Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)
von dem schmollenden Gesicht der Dienerin. »Sagt mir, womit ich Euch dienen kann, und ich werde versuchen, Euch zufriedenzustellen. Soweit ich verstanden habe, seid Ihr fremd in der Stadt und …« Der Goldschmied sprach nicht weiter. Er wurde misstrauisch. »Wie ist es Euch übrigens gelungen, hier in die Lagune zu gelangen? Nicht-Venezianern ist es verboten …«
Die Alte schlug mit ihrem Stock auf den Ladentisch. »Du langweilst mich. Ich bin Cornelia Della Rovere und stamme von einem alten Papstgeschlecht ab. Allein aufgrund meines Namens und meiner Abkunft bin ich nirgendwo auf der Welt eine Fremde, du Wurm. Willst du mir jetzt endlich einen deiner erbärmlichen Ringe zeigen oder nicht?«
Die Dienerin, die den Goldschmied jetzt wieder verführerisch anlächelte, nickte dazu die ganze Zeit bestätigend.
»Ich bitte Euch um Verzeihung, edle Dame …«
»Der Ring!«
»Sogleich.« Der Goldschmied starrte weiterhin die Dienerin an, während er eine große gepanzerte Eisenkiste öffnete und ihr ein Fach mit Ringen entnahm.
Die Alte würdigte die Schmuckstücke keines Blickes. »Ich habe gesagt, ich will Ringe sehen. Das Zeug hier taugt nur für solche wie diese Dirne da.« Sie versetzte der Dienerin aufs Geratewohl einen Schlag mit dem Stock, woraufhin diese jammerte und dem Goldschmied einen beschämten Blick zuwarf.
Der biss sich auf die Lippen. Er stellte das Fach zurück und näherte sich einem Geldschrank, der mit drei Schlössern gesichert war. Er öffnete eines nach dem anderen, holte schließlich eine Lade mit zweifellos wertvollerem Schmuck heraus und stellte sie vor die alte Frau hin.
Die schloss die Augen.
»Gefallen Euch nicht einmal diese?«, fragte der Goldschmied.
Die Alte bleckte die Zähne, wurde hochrot im Gesicht und ließ einen weiteren Furz. »Verdammtes Alter!«, schimpfte sie. Dann sah sie sich die Ringe an und nahm einen mit einem gefassten Diamanten heraus. Sie rümpfte die Nase und steckte ihn grob in die Lade zurück.
Der Goldschmied rückte ihn sorgsam wieder zurecht. Dann sah er zu der Dienerin hinüber, die ihr Hemd weiter aufgeknöpft hatte.
Die Alte nahm einen Ring mit einem Smaragd von der Größe eines Skarabäus. Und auch den ließ sie achtlos in die Lade fallen. »Gib mir meine Brille, Dirne«, fuhr sie die Dienerin grob an.
Während die Dienerin der Alten die Brille gab, beugte sie sich so weit über den Ladentisch, dass der Goldschmied ihre rosa Brustwarzen sehen konnte.
Die alte Frau setzte ihre Brille auf, nahm dann mit zitternden Händen die gesamte Lade und drehte sich dem Schaufenster zu. »Hier im Laden gibt es kein ordentliches Licht«, schimpfte sie und ging einen Schritt ohne ihren Stock. Noch bevor ihre Dienerin eingreifen konnte, wankte sie und wäre beinahe gestürzt. Die Lade entglitt ihren Händen, und die kostbaren Schmuckstücke rollten über den Boden.
Der Goldschmied stöhnte auf und bückte sich schnell, um sie aufzusammeln. Die Dienerin hatte sich ebenfalls hinuntergebeugt, um ihm zu helfen, und jedes Mal wenn sie ihm einen der Ringe reichte, den sie aufgeklaubt hatte, berührte sie seine Hand und sah ihm tief in die Augen. Dabei kam sie ihm so nah, dass der Goldschmied ihren warmen Atem spürte.
Die alte Frau dachte nicht einmal daran, sich für den Vorfall zu entschuldigen. Sie kramte in ihrer Beuteltasche und holte eine seidene Börse heraus. Die öffnete sie mit zitternden Händen, während der Goldschmied seine letzten Schmuckstücke einsammelte und an den Ladentisch zurückkehrte, nachdem er festgestellt hatte, dass nichts fehlte, und dabei die Dienerin verstohlen gestreichelt hatte.
»Also …«, fragte die alte Frau zerstreut. »Was würde der Smaragd hier kosten?«
Der Goldschmied wollte ihr gerade antworten, als die Hände der Alten wieder zu zittern begannen und sie ihre Geldbörse fallen ließ. Die Münzen rollten über den Boden wie vorher die Ringe. Der Goldschmied und die Dienerin krochen auf allen vieren, um sie einzusammeln, und der Mann bemerkte, während er wieder die Hand der Dienerin zärtlich streifte, dass sie aus purem Gold waren. Als er aufstand, übergab er der Alten die Münzen, und sie zählte sie, während sie sie wieder in ihre Geldbörse steckte.
»Eine fehlt«, sagte die Alte.
»Wie?«, fragte der Goldschmied.
»He, seid Ihr auf einmal taub geworden?«
»Edle Dame …«
»Wie viel Geld hatte ich, als wir aus dem Haus gegangen sind, Dirne?«, fragte die Alte ihre Dienerin.
Die Dienerin sah den Goldschmied
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