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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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verhandeln konnte als der Mönch, und starrte ebenfalls zum Korb. Es kam ihm so vor, als hätte dieser sich bewegt. Und dann sah er zwei Finger, zumindest glaubte er das, die sich zwischen dem Korbgeflecht hindurchzwängten. Er machte einen Schritt nach vorn und stieg sogar eine der glitschigen Stufen hinunter, um besser sehen zu können. Die Finger zogen sich wieder in den Korb zurück.
    Jetzt sah man dem Fischer an, dass ihm nicht wohl in seiner Haut war.
    »Wie viel willst du?«, fragte Zolfo erneut.
    Der Fischer wollte schon antworten, doch vorher schaute er sich noch einmal um. Er sah zwei Wachleute näher kommen. »Geht weg, bitte«, rief er plötzlich mit lauter Stimme.
    Zolfo sah zu den Wachleuten, die kaum noch ein Dutzend Schritte entfernt waren. »Los, wie viel?«, beharrte er und starrte wieder zum Korb. Jetzt war er sicher, dass darin kein Fisch war. »Wenn du mir nicht antwortest, werde ich den Wachen sagen, dass du einen Flüchtling in diesem Korb versteckst«, drohte er.
    Der Fischer wurde bleich. »Geht bitte weg.«
    »Wie viel?«, wiederholte Zolfo und beugte sich zum Korb hinunter. Wenn er seine Hand ausgestreckt hätte, hätte er ihn umstoßen können. Und da hörte er eine Stimme aus dem Inneren des Korbes.
    »Zolfo«, flüsterte sie. »Verrat uns nicht.«
    Zolfo erkannte die Stimme wieder. Es war Benedetta. Überrascht wich er zurück. Er sah zum Fischer und zu Fra’ Amadeo hinüber. Keiner von beiden hatte etwas gehört.
    Im Korb zitterte Benedetta vor Angst.
    Mercurio, der neben ihr kauerte, drückte ihre Hand. »Rühr dich nicht«, flüsterte er ihr zu. Sie hatten den kleinen Gauner, den sie am Vortag auf dem Marktplatz kennengelernt hatten, im Morgengrauen bezahlt, und er hatte sie an Bord gebracht. Seit mehr als einer Stunde hockten sie nun schon in dem Korb in diesem ekelhaften Fischgestank. Durch das Weidengeflecht hatten sie die Szene beobachtet und befürchtet, man würde sie jeden Moment entdecken.
    Jetzt sahen sie, wie Zolfo einen Schritt zurücktrat und den Mönch am Ärmel mit sich fortzog. »Suchen wir uns jemand anderen«, drängte er.
    »Nein, ich will, dass dieser Mann mich nach Venedig bringt!«, rief da Bruder Amadeo etwas zu laut.
    »Man kann nicht nach Venedig übersetzen«, sagte da einer der Wachleute, der inzwischen nah genug herangekommen war, um ihn zu hören.
    »Ich muss aber!«, widersprach der Mönch hochmütig. »Weil Gott es so will!«
    »Nach Venedig kommt man nur, weil der Doge es will«, erwiderte der Wachmann.
    »Du würdest also einen Diener der Heiligen Kirche daran hindern …«, begann Bruder Amadeo und richtete den erhobenen Finger zum Himmel.
    Doch die Wache unterbrach ihn sofort: »Für einen Spion wäre es nicht weiter schwer, sich eine Mönchskutte überzuwerfen.« Er musterte den Geistlichen ernst. »In Kriegszeiten ist die Lagune für Fremde gesperrt.«
    »Du willst mir also den Zutritt verwehren?« Der Mönch richtete sich drohend vor der Wache auf, in vollem Vertrauen auf das Kreuz, das er um den Hals trug. »Ich werde an Bord gehen.«
    »Und ich werde dich verhaften, Mönch.«
    »Das will ich einmal sehen.«
    In ihrem Versteck beobachteten Mercurio und Benedetta, wie der eine Wachmann den anderen herbeiwinkte. »Nimm du den Jungen«, sagte er zu ihm. Dann packte er den Mönch grob am Arm. »Im Namen der Serenissima verhafte ich dich unter dem Verdacht, ein Spion zu sein«, sagte er hart und zog ihn zur Garnison von Mestre.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Benedetta ängstlich.
    »Rühr dich nicht«, befahl ihr Mercurio wieder, während er weiter durch das Weidengeflecht spähte.
    Das Boot legte gerade von der Mole ab. Der Fischer hatte die allgemeine Aufregung genutzt und seinen Männern befohlen, die Leinen loszumachen.
    »Aber sie werden verhaftet!«, protestierte Benedetta und verfolgte schreckensstarr, wie die Wache Zolfo abführte.
    »Rühr dich nicht!«, zischte Mercurio erneut.
    Die Ruderer hatten das Boot von der Mole abgestoßen. Nun setzten sich jetzt auf ihre Bänke und schoben die Riemen in die Dollen.
    Benedetta zuckte, als ob sie den Korb verlassen wollte. »Ich muss ihm helfen.«
    Mercurio sagte ihr nicht noch einmal, dass sie sich nicht bewegen solle. Das Boot war inzwischen weit genug von der Mole entfernt. Da sah er, wie die Wachleute stehen blieben und Zolfo und Bruder Amadeo laufen ließen. Mit gesenkten Köpfen entfernten sich der Junge und der Mönch. Wahrscheinlich laufen sie zurück zu Anna del Mercato, dachte Mercurio.

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