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Das Mädchen in den Wellen

Das Mädchen in den Wellen

Titel: Das Mädchen in den Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri
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angehimmelt. Die Königin der Flotte. Hat immer wieder den Schwimmwettbewerb gewonnen. Sie war das einzige hübsche Mädchen, das so schnell schwimmen konnte. Wie ein Fisch. Hat die Parade angeführt, weiß nicht mehr, in welchem Jahr. Sie muss damals so achtzehn gewesen sein. Kurz bevor sie diesen Kerl kennengelernt und jede Menge gebrochener Herzen hinterlassen hat. Und eifersüchtige Frauen.«
    »Sie hatte nicht viele Freunde?«
    »Mehr Männer als Frauen. Was nicht bedeutet, dass sie ein leichtes Mädchen war. Mit den Jungs hat sie sich einfach besser verstanden. Hat sich nie auf Klatsch eingelassen, vielleicht weil die Leute sich so gern den Mund über sie zerrissen. Bei der weiblichen Bevölkerung war sie nicht gerade beliebt. Nur mit meiner Tochter Brenna war sie dicke. Ist traurig, wenn die Kinder vor einem gehen.«
    »Tut mir leid für Sie. Polly hatte das schon erwähnt.«
    »Sie kennen meine Polly?«
    »Kennt die nicht jeder?«
    »Ja, sie ist überall, war schon als Kind so. Für jeden Spaß zu haben.« Er stieß sie in die Rippen. »Hat sie wahrscheinlich von mir. … Maeve McGann. Was für eine Frau. Am Ende hat der Seemann sie gekriegt. Das Meer hat ihr einen Mann zugeführt, weil es hier nicht den Richtigen für sie gab.«
    Polly tauchte auch in der folgenden Stunde nicht auf. Alison musste arbeiten, und Gerry, der am meisten über Maeve zu wissen schien oder zumindest gern über sie redete, war an der Theke eingeschlafen. Außerdem spielte nun die Band, so dass jedes Gespräch unmöglich wurde. Nora hörte sich das erste Set an, bevor sie auf ihre Uhr sah und beschloss, nach Cliff House zu fahren und die Mädchen zu holen. Sie winkte Alison zu, nahm ihre Tasche und verließ die Kneipe.
    Auf dem Weg zurück zum Wagen klapperten ihre Schuhe laut über das Pflaster. Dem Wagen, mit dem sie in ihrem früheren Leben als Malcolms Frau die Mädchen von einem Ort zum anderen chauffiert hatte. Hier war sie nur noch Mutter, was sonst noch, wusste sie nicht so genau. Sie versuchte nach wie vor, sich jenseits ihrer früheren Rollen zu definieren.
    In der Gasse hörte sie ein Geräusch hinter sich. Sie packte ihre Tasche fester, bereit, sich falls nötig zu wehren. War das Maggie Scanlon?
    Nein, eine Gruppe von Männern aus der Kneipe.
    Insgesamt drei, einer klein und drahtig, die anderen größer, mindestens eins achtzig, und kräftig. Sie verstellten ihr den Weg. In der Gasse roch es nach Bier. Nora holte die Schlüssel aus der Tasche. Wenn sie es schaffte einzusteigen, konnte sie die Tür abschließen, das Gaspedal durchtreten und fliehen.
    Der Drahtige kam näher. »Wo wollen wir denn hin?« Er hatte ein Fuchsgesicht und glasige Augen sowie einen unregelmäßigen Bartschatten am Kinn, als hätte er beim Rasieren die eine oder andere Stelle übersehen. Er wirkte betrunken.
    »Nach Hause.« Sie konnte nur hoffen, dass die Männer die Unsicherheit in ihrer Stimme nicht bemerkten.
    »Boston. Da gehörst du hin.«
    Die Leute hatten also über sie geredet. »Geben Sie den Weg frei.«
    »Wir haben was mit dir zu besprechen. Du wartest bloß drauf, dir Maires Grundstück unter den Nagel zu reißen, stimmt’s? Damit du ein neues Haus oder ein Hotel für die Ärsche aus der Stadt drauf bauen kannst. So was brauchen wir hier nicht.«
    »Keine Ahnung, was Sie meinen.« Es hatte keinen Sinn, in seinem gegenwärtigen Zustand mit ihm oder seinen Kumpanen zu diskutieren.
    Er trat näher. »Aber bevor du dich vom Acker machst, wollen wir noch ein bisschen Spaß mit dir haben.«
    Nora bekam es mit der Angst zu tun. »Sie sind betrunken. Ich verstehe nicht, was Sie wollen. Verschwinden Sie.« Sie wich ihm aus und steckte mit zitternden Fingern den Schlüssel ins Schloss. Er drehte sich mit leisem Klicken. Unter ihren Schuhen knirschte zerbrochenes Glas. Sie saß schon halb im Wagen, als eine Hand die Tür festhielt. Lauter Atem. Ihrer. Seiner. Die anderen hinter ihm. Sie spürte das Adrenalin in ihrem Körper, rief um Hilfe, aber in der Kneipe war es zu laut, als dass jemand sie hätte hören können. Nora zerrte an der Tür, hätte ihm fast die Finger eingeklemmt. Sie trat mit aller Kraft nach ihm. »Hau ab!«, schrie sie. Sie wichen zurück. Mit so starker Gegenwehr hatten sie offenbar nicht gerechnet.
    »Es reicht«, rief jemand von der anderen Seite der Gasse aus. Dann näherte sich eine vertraute Gestalt. Owen.
    Nora starrte ihn ungläubig an. Wo kam er her? Er war nicht in der Kneipe gewesen; das wäre ihr

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