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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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sich seinen Taufschein zurück und fand ein Goldstück. Er erkannte in ihm einen seiner Goldflorins. Offensichtlich war es der Anteil des Hauptmanns an der Beute. Als er die Taschen der anderen Wachen durchsuchte, fand er noch ein Goldstück und nahm an, dass sie es später unter sich aufgeteilt hätten, vielleicht in einem Wirtshaus und mit einer Hure. Das bedeutete, dass der General und das Mädchen die andere Münze hatten.
    Shimon zog dem Hauptmann die Stiefel aus und probierte sie an. Sie passten ihm. Die Sporen klirrten beim Laufen. Dann nahm er ihm die Lederhandschuhe ab, warf sich den Umhang mit den Abzeichen des päpstlichen Heers über die Schulter und setzte sich den leichten Helm auf.
    Er hörte einen Klagelaut und drehte sich um. Eine der Wachen streckte flehend den Arm nach ihm aus. »Hilfe … hilf mir.«
    Shimon ging zu ihm, er war beinahe noch ein Junge, kniete sich hin und nahm den Kopf in seinen Schoß.
    Dann drehte er ihm brutal den Hals um.
    Er schirrte die Pferde ab, schlug ihnen auf die mächtigen Kruppen und ließ sie ziehen. Dann suchte er sich ein Schwert, eine Armbrust und Pfeile. Er nahm die Zügel eines Pferdes der berittenen Wachen, dessen Hals von Blut befleckt war. Nachdem er den weißen Wallach gesäubert und beruhigt hatte, schwang er sich auf. Dann trieb er ihn leicht mit den Sporen des Hauptmanns an, und das Pferd setzte sich in Bewegung.
    Ich bin bereit, dachte Shimon entschlossen, und ritt auf das Wirtshaus zu.

22
    A m nächsten Morgen, als Mercurio und Benedetta über die Rialtobrücke schlenderten und nach einem Weg suchten, wie sie neue Kleider stehlen konnten, wurden sie von einem jungen Mann mit einer Augenklappe angesprochen.
    »Folgt mir, wir gehen zu Scarabello«, sagte der Einäugige.
    Unmittelbar hinter der Brücke bogen sie nach links ab und liefen die Fondamenta di Riva del Vin, die Uferstraße, am Canal Grande entlang. Um nicht im Schlamm einzusinken, versuchten sie auf den alten Holzbalken zu bleiben, die jedoch an einigen Stellen durch das Ausladen von Weinfässern versperrt waren, da von hier aus beinahe sämtliche Privat- und Gasthäuser von Venedig beliefert wurden. Sie folgten dem Rio Terrà del Fontego hinauf, an der Kirche San Silvestro vorbei, wandten sich nach links und erreichten so schließlich den Campo San Silvestro, den Vorplatz der Kirche.
    Scarabello stand mit ausgebreiteten Armen vor der Werkstatt eines Kürschners. In der feuchten Luft hing ein grässlicher Gestank nach den Säuren, die zum Gerben benutzt wurden. Scarabello selbst trug einen dicken schwarzen Pelz. Zwei Gesellen scharwenzelten eifrig um ihn herum, jeder hatte einen Pinsel in der Hand, den er in eine bis zum Rand mit schwarzer Farbe gefüllte Büchse tauchte. Mercurio fiel auf, dass der Pelz an einigen Stellen, auf die sich die Gesellen konzentrierten, braun war. Er wusste nicht, von welchem Tier er stammte. Der Pelz war struppig, er hätte genauso von einem Hund wie von einem Bären sein können. Auf dem Messer in seiner linken Hand hielt Scarabello ein Stück Rindfleisch aufgespießt, von dem er ab und zu ein Stück abbiss. Seine Männer, drei an der Zahl, zu denen sich der Einäugige gesellte, saßen ein wenig abseits auf weißen Steinen, die aus einer Häuserwand ragten.
    »Was hältst du von Venedig?«, fragte Scarabello, als Mercurio vor ihm stand. Benedetta würdigte er keines Blickes.
    »Es ist voller Hühner«, antwortete Mercurio. Wieder faszinierten ihn die beinahe weißen Haare Scarabellos.
    »Und wer sagt dir, dass du sie rupfen darfst?«, fragte der ihn.
    »Ich nehme an, dazu brauche ich deine Erlaubnis.«
    Scarabello lächelte zufrieden. Dann wandte er sich ungeduldig an die beiden Gesellen. »Wie lange dauert das denn noch?«
    Keiner der beiden antwortete ihm, doch der Kürschner stürzte aus seiner Werkstatt, um ihr Werk zu überprüfen. Er schüttelte den Kopf. »Messer Scarabello, das ist schlampige Arbeit«, jammerte er. »Das Färbemittel muss fixiert werden.«
    »Dafür habe ich keine Zeit«, fertigte Scarabello ihn verärgert ab. »Wie lange dauert es noch?«
    »Sie sind beinahe fertig«, erwiderte der Kürschner ergeben.
    Scarabello bedeutete ihm, zu verschwinden. Dann biss er noch einmal in das Rindfleisch auf seinem Messer. »Jetzt erklär mir mal, was du vorhast«, forderte er Mercurio auf.
    »Wir brauchen neue Kleider«, sagte Mercurio. »Wenn wir die hier tragen, kann uns doch jeder eine Meile gegen den Wind riechen.«
    Scarabello schwieg.
    »Ich bin ein

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