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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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an. »Ich weiß nicht genau …«
    Der Goldschmied blickte angespannt. »Ihr denkt doch nicht etwa …«
    »Du blöde Schlampe! Du weißt es nicht?«, schrie die Alte. Wütend schlug sie mit dem Stock auf den Ladentisch und traf die Lade mit den Ringen an einer Ecke, sodass sie umkippte und die Ringe sich auf dem Tisch und dem Boden verteilten.
    Der Goldschmied sprang wieder auf und wollte sie aufsammeln, doch die Alte schlug ihm mit dem Stock auf die Hand. »Ich rufe die Wachen, du Dieb!«
    »Edle Dame …«
    »Steck dir deine edle Dame sonst wohin! Mit mir machst du so etwas nicht!« Wieder stampfte sie wütend mit dem Stock auf und stützte sich auf den Ladentisch. »Wachen!«, schrie sie und ging mit wackeligen Schritten zur Tür.
    Während die Dienerin sie dabei stützte, sah sie den Goldschmied so traurig an, als müsste sie ihren Liebhaber verlassen.
    Kaum waren sie hinaus aus dem Laden, befreite sich die Alte vom Arm der Dienerin, raffte die Röcke und begann zu rennen. Und die andere folgte ihr lachend.
    »Was für ein riesiger Hornochse«, schrie Mercurio und nahm den Hut ab, der sein halbes Gesicht verdeckt hatte.
    »Und ein riesiger Hurenbock!«, schrie Benedetta.
    Einen Moment zu spät hatte der Goldschmied bemerkt, dass der Diamantring fehlte. Er rannte aus dem Laden und blickte sich nach links und rechts unter den Passanten um. »Habt ihr eine alte Frau und ihre Dienerin gesehen?«, fragte er verzweifelt jeden, der vorbeikam. Aber niemand antwortete ihm. Er rannte zur Salizada del Fontego dei Tedeschi. Aber dort waren zu viele Leute. Unmöglich, die Alte und ihre Dienerin unter ihnen auszumachen. Außerdem konnte er seinen Laden nicht unbeaufsichtigt lassen. Also machte er kehrt und sah sich noch einmal um. Als er einen Schritt zurückwich, spürte er etwas unter seinem Fuß. Es war eine luftgefüllte Schweinsblase.
    Die Luft entwich daraus mit einem dröhnenden Ton.
    »Was für ein Furz, Bruder«, rief einer der Passanten.

27
    N eapoletanische Krankheit …«
    »Ach was, Portugiesenkrankheit.«
    »Unsinn! Die Franzosen unter Karl dem Achten haben sie nach Neapel gebracht mit ihren Huren. Deshalb muss sie Franzosenkrankheit heißen, das ist unbestreitbar.«
    »Verzeiht, geschätzte Kollegen, aber es muss Spanische Krankheit heißen, man weiß doch genau, dass die Matrosen von Kolumb …«
    »Genug, ihr Idioten!«, schrie Hauptmann Lanzafame. »Mir ist scheißegal, wie sie heißt!«
    Der Inhaber der Apotheke Zum Goldenen Kopf schwieg und reckte gleichermaßen beleidigt und verblüfft den Kopf. Seine Mundwinkel sanken nach unten, und die Scherenbrille fiel ihm von der Nasenspitze. Sein junger Gehilfe kniete sich sofort hin, um sie aufzuheben. Die beiden Ärzte, die sich mit dem Apotheker so eifrig gestritten hatten, hoben ihre Augenbrauen gleichzeitig.
    Hauptmann Lanzafame, ungekämmt und unrasiert, stieß Isacco nach vorn. »Gebt Doktor Negroponte, was er verlangt«, befahl er. »Und zwar ohne großes Brimborium.«
    »Sagt, was Ihr braucht«, forderte der Apotheker Isacco auf und musterte ihn von oben bis unten. Dann wandte er sich mit einem schiefen Lächeln auf seinen blutleeren Lippen an die beiden Ärzte. »Er weiß nicht, um welche Krankheit es sich handelt, aber er weiß, wie man sie behandelt. Gut, lernen wir also von ihm.«
    »Einer Frau geht es schlecht. Findet Ihr das wirklich komisch?«, fragte Isacco. »Wollt ihr mir jetzt helfen oder nicht?«
    Hauptmann Lanzafame bohrte sein Messer mit der Spitze in den Verkaufstisch des Apothekers. »Ich bin ganz sicher, dass sie dir helfen.«
    Alle vier Gelehrten wichen rasch zurück.
    »Das ist nicht nötig, Hauptmann«, sagte Isacco, zog das Messer aus dem Verkaufstisch und reichte es Lanzafame. »Sie werden mir helfen, weil sie Männer der Wissenschaft sind und einen Eid geleistet haben. Nicht wahr?«
    Der Apotheker wackelte gemessen mit dem Kopf, sodass es aussah, als säße der nicht fest auf dem Hals. Die beiden Doktoren steckten ihre Daumen auf Höhe der Achseln in die Falten ihres Wamses wie ein aufeinander eingespieltes Tanzpaar. Sie durften nicht gleich nachgeben, das gebot ihnen ihr Stolz, und so mussten sie die Komödie noch ein wenig weiterspielen. Doch der junge Gehilfe, der nicht so erfahren in dieser Kunst der Verstellung war, sagte gleich: »Natürlich, mein Herr«, und das mit einer unsinnigen Begeisterung, die die anderen drei als tadelnswert empfanden. Doch da ihr Schlachtplan nun fehlgeschlagen war, nickten sie und schlossen sich dem

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