Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)
Nachttopf …«
Benedetta fuhr zusammen. Sie konnte ihr Vorhaben nicht unter den Augen des Hausherrn durchführen.
»… aber verdirb nicht alles. Geh zum Pissen ins Vorzimmer, damit ich dir nicht dabei zusehen muss. Beeil dich!«
Benedetta seufzte erleichtert auf. Sie kniete sich am Fußende des Bettes hin, streckte eine Hand aus und nahm den emaillierten Nachttopf. Dann ging sie durch den dicken Vorhang ins dunkle Vorzimmer und holte das Benötigte heraus. Sie hob ihren Rock, befeuchtete sich zwischen den Beinen und schob das Mitgebrachte tief genug, aber nicht zu tief hinein, wobei sie sorgsam darauf achtete, dass es nicht platzte. Sodann fiel ihr auf, dass der Nachttopf noch leer war. Jeder würde merken, dass sie ihn nicht benutzt hatte. Deshalb ließ sie ihn laut über den Boden rollen, schob den Vorhang beiseite und kehrte in das himmelblau-goldene Zimmer zurück.
»Verzeiht mir, edler Herr, aber ich habe den Nachttopf umgeworfen …«, sagte sie.
»Das interessiert mich nicht!« Die Stimme klang verärgert.
Benedetta senkte den Kopf.
Darauf folgte erneut langes Schweigen. Dann sagte die Stimme, die anscheinend ihre Gelassenheit wiedergefunden hatte, zu ihr: »Zieh dich aus. Wirf diese schrecklichen Kleider unter das Bett, damit ich sie nicht ansehen muss. Und zieh die Tunika an.«
Benedetta begann sich auszuziehen.
»Langsam«, sagte die Stimme. »Knopf für Knopf … und jedes Kleidungsstück einzeln …«
Benedetta löste langsam die Knöpfe ihres Mieders und streifte es ebenso langsam ab. Mit der gleichen Gemächlichkeit löste sie die Bänder ihres Kleides und ließ es träge zu Boden gleiten. Danach schlüpfte sie aus dem Hemd und stand nun vollkommen entblößt da. Sie wollte sich die Tunika überstreifen, als die Stimme sie aufhielt: »Nein! Lass erst deine Kleider verschwinden!«
Benedetta sammelte sie auf und schob sie unter das Bett.
»Sehr gut. Nun zieh die Tunika an.«
Benedetta streifte sich das Gewand über. Es war aus weicher Seide, die ihr, einer sanften Liebkosung gleich, einen Schauer den Rücken entlanglaufen ließ.
»Also dann«, hörte sie die schrille Stimme. »Erkennst du dich jetzt wieder?«
Benedetta verstand nicht, was gemeint war.
Die Stimme kicherte. »Sieh nach oben.«
Benedetta sah an die Decke und bemerkte, dass sie genauso angezogen war wie das Mädchen. Und dass sie die gleiche Haarfarbe und Alabasterhaut wie dieses hatte.
»Ja … jetzt erkennst du dich wieder«, raunte die Stimme zufrieden.
Eine kleine, in der Wand verborgene Tür öffnete sich.
Fürst Contarini hinkte herein, auf seinen ungleich langen Beinen, den verkrüppelten Arm ausgestreckt, um die Balance zu halten, und mit dem Buckel, der sich über seiner linken Schulter wölbte. Er war ganz in Weiß gekleidet, einschließlich der leichten, ausgeschnittenen Schuhe mit schlichten Schnallen, golden wie die Knöpfe seiner eng anliegenden maßgeschneiderten Jacke, deren beide Ärmel ungleich lang waren, um die Missbildung des Fürsten zu verbergen.
Benedetta war versucht zu fliehen, aber ihre Beine waren wie gelähmt. Sie starrte den schreckenerregenden Fürsten an, der auf sie zukam.
Er nahm sie bei der Hand, führte sie zu dem Alkoven und ließ sie sich in der Mitte des Bettes niederlegen. Dann verschränkte er ihre Arme über der Brust wie bei einer Toten. Dabei entblößte er seine spitzen Zähne und lächelte sie an, doch sein Blick war grausam und kalt. Dann legte er ihr einen Kranz aus Jasminblüten in die Hände. Er ging ans Fußende des Bettes, spreizte ihre Beine und schob die beiden Zipfel der Tunika auseinander, die vorne übereinanderhingen, sodass der Eindruck entstand, es handele sich um einen geschlossenen Rock. Der Fürst entblößte Benedettas Beine, dann die Schenkel und den Bauch. Ganz ernst, mit leicht zur Seite geneigtem Kopf betrachtete er ihren dichten roten Busch, doch er berührte ihn nicht. Witternd hob er die Nase. »Ich schätze es, dass du dich gesäubert hast«, bemerkte er.
»Danke, Euer Gnaden«, erwiderte Benedetta und kam sich töricht vor.
»Ich hoffe sehr, dass du mich nicht angelogen hast«, sagte der Fürst mit seiner schrillen Stimme, die vor Erregung inzwischen heiser war.
»Ich bin noch Jungfrau, Exzellenz«, log Benedetta.
Fürst Contarini lächelte grausam. »Das wird sich leicht erweisen«, sagte er. »Entweder wirst du bluten oder nicht. Davon hängt dein Schicksal ab.«
Benedetta schloss die Augen.
»Nein«, sagte der verkrüppelte Fürst und
Weitere Kostenlose Bücher