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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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sie sich ihnen bis Venedig anschließen dürften. Nicht, wenn man mit einem hübschen Mädchen reiste. Siegeslaune konnte manchmal schlimmer sein als Wut über eine Niederlage. Deshalb duckten sich beide ins Unterholz und warteten, bis die Soldaten vorübergezogen waren.
    »Wir folgen ihnen in einem gewissen Abstand«, beschloss Isacco und bedeutete seiner Tochter aufzustehen. »Ein Zug Soldaten ist wie ein Besen auf einem Boden voller Kakerlaken. Er macht den Weg frei.«
    Die beiden verließen den Wald und kämpften sich durch ein matschiges Feld. Als sie die Straße erreichten, sahen sie einen viereckigen Meilenstein aus Granit. Noch neununddreißig Meilen bis Venedig.
    »Wir haben immer noch einen weiten Weg vor uns«, sagte Isacco. Er fing Giudittas enttäuschten Blick auf. » Ha-Shem, der Allmächtige, der Heilige, gepriesen sei er, wird uns führen.«
    Sie hörten immer noch die Soldatengesänge.
    »Komm«, sagte Isacco und wollte gerade weitergehen, als plötzlich aus dem Nichts zwei Reiter der Nachhut auftauchten und im vollen Galopp mit gezücktem Schwert auf sie zustürmten. Sie hielten die Pferde erst an, als sie Isacco beinahe überrannt hatten, der langsam und gemessenen Schrittes zurückwich.
    »Wer seid ihr?«, fragte einer der beiden Reiter.
    »Mein Name ist …«
    »Warum verfolgt ihr uns?«, unterbrach ihn der andere Soldat barsch.
    »Wir sind auf dem Weg nach Venedig und fühlen uns sicherer, wenn wir hinter den Truppen der Serenissima reisen, ehrwürdiger Krieger«, antwortete Isacco so steif, dass es geradezu übertrieben feierlich klang.
    Die beiden Reiter mussten lachen.
    »Ihr seid bestimmt keine Venezianer, auch wenn ihr unsere Sprache sprecht«, sagte einer der beiden. »Eure Haut ist dunkler als unsere und ebenso eure Haare und Augen. Auf den ersten Blick würde ich sagen, ihr seid Juden. Ganz besonders du mit deinem Ziegenbärtchen. Aber ihr seid wohl doch keine Juden, oder? Denn ich sehe keinen gelben Hut auf eurem Kopf.«
    Der Soldat mit dem gezückten Schwert versenkte die Klinge in Isaccos Beutel und spießte dessen Hut auf. Der andere wandte sich Giuditta zu und umkreiste sie musternd.
    »Rührt meine Tochter nicht an«, sagte Isacco und machte einen Schritt auf das Pferd zu, das mit den Hufen nervös im Schlamm stapfte. Dann fügte er noch hinzu: »Bitte, werter Herr Reiter.«
    Der Soldat hob lachend das Schwert in seiner Hand und gab Giuditta damit einen leichten Klaps auf den weichen Rock, den die alten Frauen in den Bergen der Insel Negroponte genäht hatten, wie ein Hirte, der ein Schaf wieder zur Herde zurücktreiben möchte. Das Mädchen sprang vor, genau wie es der Reiter geplant hatte, und lief nun wieder in der Mitte der Straße.
    »Gehen wir«, befahl der andere Reiter Isacco. Aber er klang nicht feindselig.
    Sie brachten die beiden zur Schar der Verwundeten. Hier übergaben die Reiter sie ihrem Hauptmann Andrea Lanzafame, einem stattlichen Mann um die vierzig mit durchdringendem Blick, dessen Haare noch von der Schlacht zerrauft waren und an dessen Kinn bereits kräftige Bartstoppeln sprossen. Der Hauptmann saß ab und sah Isacco aufmerksam an. Der Mann hatte wenig Geduld, meinte Isacco zu erahnen, und ihm war klar, dass man ihm am besten offen und ohne Umschweife entgegentrat.
    »Ihr seid Juden?«, fragte der Hauptmann.
    »Ja, Herr«, erwiderte Isacco.
    »Warum tragt ihr nicht den gelben Judenhut?«
    »Weil man uns verfolgt hat und uns umbringen wollte.«
    Hauptmann Lanzafame musterte ihn schweigend und nickte beinahe unmerklich. »Wer bist du?«
    »Mein Name ist Isacco di Negroponte.« Dann drehte er sich zu Giuditta um, die ihn erschrocken anstarrte. Er sah sie mit einem verhaltenen Lächeln an. Er war ihr dankbar dafür, dass sie gesagt hatte, er wäre Arzt. Sie war H’ava so ähnlich, der Frau, die sie auf die Welt gebracht hatte, der Frau, die Isacco überaus zärtlich geliebt hatte. H’ava, die er nicht hatte retten können, was er sich immer noch vorwarf. Bevor Isacco zu der kranken Tochter der Wirtin gegangen war, hatte er sich noch einmal zu Giuditta umgedreht, die ihn aus dem Halbdunkel des Flurs beobachtete. Und da hatte er das Gefühl gehabt, durch diese Tochter, die ihr so unglaublich ähnlich sah, hätte ihm seine Frau ihren Segen erteilt. Giuditta hatte für H’ava gesprochen. Und H’ava hatte ihm gesagt, dass sie ihm nicht die Schuld an ihrem Tod gab, und ihm seine Möglichkeiten aufgezeigt. Ein neues Schicksal. Er lächelte bei dem Gedanken, dann

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