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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Gehilfen an.
    »Abgesehen vom Namen … ist mir diese Krankheit noch nie begegnet«, sagte Isacco. »Sie kommt mir vor wie eine Mischung aus Pest, Haarausfall und Krätze …«
    »Eigentlich könnt Ihr die Krankheit gar nicht kennen, weil sie neu ist«, sagte einer der beiden Ärzte gewichtig.
    »In manchem habt ihr recht, Collega«, ergänzte der andere. »Obwohl sie sich von den Krankheiten unterscheidet, die Ihr genannt habt, gehört sie dem Wesen nach doch immer noch in dieselbe Kategorie des von Galen beschriebenen ignis persicus. «
    »Und was sind ihre Ursachen?«, fragte Isacco.
    »Ihre wichtigsten Ursachen sind in der Sternenkonjunktion von Jupiter und Mars im November des Jahres 1494 zu suchen. Und in der von Saturn und Mars im Januar des Jahres 1496«, antwortete einer der beiden Doktoren, während der andere zustimmend die Lider senkte.
    Isacco zügelte seinen aufkommenden Ärger. »Und die … etwas niedereren Ursachen?«, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Nun, es ist allgemein bekannt, dass sie in der Entdeckung der beiden Amerikas ihren Ursprung hat«, mischte sich der Apotheker ein und verbeugte sich leicht vor den Doktoren. »Die Eingeborenen dort haben fleischliche Lust mit Affen gepflegt, die ihnen, nebenbei bemerkt, unglaublich ähnlich sehen, schließlich sind sie selbst erst vor Kurzem von den Bäumen geklettert. Und von diesen Tieren haben sie die Krankheit übernommen, besonders die Frauen, die sie dann mit ihren ekelhaften Beischlafpraktiken an Kolumbus’ Seeleute übertragen haben …« – er breitete betrübt die Arme aus – »… die sie dann nach Europa gebracht haben.«
    »In jedem Fall benutzt Gott diese Krankheit, um die sündigen Nationen der Christenheit zu bestrafen«, sagte der junge Gehilfe des Apothekers, woraufhin Letzterer beifällig nickte.
    »Gibt es denn nichts … Gibt es denn keine einfachere Erklärung?«, fragte Isacco. »Etwas Greifbareres?«
    »Greifbar?« Der Apotheker sprach dieses Wort wie ein Schimpfwort aus.
    Hauptmann Lanzafame drehte sich zu Isacco um.
    Der ließ sich von seinem aufbrausenden Naturell überwältigen, riss ihm das Messer aus der Hand und stieß es wütend in das Holz des Ladentischs. »Verflucht noch mal!«, brüllte er laut.
    Der Apotheker stieß einen schrillen Schreckensschrei aus.
    »Die Krankheit ist ansteckend«, erklärte einer der Doktoren hastig. »Man muss den Geschlechtsverkehr mit von der Krankheit befallenen Frauen vermeiden. Doch die Zersetzung der Körpersäfte hat ihre Ursache auch in extremen Wetterunbilden, besonders in der Luftfeuchtigkeit.«
    »Und sie greift um sich wie eine Seuche. Sie setzt sich im Schambereich mit bösartigen Pusteln fest, die sich dann über den übrigen Körper bis in den Kopf ausbreiten«, schloss der andere Arzt und senkte den Kopf.
    Hauptmann Lanzafames Augen brannten von zu viel Wein und Kummer. Er konnte den Ausführungen der Ärzte nicht folgen, deshalb wandte er sich an Isacco und sah ihn fragend an.
    »Eigentlich wisst ihr also überhaupt nichts über diese Krankheit«, stellte dieser fest.
    Aus Furcht reagierte niemand darauf.
    »Und wie behandelt ihr sie?«, fragte Isacco.
    »Antwortet!«, sagte der Hauptmann drohend.
    »Strenge Diät«, sagte der erste Arzt.
    »Aderlass …«, fügte der andere hinzu.
    »Und Abführmittel«, schloss Isacco verzweifelt.
    »Sehr richtig«, sagten die beiden Doktoren im Chor.
    »Und Theriak, das ich selbst hergestellt habe«, sagte der Apotheker stolz.
    Isacco sah Lanzafame an. »Diät, Aderlass und Abführmittel«, stöhnte er. »Gegen Herzkrankheiten und Hämorrhoiden, gegen Krebs und Hühneraugen … gegen alles nur Diät, Aderlass und Abführmittel.«
    »Und Theriak, hergestellt von mir«, wiederholte der Apotheker.
    »Halt’s Maul, du Spatzenhirn!«, brüllte der Hauptmann. Dann wandte er sich an Isacco: »Also?«
    Isacco schüttelte den Kopf. Während dieses ersten peinvollen Tages hatte er mehrmals daran gedacht, dem Hauptmann zu beichten, dass er gar kein richtiger Arzt war. Aus Respekt ihm gegenüber, weil er fühlte, dass er es ihm schuldig war. Aber er hatte es nicht getan. Schließlich wusste er genauso viel wie die vier Männer in der Apotheke Zum Goldenen Kopf. Er wäre bereit gewesen, alles zu tun, was sie ihm rieten, nur um diese Frau zu retten, die stöhnend und jammernd in Hauptmann Lanzafames Bett lag. Doch nicht einmal sie wussten, wie man sie behandeln sollte. So war es nun einmal.
    »Gebt mir eine Salbe aus Moschusschafgarbe

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