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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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heftete sich an seine Fersen.
    »Bin ich ein ehrlicher Dieb, was denkst du?«, lachte Scarabello.
    »Ja …«
    »Nein, das bin ich gerade nicht.« Scarabello drehte sich um. Jetzt war er ganz ernst. Er streckte unvermittelt die Arme vor und packte Mercurio bei den Ohren. Dann zog er ihn zu sich heran. »Wenn ich die Hälfte deines Verdienstes wollte oder auch alles was du hast, und das schließt dein Leben mit ein, dann würde ich es mir einfach nehmen. Dafür brauche ich keine Erlaubnis von dir. Aber das will dir nicht in den Kopf, hm?« Er verzog die Lippen zu einem höhnischen Grinsen. »Ich bin kein ehrlicher Dieb«, fügte er leise hinzu, sein Mund war jetzt ganz nahe an Mercurios Lippen, fast, als wollte er ihn küssen. »Ich bin ein starker Mann. Und mächtig. Das ist etwas anderes. Ist dir das klar?«
    »Ja …«
    Scarabello nickte. »Und jetzt komm mit, damit du siehst, wie stark und mächtig ich wirklich bin.«
    Mercurio begleitete ihn zum Palazzo della Merceria, wo Scarabello sich mit einem Mann traf, der eine Maske vor dem Gesicht trug, um in der Öffentlichkeit unerkannt zu bleiben.
    »Exzellenz«, sagte Scarabello ehrerbietig, aber keineswegs unterwürfig, »Ihr habt Euch also entschlossen, mir zu helfen?«
    Der Mann drehte sich zu einem kleinen Trupp von Wachen des Dogen um, die von einem Beamten der Serenissima angeführt wurden. Sein hoher Rang ließ sich unschwer an seiner Uniform erkennen. »Sie werden meine Befehle befolgen«, sagte er.
    Scarabello verneigte sich tief. »Ich versichere Euch erneut meiner Freundschaft, Exzellenz, und meiner Dienste«, sagte er, doch seine Stimme klang dabei leicht belustigt, fast spöttisch.
    »Ach, hör auf damit. Wir wissen doch beide nur zu gut, warum ich das tue«, sagte der maskierte Mann verärgert und von oben herab. Dann drehte er sich um und ging davon.
    »Wie sich so einer aufblasen kann, nur weil er ein adliges Wappen auf seine Brust gestickt trägt«, bemerkte Scarabello. In seinem Blick schien ein Hauch von Wehmut zu liegen, als er dem Mann noch eine Weile hinterhersah.
    »Wer war das?«, fragte Mercurio.
    »Jemand, der so weit oben steht, dass dir ganz schwindelig würde, wenn er sich neben dich setzen würde, du Winzling«, erwiderte Scarabello. »Komm mit«, sagte er und näherte sich den Wachsoldaten des Dogen.
    »Wir wissen, was wir zu tun haben«, sagte der Beamte der Serenissima, sobald Scarabello in Rufweite war. »Und es widert mich an, dass ich es für jemanden wie dich tun soll.«
    »Wenn man dir befohlen hätte, du solltest dir von mir auf den Kopf scheißen lassen, dann würdest du auch das tun«, erwiderte Scarabello. »Also belästige mich nicht weiter mit deinem erbärmlichen Getue und beeil dich.«
    »Ich gestatte dir nicht, so mit mir zu sprechen«, fuhr der Beamte auf und legte die Hand an sein Kurzschwert.
    »Willst du mich etwa umbringen?«, lachte Scarabello höhnisch. »Das würde dir zur Ehre gereichen. Dann könntest du dich endlich mal wie ein richtiger Mann fühlen.«
    Der Beamte lief vor Zorn rot an. Doch er hielt sich zurück. Der Mann, der ihm den Befehl erteilt hatte, war Ungehorsam nicht gewohnt.
    »Gut, dann wäre dieses Problem also gelöst«, sagte Scarabello. »Trupp, marschiert.«
    Mercurio folgte ihm. Sobald er die Türme des Castelletto erblickte, wurde er langsamer. »Was hast du vor?«
    »Ich? Nichts!« Scarabello grinste ihn an. »Ich werde mich schön abseits halten. Das werden alles die Wachen des Großen Rats erledigen.«
    »Des Großen Rats? Was ist das?«
    »Der Gipfel des Berges, auf dem der Mann thront, der mir diesen Gefallen tut.«
    »Und warum tut er das?«
    »Weil er es mir schuldet«, sagte Scarabello nachdenklich. Er tippte Mercurio mit dem Zeigefinger an die Brust und wiederholte: »Weil er es mir schuldet. Er sitzt dort oben, aber ich hier unten habe seine Eier fest im Griff. Wie, glaubst du wohl, überlebt einer wie ich? Dank der Freunde in höchsten Kreisen. Allerdings sind es keine wahren Freunde.« Er drehte sich zu dem Beamten des Dogen um und zeigte auf den Torre delle Ghiandaie. »Fünfter Stock. Los, tu, was du zu tun hast.«
    Die Garde des Dogen folgte in geschlossenen Zweierreihen ihrem Anführer.
    In einiger Entfernung stieg Scarabello provozierend langsam die Stufen hoch, sah sich aufmerksam um und lächelte Huren und Beschützern freundlich zu. Auf seinem Gesicht waren immer noch die Spuren von Lanzafames Fäusten zu sehen. Sie verheilten allmählich, nur die Wunde an der Lippe

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