Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)
knöpfte seine weißen Hosen auf, die sich vorn schon ausbeulten. »Sieh nach oben. Sieh dieses wunderschöne Mädchen an, dem du so unverdient ähnelst. Weißt du, wer sie war?«
»Nein, edler Herr …«
»Meine geliebte Schwester«, erklärte der Fürst und hievte sich auf das Bett. »Sie war so vollkommen, und ich so unvollkommen …«
Benedetta spürte, wie die Hand des Fürsten sein Glied auf ihre Scham zuführte.
»… sie hatte alles und ich nichts …«
Benedetta starrte unverwandt das Mädchen auf der Schaukel an.
»Sie ist tot, und ich lebe …«
Benedetta spürte, wie die Spitze des Glieds in sie einzudringen versuchte.
»Jemand hat sie vergiftet …
Das Glied bahnte sich seinen Weg.
»… und es später bereut …«
Benedetta betete, dass die Methode, die ihre Mutter so oft angewandt hatte, wenn sie sie verkaufte, auch hier funktionierte. Nur noch dieses eine Mal. Sie betete, dass der Fürst sich gleich allen Männern von der Lust überrollen lassen würde und nicht länger so feinfühlig war, wie er in diesem Augenblick schien.
»Bist du Jungfrau?«, fragte er sie noch einmal mit schriller Stimme.
»Ja …«, flüsterte Benedetta.
»Das werden wir jetzt sehen«, stieß der Fürst hervor und drang brutal in sie ein.
Benedetta spürte, wie der dünne, mit Hühnerblut gefüllte Wurstdarm einen Augenblick Widerstand leistete und dann platzte. Sie schrie, als würde sie der Schmerz zerreißen. Danke, Mutter, dachte sie.
Der Fürst bewegte sich immer schneller in ihr, bis sein von der Natur gebeutelter Körper sich in einem Krampf zusammenzog. Keuchend brach er auf dem Kranz aus Jasminblüten zusammen. Er blieb einige Augenblicke so liegen, dann zog er sich aus ihr zurück und sah Benedetta mit angespannter Miene zwischen die Beine. Sein Furcht erregendes Gesicht verzog sich zu einem befriedigten Grinsen. Er tunkte seinen Finger in die Blutlache, die aus Benedettas Schoß quoll und die weiße Tunika befleckte. Er roch daran. Dann sah er Benedetta an. »Du hast die Wahrheit gesagt.«
»Ja …«, sagte Benedetta.
Fürst Contarini nickte. Er erhob sich aus dem Bett und knöpfte seine Hosen zu, die ebenfalls blutverschmiert waren. »Du hast die Wahrheit gesagt«, wiederholte er zufrieden. Noch immer starrte er auf das Blut, das die Tunika gerötet hatte. »Ich werde dir ein Leben verschaffen, wie du es dir nicht einmal in deinen Träumen ausgemalt hast«, sagte er.
Benedetta sah ihm nach, während er schwankend fortging und durch die Tür verschwand, aus der er gekommen war. Sie blieb starr auf dem Bett liegen, auf dem sie vorgetäuscht hatte, sie sei noch Jungfrau, genau wie damals, als ihre Mutter sie jede Nacht an einen anderen Kunden verkauft hatte, als wäre es das erste Mal.
In dem Moment öffnet sich die Tür zum Vorzimmer.
»Benedetta, wie schön, dass du jetzt auch hier bei uns und dem Fürsten leben willst!«, rief Zolfo, der ins Zimmer gerannt kam und sie freudig umarmen wollte. Doch kaum sah er, dass sie nackt dort lag und ihr das Blut an den Schenkeln hinunterlief, erstarrte er. Angeekelt verzog er das Gesicht und wandte sich ab.
Sie hörte das grelle Lachen des Fürsten.
»Danke, Fürst«, sagte Benedetta ganz leise, ohne ihre Scham zu verdecken. »Danke, denn du hilfst mir, wie damals meine Mutter, zu erkennen, wer ich bin.« Und sie spürte, wie jenes vertraute Gefühl von Ekel vor sich selbst sie überkam, das sie ihre ganze Kindheit begleitet hatte.
Doch sie wusste auch, dass der Hass, der sie vergiftete, sich jetzt seinen Weg bahnen würde. Sie wusste, dass sie einen Verbündeten gefunden hatte, der ihre Grausamkeit vielleicht in die richtigen Bahnen lenken konnte.
Du verdammte jüdische Schlampe, dachte sie wütend.
38
W er ist dieser Mann?«, fragte Anna del Mercato.
»Niemand«, erwiderte Mercurio.
Anna betrachtete den großgewachsenen Mann, der gerade nach Mercurio gefragt hatte und nun auf dem breiten, flachen Boot wartete. Mit diesem für den Schiffsverkehr innerhalb der Lagune gebauten Fahrzeug war er den Kanal heraufgekommen, der vor dem Haus verlief. Er trug schwarze Kleidung, und seine Haare waren nicht nur ungewöhnlich lang, sondern auch so hell, dass sie beinahe weiß wirkten. Er trug sie zusammengefasst mit einem orangefarbenen Band, das dieselbe Farbe aufwies wie die Schärpe um seine Hüften. »Ziemlich auffällig für einen Niemand. «
»Stimmt«, bestätigte Mercurio kurz angebunden, bevor er zu Scarabello ging.
»Wunderst du dich, dass ich dich
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