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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Mönch. Als er näher kam, sah er, dass der Mann sich über ein niedriges Tor hinweg mit einer Nonne unterhielt, die auf ihrer Seite des Zauns einige Mädchen beaufsichtigte, die genauso schmutzig und armselig angezogen waren wie die Jungen. Shimon ruderte noch langsamer, als er erkannte, dass in den Häusern dort anscheinend ausschließlich Nonnen, Mönche und Kinder lebten. Es musste sich um ein Waisenhaus handeln.
    Bist du etwa hier?, fragte sich Shimon, und das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Er wusste, dass Mercurio Waise war, und obwohl er sich keinen Grund vorstellen konnte, warum er ausgerechnet in diesem Waisenhaus sein sollte, hatte er das seltsame Gefühl, dass er ihn hier finden würde. Nein, das konnte kein Zufall sein.
    Er vertäute das Boot am gegenüberliegenden Ufer, zog sich trotz der Hitze die Kapuze seines Umhangs über den Kopf und wartete.
    Er hatte selbst beobachtet, dass die Wachen des Dogen zwei Mal in Annas Haus gewesen waren, um dort nach Mercurio zu suchen. Also war er wahrscheinlich in Schwierigkeiten und musste sich irgendwo verstecken.
    Als Mercurio auch bei Sonnenuntergang immer noch nicht aufgetaucht war, musste Shimon sich eingestehen, dass er ihn doch verloren hatte.
    Nun blieben ihm nur noch zwei Möglichkeiten, herauszufinden, wo Mercurio sich aufhielt. Einmal Anna, von der er wusste, dass sie lesen konnte. Doch es bedürfte mit Sicherheit grausamer Mittel, um ihr eine Auskunft zu entlocken, da sie anscheinend wie eine Mutter an Mercurio hing.
    Die andere Möglichkeit war das Mädchen mit den roten Haaren. Bei dem Gedanken an sie fuhr sich Shimon genießerisch mit der Zunge über die Lippen. Dieses sinnliche Mädchen zu quälen würde eine wunderbare Erfahrung werden. Als Shimon sie verfolgt hatte, hatte er mitbekommen, dass Mercurio sie bei der letzten Begegnung eher kühl behandelt und schnell wieder fortgeschickt hatte. Und da er ebenfalls beobachtet hatte, wie Mercurio Zolfo mit Steinwürfen weggejagt hatte, nahm er an, dass die Bande mittlerweile auseinandergebrochen war. Also war es durchaus möglich, dass das Mädchen ihm bereitwillig Auskünfte erteilen würde, mit denen sie Mercurio schaden könnte. Vorausgesetzt, sie kannte sein Versteck.
    Bevor er sein Boot wendete, um zu dem hochherrschaftlichen Palazzo zu gelangen, in dem das Mädchen jetzt offenbar lebte, entschied er sich jedoch, den Rio della Pietà noch ein Stück hinaufzufahren. Wenn Mercurio sich nicht hier beim Waisenhaus versteckte, hatte er sich vielleicht ein Stück weiter hinten absetzen lassen.
    Shimon setzte sich wieder an die Riemen und ruderte langsam vorwärts. An der Stelle, wo der Rio della Pietà auf einen anderen breiten Kanal stieß, wurde die Wasserstraße gerade. Ihr Ende mündete in eine Lagune, die hier sogar noch mehr an die offene See erinnerte als am Markusplatz.
    Hier zeigte die Stadt ein vollkommen anderes Gesicht. Im Kanal trieben Exkremente und tote Tiere. Die Anlegestellen bestanden aus alten, halb verrotteten Holzpfählen, die in die schlammigen Ufer gerammt waren. Hier entblößte Venedig schamlos seine Armut. Und diese Armut stank entsetzlich, bemerkte Shimon naserümpfend.
    Zu seiner Linken sah er Holzstege mit Fischernetzen und Latrinen. Die ebenfalls aus Holz gebauten ärmlichen kleinen Häuser waren von kargen, von der Hitze verdorrten Gärten umgeben. In einem lief auf der Suche nach ein paar Grashalmen bedächtig eine Ziege umher, die so abgemagert war, dass sie nur noch aus Fell und Knochen zu bestehen schien und ihre Zitzen leer herunterhingen. Ein paar Hühner scharrten im Dreck, und neben einem Zaun lungerte ein Kater herum, dessen Ohren von den Kämpfen mit seinen Artgenossen völlig zerfetzt waren.
    Vor sich auf dem offenen Wasser sah Shimon eine mittelgroße Insel und einige Fischerboote.
    Rechts von ihm war nichts als eine Fläche aus getrocknetem Schlamm und ein schäbiger, offener Verschlag mit einem notdürftig geflickten Dach, unter dem ein ziemlich heruntergekommenes Schiff stand, an dem ein paar Leute Arbeiten durchführten.
    Shimon wollte schon umkehren, als aus der Werft eine Stimme ertönte, die er sofort erkannte.
    »Und, alter Mann, was meinst du, wann es fertig ist?«
    Shimon fuhr herum und sah Mercurio, der gerade aus dem auf dem Trockenen liegenden Schiff kletterte.
    Sein Herz begann zu hämmern, und das Blut rauschte durch seine Adern.
    Der Gott der Rache hatte ihn Mercurio finden lassen. Und damit sagte er ihm, dass seine Sache gerecht war. Der Gott der

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