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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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klammern uns gern an unseren Ängsten fest, nur damit wir nichts ändern müssen«, sagte Isacco. »Weißt du, dass viele Betrüger genau darauf setzen?« Er lächelte versonnen. »Ich sollte eigentlich nichts darüber verraten wegen diesem … du weißt schon wem … Na ja, wenn du die Gewohnheiten deines Opfers kennst, dann mach sie dir zunutze, denn du kannst darauf bauen, dass es daran festhalten und sich damit früher oder später selbst ein Bein stellen wird.«
    Giuditta lächelte. »Ich werde es versuchen.«
    »Du hast nur eine Frage beantwortet«, sagte Isacco. »Was meinst du, bin ich ein schlechter Vater?«
    »Aber nein!«
    »Was soll ich denn tun, Giuditta?«, fragte Isacco und kam auf sie zu.
    Giuditta wandte sich wortlos ab und ging zum Ofen. »Ich mach dir Frühstück«, sagte sie. »Setz dich.«
    Isacco nahm am Kopfende des Tisches Platz.
    »Was ist eigentlich dem Hauptmann zugestoßen?«, fragte Giuditta, während sie den Topf mit der Brühe aufs Feuer setzte.
    »Nichts«, erwiderte Isacco und begann verlegen mit seinem Holznapf zu spielen.
    Giuditta rührte stumm in der Brühe, bis sie heiß war. Dann schnitt sie eine Scheibe Brot ab und bestrich sie mit Butter. Sie füllte den Holznapf ihres Vaters mit der warmen Suppe, legte Brot und Butter auf einen Teller und stellte ihn energisch vor ihn hin. »Willst du wirklich wissen, was du tun sollst?«, fauchte sie ihn an. »Willst du eine ehrliche Antwort auf diese Frage?«
    »Ja.«
    »Du sollst mich wie eine Frau behandeln«, sagte Giuditta. »Ich bin kein kleines Mädchen mehr.«
    »Aber ich rede doch mit dir wie mit einer Fr …«
    »Was ist mit Hauptmann Lanzafame passiert?«, unterbrach ihn Giuditta.
    »Na ja, wir haben ein paar Schwierigkeiten … im Castelletto …«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    Isacco machte eine abwehrende Handbewegung. »Ach, nichts Ernstes …«
    Giuditta kehrte ihm wütend den Rücken zu. »Stell das Geschirr in den Ausguss, wenn du fertig bist«, herrschte sie ihn an und wandte sich dann zur Tür. »Ich muss waschen.«
    »Giuditta …«
    »Mit Verlaub, Vater …«, sagte Giuditta und verließ die Wohnung, ohne sich noch einmal umzudrehen, »geh zum Teufel!«
    Isacco tunkte das Brot in die Brühe und biss wütend hinein. »Verflucht noch mal!«, brüllte er.
    Dann zog er sich an, verließ mit finsterer Miene das Haus und machte sich eilig auf den Weg zu Hauptmann Lanzafame, der im Gegensatz zu ihm guter Laune war.
    »Ich habe beschlossen, dass ich auch heute nicht trinken werde«, erklärte Lanzafame, während sie sich wie jeden Morgen auf den Weg zum Castelletto machten.
    »Schön für Euch.«
    »Aber was morgen ist, weiß ich nicht«, lachte Lanzafame.
    »Schön.«
    »Deine Methode ist gut«, fuhr der Hauptmann fort. »Weißt du, woran sie mich erinnert?«
    »Nein.«
    »Als ich ein kleiner Junge war, ging mein Vater immer in ein Wirtshaus, und da gab es ein Schild, auf dem stand: ›Morgen kann man anschreiben lassen.‹« Er lachte herzlich. »Jedes Mal wenn er mich mitnahm, dachte ich aufs Neue, dass mein Vater nun seinen Wein anschreiben lassen konnte. Aber auf dem Schild stand immer ›morgen‹ …« Er lachte. »Hast du das verstanden, Doktor?«
    »Ja.«
    »Es war immer heute und nie morgen«, erklärte Lanzafame lachend. »Das ist wie bei Eurer Methode.«
    »Ja. Sehr komisch.«
    »Na, da soll mich doch der Teufel holen, wenn du nicht ein Freund bist, der einen immer wieder aufmuntern kann!«, polterte Lanzafame. »Was haben wir doch für einen Spaß zusammen!«
    Isacco verzog die Mundwinkel ein wenig nach oben. »Ich hasse Frauen!«
    »Wirst du jetzt etwa Sodomit?«
    »Und ganz besonders meine Tochter.«
    »Aha. Und warum?«
    »Weil ich mir ihr gegenüber immer wie der letzte Dummkopf vorkomme.«
    »Und was lernst du daraus?«
    »Was sollte ich denn daraus lernen?«
    »Dass du wirklich der letzte Dummkopf bist!«, sagte Lanzafame grinsend, während er den Torre delle Ghiandaie betrat.
    Sie stiegen gemeinsam in den fünften Stock hoch, und dort trennten sich ihre Wege. Lanzafame ging zu Serravalle, um mit ihm die Wachgänge abzuklären. Isacco begab sich als Erstes in den Raum, wo der Kardinal untergebracht war, nachdem Scarabellos Leute sie niedergestochen hatten. Die Hure saß schon wieder auf einem Stuhl und wirkte tatendurstig.
    »Kannst du nicht mal einen Tag im Bett bleiben?«, sagte Isacco tadelnd, nachdem er sich ihre Wunden angesehen hatte.
    »Nein, es gibt zu viel zu tun«, antwortete der Kardinal. Ihre

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