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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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er ihm laut nach.
    Isacco würdigte ihn keiner Antwort, sondern ging einfach weiter. Als er den Busch erreichte, sah er ihn sich genau an und überprüfte, dass sich dort niemand aufhielt und die Stelle vom Lager aus nicht einzusehen war. Als er sicher war, dass er vor allen Blicken verborgen war, knöpfte er seinen grünen Überrock auf, ließ die Hosen und die weiten wollenen Unterhosen fallen und hockte sich hin. Sein Gesicht verzerrte sich, aber nicht nur vor Anstrengung, sondern auch vor Schmerz. Isacco biss die Zähne zusammen. Er schloss die Augen und strengte sich noch mehr an. Er stöhnte leise und seufzte schließlich erleichtert auf. Ohne sich aufzurichten, fasste er mit den Händen unter sich und tastete suchend den Boden ab. Er bekam eine kleine Schutzhülle zu fassen und rieb sie am Gras sauber. Sorgsam öffnete er die Schnur, die sie verschloss. Es handelte sich um einen Schafsdarm, und er enthielt fünf Edelsteine, die im Licht des Sonnenuntergangs funkelten, als Isacco sie auf seine Handfläche ausschüttete. Zwei große Smaragde, zwei ebenso große Rubine und ein kleinerer Diamant, der jedoch wesentlich wertvoller war als die übrigen vier Steine.
    Im gleichen Moment hörte er ein Rascheln im Wald, in der Nähe des Busches. Er zuckte erschrocken zusammen und schloss die Hand schützend um die Edelsteine. Besorgt sah Isacco sich um. »Wer ist da?«, fragte er und lauschte aufmerksam. Doch es war kein weiteres Geräusch zu vernehmen. Ein Tier, dachte Isacco und entspannte sich. Er erledigte seine Notdurft und wischte sich danach mit großen, rauen Blättern ab, steckte die Edelsteine wieder in den Schafsdarm und knotete die Schnur fest zusammen. Schließlich gelang es ihm mit ein wenig Mühe, das wertvolle Päckchen wieder dort einzuführen, wo niemand es finden würde.
    »Fühlt Ihr Euch jetzt besser?«, fragte Donnola, als er ihn zurückkommen sah.
    Isacco gab ihm keine Antwort, stieg auf den dritten Karren, spuckte auf seine Instrumente und verkündete mit theatralischer Geste, damit wäre das Fieber, das den vorigen Feldscher getötet hatte, gebannt, und widmete sich den Verwundeten.
    Tief in der Nacht bestieg Hauptmann Lanzafame den Karren. Er leuchtete mit seiner Laterne Isacco in das von Erschöpfung gezeichnete Gesicht. »Leg dich schlafen«, befahl er. »Ich kann nicht verhindern, dass der Krieg meine Männer umbringt, wohl aber, dass ein Feldscher im Halbschlaf es tut.«
    Vollkommen abwesend beendete Isacco, der gerade einem Soldaten einen Verband anlegte, seine Arbeit.
    Hauptmann Lanzafame wartete draußen auf ihn. Er deutete auf den Proviantkarren. »Dort findest du deine Tochter. Es gibt eine Decke für euch und einen kleinen Kohleofen.«
    Isacco folgte ihm wie ein Schlafwandler.
    Als sie den Karren erreicht hatten, fügte Hauptmann Lanzafame hinzu: »Die Männer sagen, du bist ein Metzger.«
    Isacco senkte beschämt den Kopf.
    Er hatte fünf Beine oberhalb des Knies abgesägt, eines beinahe bis zum Hüftknochen – und der Soldat hatte den Blutverlust nicht überlebt –, zwei Arme auf der Höhe des Ellenbogens und eine Hand. Außerdem hatte er etwa ein Dutzend Finger abgetrennt. Er hatte alle drei vorhandenen Garnspulen benutzt, um die Wunden zu nähen, und als sie aufgebraucht waren, hatte er Donnola befohlen, ein Hemd aufzutrennen, um etwas zu haben, was er in die gebogene Nadel einfädeln konnte. Insgesamt hatte es drei Tote gegeben. Und der Zustand von zwei anderen Männern war kritisch.
    »Sie sagen, du bist ein Metzger«, wiederholte Hauptmann Lanzafame und schaute in die dunkle Nacht hinaus. »Aber wenn sie in einigen Tagen ihre Familien wieder in die Arme schließen können, werden sie merken, dass du ihnen ihre Haut gerettet hast.« Er grinste zufrieden. »Geh jetzt schlafen. Du hast es dir verdient.«
    Isacco sah Lanzafame dankbar an. Er nickte wortlos. Dann stieg er mit schweren Schritten die drei Stufen zum Proviantkarren hinauf und öffnete die Tür. Giuditta lag dort im Licht einer kleinen Öllampe. Sie schreckte aus dem Schlaf hoch, und als sie ihn erblickte, sprang sie schreiend auf und verkroch sich zwischen zwei Truhen.
    »Ich bin’s doch, dein Vater«, rief Isacco.
    »Du hast ausgesehen wie ein Soldat«, murmelte Giuditta zögerlich, während sie wieder zu ihrem Lager ging. Nach dem ersten Schrecken empfand sie nun eine gewisse Bewunderung beim Anblick ihres Vaters, der mit Blut bedeckt war wie ein Held. »Ich habe etwas Fleisch für dich zurückgelegt, obwohl es

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