nicht im Zaum halten kannst, schließt für eine Woche dein Gasthaus. Und zwar ab sofort. Weil ich es so will. Und sollte ich sehen, dass deine miese Spelunke schon vorher wieder geöffnet hat, zünde ich sie eigenhändig an.«
    Der Wirt ließ den Kopf sinken und begann unverzüglich, die Gäste, die noch in seiner Schenke saßen, hinauszusetzen.
    Der junge Fürst brüstete sich vor seinen Gefährten, dann wandte er sich an Benedetta. »Wie heißt du?«, fragte er sie, ohne jedoch das geringste Interesse erkennen zu lassen. Dabei strich er mit der Dolchspitze zärtlich über die Haut in ihrem Ausschnitt und zeichnete ein stilisiertes Herz mit dem Blut des von ihm Verwundeten dorthin.
    Benedetta rührte sich nicht. Sie brachte keinen Ton heraus. Allerdings hätte sie selbst nicht sagen können, ob es daran lag, dass sie angeekelt und verängstigt war, oder daran, dass sie sich auf eine seltsame Art angezogen fühlte. Sie fühlte sich in ihre Vergangenheit versetzt und an etwas erinnert, vor dem sie geflohen war und nach dem ihre dunkle Seite doch insgeheim suchte. »Mama«, murmelte sie leise, fast wie ein Hauch.
    »Was sagst du?«, fragte der Fürst.
    Mercurio packte Benedetta am Arm und zog sie fort.
    Fürst Contarini betrachtete ihn amüsiert, als hätte er so etwas nicht erwartet. Fast anzüglich, geradezu obszön streckte er ihm die Zungenspitze heraus. »Du weißt schon, hübscher Kerl, wenn ich dir befehle, du sollst mir die Stiefel lecken, dann solltest du das tun! Wie kannst du es wagen, dich zwischen mich und diese Hure zu stellen?«
    »Sie ist keine Hure. Sie ist noch Jungfrau«, erwiderte Mercurio instinktiv.
    Der junge Mann hob eine Augenbraue. »Die Sache wird ja immer interessanter. In diesen Zeiten trifft man wirklich nur noch selten auf eine Jungfrau.«
    »Lass deine dreckigen Hände von ihr«, knurrte Mercurio.
    Contarinis Augen blitzten freudig auf. Einen Moment später schlug er zu.
    Doch Mercurio war darauf vorbereitet. Er wich aus, packte den Arm des Edelmannes und zog ihn an sich heran, während er gleichzeitig ein Bein vorstreckte. Der junge Fürst verlor das Gleichgewicht und fiel nur deshalb nicht zu Boden, weil einer seiner Gefährten, der etwas schneller zu sein schien als die anderen, ihn auffing.
    »Los, lauf weg!«, schrie Mercurio Benedetta zu.
    Benedetta zögerte kurz, dann rannte sie los. Sie bahnte sich zwischen den Betrunkenen ihren Weg, und sofort machten sich Contarinis Männer an die Verfolgung. Mercurio schnappte sich das Ruder, das dem einen Säufer als Stütze gedient hatte, und schwang es gegen seine Verfolger, wobei er zweien von ihnen einen kräftigen Hieb versetzte.
    »Los, lauf!«, schrie er Benedetta wieder zu, woraufhin sie in eine dunkle, enge Gasse schlüpfte.
    Contarinis Männer waren schneller als Benedetta, die durch ihren Rock behindert wurde, und würden sie rasch eingeholt haben. Instinktiv rannte Mercurio Richtung Campo San Aponal. Kurz vor dem Platz versperrte ihm jemand den Zugang zur Calle del Luganegher.
    »Scarabello!«, keuchte Mercurio.
    Scarabello und seine Männer traten kurz beiseite, um Mercurio und Benedetta durchzulassen. Dann rückten sie wieder zusammen und hielten die Gefährten des Fürsten auf. Die Widersacher musterten einander schweigend. Scarabello und seine Gefolgsleute standen ganz gelassen

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