Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
Vom Netzwerk:
Bevor sie um die Ecke bogen, drehte sich Zolfo noch einmal um und starrte zum Korb hinüber.
    Benedetta kam er sehr traurig vor. »Ich kann den Mönch nicht leiden«, sagte sie leise.
    »Dieser Mönch ist der Teufel«, stimmte Mercurio zu.

19
    R uder halt!«, hörten Mercurio und Benedetta in ihrem Fischkorb, in dem sie sich immer noch versteckten, um nach Venedig zu gelangen.
    »Ich will keinen Ärger«, sagte der Fischer.
    »Aber den halben Soldo hast du genommen«, erwiderte barsch jemand, den Mercurio als Zarlino identifizierte, den jungen Gauner, der ihre geheime Überfahrt organisiert hatte.
    »Mistkerl«, murmelte Mercurio leise vor sich hin.
    »Wer ist das?«, fragte Benedetta beunruhigt.
    Mercurio antwortete nicht. Er holte seinen Geldbeutel hervor und nahm ganz vorsichtig alle Silbermünzen heraus, die er in dem Gasthaus gewechselt hatte, um nicht immer mit Goldmünzen bezahlen zu müssen und damit vielleicht Verdacht zu erregen. Dann verbarg er den Beutel zwischen den Brettern des Bootes. Schließlich riss er einen Streifen Stoff von seiner Jacke ab, legte die Silbermünzen hinein und verknotete ihn. Er reichte das Bündel Benedetta und bedeutete ihr, es sich in den Ausschnitt zu stecken. »Es tut mir leid«, sagte er.
    »Was denn?«, fragte Benedetta.
    Da hörten sie einen dumpfen Aufprall von Holz auf Holz. Jemand hatte das Boot geentert.
    »Ich will keinen Ärger«, wiederholte der Fischer weinerlich.
    »Dann halt lieber den Mund«, erwiderte Zarlino. »Wo hast du sie versteckt?«
    Gleich darauf warf ein heftiger Fußtritt den Korb um, unter dem sich Mercurio und Benedetta verborgen hatten.
    »Guten Tag, mein Freund«, grinste Zarlino mit einem Messer in der Hand Mercurio an. »Ihr seht nicht gerade wie Fische aus.«
    Seine drei Kumpane auf dem anderen Boot, das wesentlich kleiner und heruntergekommener war als ihres, lachten höhnisch. Ihre Gesichter waren hässlich, von Armut gezeichnet, und obwohl sie noch recht jung waren, hatten sie nur noch wenige Zähne im Mund. Mit einem Haken hielten sie ihr Boot an dem des Fischers fest.
    Mercurio und Benedetta standen auf und traten ihnen entgegen.
    Der Fischer und seine beiden Männer blickten verlegen zu Boden.
    »Was willst du?«, fragte Mercurio. Er spürte, wie Zorn in ihm hochstieg und seine Schläfen zu pochen begannen.
    »Ich fürchte, ich brauche noch mehr Geld«, sagte Zarlino.
    »Dann geh und such dir eine Arbeit«, erwiderte Mercurio. Er sah sich um. Sie waren in einem Kanal am Rande der Lagune. Weit und breit war niemand zu sehen. Der Fischer hatte ihn eigens ausgesucht, damit er nicht auf Wachen traf. Und vielleicht war er ja so dumm gewesen, Zarlino davon zu erzählen. Oder die beiden steckten unter einer Decke. Um sie herum wuchsen hohe Binsen. Hier kam bestimmt niemand vorbei, und selbst wenn, würden die Leute so tun, als bemerkten sie nichts, und sie ihrem Schicksal überlassen.
    »Über dumme Witze konnte ich noch nie lachen«, sagte Zarlino.
    »Weil du zu dumm bist, um sie zu verstehen«, erwiderte Mercurio.
    Zarlino winkte zwei seiner Kumpane an Bord. Der dritte hielt weiterhin mit dem Enterhaken die beiden Boote zusammen. »Du hast jetzt zwei Möglichkeiten, mein Freund«, fuhr der Gauner fort, als er seine Männer hinter sich wusste. »Entweder du rückst dein Geld freiwillig heraus, oder wir nehmen es uns. Wenn du es uns gibst, kannst du deine Fahrt nach Venedig fortsetzen, wenn nicht, landest du mit durchgeschnittener Kehle im Kanal. Du hast die Wahl.«
    »Ich möchte dir ja gern glauben«, entgegnete Mercurio grimmig lächelnd. »Und weshalb auch sollte ich einem so noblen Herrn wie dir nicht trauen?«
    »Du spielst wohl weiter den Narren, was?«
    »Das liegt mir eben im Blut«, sagte Mercurio, zuckte mit den Schultern und ließ den Blick schnell über das Boot gleiten. Dann, als er gefunden hatte, was er benötigte, schoss er so schnell er konnte vorwärts, ganz so, wie er es gelernt hatte, um bei Scavamorto und in den römischen Abwasserkanälen zu überleben. Er schnappte sich ein Netz und warf es über die überrumpelten Kumpane. Dann riss er einem der Seeleute ein Ruder aus der Hand und schlug damit kraftvoll zu. Auch auf diesen Hieb war keiner der Männer vorbereitet. Einer von ihnen krümmte sich und stieß dabei am Kopf mit Zarlino zusammen, der stöhnend zu Boden ging.
    Inzwischen hatte Benedetta, ohne auf eine Aufforderung Mercurios zu warten, eine Keule gepackt, mit der die Fischer größere Fische erschlugen, und ging

Weitere Kostenlose Bücher