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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Giuditta, sich weiterhin nicht sehen zu lassen. »Die werden ihm nicht bis ans Ende der Welt folgen«, knurrte er.
    Und tatsächlich sahen sie die Bauern eine halbe Stunde später wieder zurückkehren. Nun, da der Prediger nicht mehr bei ihnen war, schlurften sie müde vorwärts und bedauerten es wohl bereits, wertvolle Arbeitsstunden wegen etwas vergeudet zu haben, das sie selbst nicht so recht verstanden hatten.
    »Du wirst sehen, in Venedig werden Juden freundlich behandelt«, sagte Isacco.
    Sie setzten sich wieder in Bewegung und liefen durch den Wald neben der Straße, scheu wie wilde Tiere. Schweigend marschierten sie fast bis zum Abend und legten nur eine kurze Rast ein, um ein Stück Brot zu essen. Kurz vor Einbruch der Nacht erklärte Isacco seiner Tochter, dass ein Fuchs nicht in Gasthäusern schlief, vor allem dann nicht, wenn die Hunde frei herumliefen. Deshalb schnitt er ein paar Zweige ab, baute eine Art überdachte Lagerstatt und forderte seine Tochter auf, sich neben ihm niederzulegen.
    »Je enger wir uns aneinanderschmiegen, desto weniger werden wir die Kälte spüren«, erklärte er.
    Bei Tagesanbruch erhoben sie sich mit steifen Gliedern, überquerten die Straße und liefen dann wieder denselben Weg zurück, diesmal allerdings auf der anderen Seite, wo der Wald noch dichter war.
    »Ich bin so dumm«, sagte Giuditta nach einer kurzen Weile und blieb stehen. »Hätte ich dieser armen Frau nicht gesagt, du wärst ein Doktor, könnten wir weiter auf der Hauptstraße laufen.«
    Isacco drehte sich um.
    »Ich bin so dumm«, sagte Giuditta noch einmal wütend und biss sich heftig auf die Unterlippe, weil sie sonst in Tränen ausgebrochen wäre.
    Isacco ging mit ernster Miene auf sie zu. Dann drehte er sie an den Schultern zu sich herum, fasste ihr mit einem Finger unter das Kinn und hob ihr Gesicht an. »Ja, das stimmt. Du hast eine Dummheit gemacht.« Er sah sie eindringlich an. »Leute, die so leben wie ich … Na ja, also eben solche wie ich wollen Herr über das eigene Geschick und die eigenen Betrügereien sein. Verstehst du das?«
    »Ja, Vater«, sagte Giuditta und senkte beschämt den Kopf, »es tut mir leid.«
    Sie wollte sich in seine Arme werfen, doch Isacco hielt sie zurück. Er wollte ihr in die Augen sehen, während er sagte: »Du hast einen Fehler gemacht. Du bist ein ganz lausiger Weggefährte.« Und dann lachte er plötzlich lauthals auf, mit einer Unbekümmertheit, die Giuditta verblüffte. »Aber andererseits hast du etwas Außergewöhnliches getan, das ich erst jetzt, nachdem wir so viele Meilen gewandert sind, akzeptieren kann …«
    »Was?«, fragte Giuditta überrascht.
    Isaccos Blick wurde weich, als würde er sich in längst vergangenen Zeiten verlieren. Dann sah er wieder zu seiner Tochter.
    »Du bist schön, mein Kind«, sagte er. »So wunderschön wie deine Mutter damals.« Er streichelte ihr übers Gesicht. »Weißt du, was du Außergewöhnliches getan hast?«
    »Was?«, fragte Giuditta erneut.
    »Du hast mir eine Zukunft gegeben«, antwortete Isacco.
    »Wie meinst du das, Vater?«, fragte Giuditta verwirrt.
    Bevor Isacco ihr antworten konnte, hörten sie von fern ein noch unbestimmtes, rhythmisches Stampfen, in das sich vereinzelt Gesänge zu mischen schienen. Die Erde erzitterte, und Vater und Tochter zogen sich beunruhigt in die Dunkelheit des Waldes zurück.
    Isacco legte einen Finger an die Lippen und murmelte: »Leise.«
    Kurz darauf erschien hinter einer Biegung ein Zug von Karren, der von Soldaten zu Fuß und zu Pferde begleitet wurde. Einige trugen eine Rüstung, andere hatten nur eine Schwertscheide umgegürtet. Manche Männer hatten blutdurchtränkte Verbände, ein paar humpelten und benutzten ihre Schwerter und Lanzen als Krücken, und die Schwerverwundeten hatte man auf die Karren geladen. An den Seiten der Karren und an den Sätteln der Pferde hingen Armbrüste und Bögen, Pfeile und gefiederte Geschosse in Köchern herab. Dieses kleine Heer schien nicht auf dem Rückzug von einer Niederlage zu sein, denn die Männer sangen. Und die, die hoch zu Ross waren, ließen sich nicht einfach vom wiegenden Schritt der Tiere schaukeln, sondern saßen trotz ihrer Verwundungen mit stolz vorgereckter Brust im Sattel. Die Soldaten an der Spitze des Zuges schwenkten freudig die Banner der Serenissima.
    »Venezianer«, flüsterte Isacco Giuditta zu.
    Es waren etwa ein Dutzend Karren und nicht mehr als hundert Soldaten. Isacco hielt es für nicht besonders klug, sie zu fragen, ob

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