Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
Vom Netzwerk:
Nie hilft mir mal jemand«, seufzte er theatralisch.
    »Steck ihm doch ein Ruder in den Arsch«, sagte Benedetta. »Oder, halt, ich steck es ihm rein.«
    »Dich hat keiner gefragt, du kleine Hure«, wies Scarabello sie zurecht.
    »Bitte entschuldige sie«, sagte Mercurio.
    Scarabello wandte sich wieder Zarlino zu. »Geh zurück in deine Nussschale«, befahl er ihm. Und während Zarlino und seine Kumpane gehorchten, wandte er sich an seine Männer, die schon ahnten, was er vorhatte, und ihm ein Beil reichten. Elegant wie ein Tänzer schwang sich Scarabello an Bord des Bootes seines Widersachers, hob die Axt hoch über den Kopf und ließ sie mit Schwung auf den Boden niedersausen.
    »Bitte nicht …«, flehte Zarlino.
    Scarabello setzte noch zwei weitere gezielte Schläge neben das erste Leck. Sofort drang reichlich Brackwasser in das Boot. Er packte die beiden Ruder und warf sie weit über Bord. Dann sprang er wieder mit ebensolcher Eleganz auf sein eigenes Boot zurück. »Du hast Glück, Hungerleider. Denk an all das, was du hättest verlieren können … Eine Hand, einen Arm, die Zunge, die Augen … Du kannst die Liste ja gleich beim Schwimmen fortsetzen.« Damit stieß er das Boot in die Mitte des Kanals. Schließlich drehte er sich zu dem Fischer um. »Und jetzt zu uns beiden. Wie viel hat er dir gegeben, um etwas zu tun, weswegen du eigentlich zu mir hättest kommen müssen?«
    »Einen halben Soldo, Herr.«
    »Dann werde ich mich mit zwei Soldi begnügen«, erklärte Scarabello, und als der Fischer sich nicht sofort rührte, brüllte er ihn an: »Jetzt!«
    Der Fischer wühlte in seinen Taschen und klaubte die geforderten Münzen hervor.
    »Gut«, sagte Scarabello, »ihr könnt weiterfahren.« Er wandte sich an Benedetta und Mercurio. »Ich nehme mal an, dass ihr euch hier in diesem Korb versteckt habt, denn ihr stinkt wie zwei faulige Kabeljaus. Geht wieder hinein. Aber vorher könntet ihr euch wenigstens bei mir bedanken.«
    »Und unser Geld?«, fragte Mercurio.
    Benedetta stieß ihn heftig in die Seite.
    Scarabello lachte. »Du bist ganz schön dreist, weißt du das?«
    »Gut, dann behalt es eben!«, sagte Mercurio kühn.
    »Erteilst du mir etwa gerade eine Erlaubnis, Bürschchen?«, fragte Scarabello, der noch nicht so genau wusste, ob er amüsiert sein oder sich für die Beleidigung rächen sollte.
    »Behalt die Münzen als Bezahlung für unsere Aufnahme«, fuhr Mercurio fort.
    »Aufnahme?«, fragte Scarabello überrascht.
    »Ja. Nimm uns in deine Truppe auf. Ich bin ein guter Betrüger, und sie kann sehr gut Schmiere stehen«, sagte Mercurio.
    Scarabello schien amüsiert darüber, wie sich das Gespräch entwickelte. »Woher kommt ihr beiden, du und deine Freundin?«
    »Aus Rom«, antwortete Mercurio. »Und sie ist nicht meine Freundin. Sie ist meine Schwester.«
    Scarabello musterte Benedetta. »Merkwürdig, man könnte meinen, ihr wärt gleich alt.«
    »Ich bin fast zwei Jahre jünger als er«, beeilte sich Benedetta zu sagen. »Mein Bruder hat sich immer um mich gekümmert. Und er hat mir alles beigebracht, was er über die Straße weiß.«
    Mercurio dachte, dass Benedetta tatsächlich eine gute Betrügerin und ausgezeichnete Partnerin abgab.
    »Und warum seid ihr aus Rom fort?«, fragte Scarabello.
    »Weil es für unser körperliches Wohlergehen ratsam war«, antwortete Mercurio.
    Scarabello lachte. »Hast du etwa dem Papst die Tiara vom Kopf gestohlen?«
    »Vielleicht.«
    Scarabello grinste und musterte ihn anerkennend. Dann wandte er sich an den Fischer. »Bring sie nach Rialto und erklär ihm, wo die Rote Laterne ist.« Dann sah er zu Mercurio. »Nimm dir dort ein Zimmer. Es ist erbärmlich, aber mit zwei Silbersoldi kannst du dir nichts Besseres leisten für ein paar Wochen.«
    »Ich habe keine zwei Silbersoldi«, sagte Mercurio.
    Scarabello grinste und ließ zwei Münzen durch die Luft segeln, die Mercurio auffing. »Vielleicht komme ich dich ja mal besuchen«, sagte er. Dann stieß er das Boot ab und verschwand ebenso leise im dichten Binsengestrüpp, wie er gekommen war.
    »Ersauf doch, du Bastard!«, schrie Benedetta zu Zarlino hinüber, der nun, nachdem das Boot vollends gesunken war, versuchte, zusammen mit seinen Kumpanen ans Ufer zu schwimmen.
    »Ich wusste nicht …«, stammelte der Fischer.
    Mercurio brachte ihn mit einem scharfen Blick zum Schweigen. »Verreck doch, du Feigling.« Dann bedeutete er Benedetta, sich wieder neben ihn zu kauern, und befahl dem Fischer, erneut den Weidenkorb

Weitere Kostenlose Bücher