Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen in den Wellen

Das Mädchen in den Wellen

Titel: Das Mädchen in den Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri
Vom Netzwerk:
Großmutter im Norden der Insel bei einer Entbindung geholfen. Eine schwierige Geburt, die letzte, bei der Maeve dabei war. Sie besaß weder die Begabung noch das Interesse für den Beruf der Hebamme. Maire schon. Sie waren in vielerlei Hinsicht Konkurrentinnen. So ist das manchmal bei Schwestern: Sie lieben und hassen sich. Ein Blick von Maeve hat ihn in ihren Bann geschlagen. Maire hatte keine Chance. Sie war zu jung und Maeve einfach zu schön.«
    »Maire muss am Boden zerstört gewesen sein«, bemerkte Alison.
    »Vermutlich. Sie hat geweint, es jedoch nach einer Weile verdrängt. Maire konnte ziemlich pragmatisch sein. Ich wusste, dass sie traurig war, habe aber keine Ahnung, ob andere das merkten. Sie wirkte so ausgeglichen, damals schon. Was blieb ihr anderes übrig? Maeve und Patrick haben noch im Frühjahr geheiratet. Maire war Brautjungfer.«
    »In dem Tagebuch ist die Rede von einer Fehlgeburt. War meine Mutter vor mir schon mal schwanger?«, erkundigte sich Nora.
    »Ja.«
    »Und?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das erzählen soll«, erklärte Polly.
    »Ich habe diese ewige Geheimnistuerei satt, du nicht?«
    Polly seufzte. »Sie haben wegen Maeves Schwangerschaft ziemlich überstürzt geheiratet. Darüber, wer der Vater war, gab es unterschiedliche Meinungen. Aber bei Maeve konnte man sich nie sicher sein. Ich weiß nicht, ob das deinem Vater klar war. Er hatte in seiner zurückhaltenden Art nicht viel Kontakt zu den Inselbewohnern. Ein paar Wochen vor der Hochzeit hat Maeve eine Fehlgeburt erlitten. Maire hat ihr bei der Entbindung geholfen. Deine Großmutter befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht auf der Insel. Nicht vielen war klar, was lief – Maeve hatte keinen großen Bauch –, und diejenigen, die Bescheid wussten, dachten, nun würden sie vielleicht doch nicht heiraten, weil es noch vor der Hochzeit passiert ist.«
    »Auch Maire?«, fragte Alison.
    »Ja. Das Verhältnis zwischen ihr und Maeve war danach angespannt; die Schwestern gaben einander die Schuld. Der Zwischenfall spülte andere Dinge hoch, die zwischen ihnen standen, Argwohn und gegenseitige Vorwürfe.«
    »Hat meine Mutter Maire Patrick wirklich weggenommen?«, wollte Nora wissen.
    »Er hat ihr nie gehört. Maeve und Patrick gehörten zusammen. Das glaubte zumindest er.«
    Zwei Fischer in Flanellhemden betraten das Sloane’s und setzten sich an die Theke. »Wundert mich, dass du so schnell wieder rausgefahren bist, nachdem das Boot gesunken ist«, sagte der eine mit der Narbe an der Wange.
    »Geht nicht anders – ich hab Kinder zu ernähren«, antwortete der andere, dessen Haut rot und sommersprossig war und unter dessen speckiger Mütze lockige rote Haare hervorlugten. Er schien im Maschinenraum zu arbeiten.
    »War schon eine merkwürdige Sache«, überlegte sein Freund laut. »Wer hätte gedacht, dass die Owen Kavanagh irgendwann sinkt?«
    Nora und die Frauen wechselten erstaunte Blicke. »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich störe, aber ist die Owen Kavanagh ein Boot?«, fragte Nora die beiden Männer.
    »Ja. Besser gesagt war.«
    »War es nach dem Besitzer benannt?«, erkundigte sich Polly.
    »Nach dem Großvater des Besitzers.«
    »Wird irgendjemand vermisst?«, wollte Nora wissen.
    »Zum Glück nicht. Das Boot ist in dem Sturm vor ein paar Wochen untergegangen. Ein Seehund hatte sich in unserem Netz verfangen. Raffiniertes Vieh und ganz schön groß obendrein. War wahrscheinlich hinter den Fischen her. Hat sich so gewehrt, dass das Boot nach steuerbord gekippt ist. Wir haben versucht, das Netz abzuschneiden, aber es ist uns immer wieder entglitten. Am Ende hat uns eine Welle umgerissen. Warum interessiert Sie das?«
    »Mich freut’s nur zu hören, dass alle gesund und munter sind«, antwortete Nora.
    »Uns auch!« Er hob sein Glas. »Auf glatte See und gute Fänge.«
    Nora wandte sich Polly und Alison zu. »Merkwürdiger Zufall, oder?«
    »Allerdings«, pflichteten sie ihr bei.
    Jetzt, da Owen weg war, konnte Nora ihn nicht mehr fragen, warum er den Namen eines gekenterten Boots angenommen oder ob es am Ende ihm gehört hatte.
    Maggie Scanlon starrte Nora von der anderen Straßenseite aus an, als diese mit Polly, Alison und den Mädchen Sloane’s verließ, und kam zu ihnen herüber.
    »Mom, da ist wieder diese Frau«, sagte Annie entsetzt.
    Polly schob die Mädchen in die Bäckerei nebenan. »Wie wär’s mit was Süßem?«
    »Mom, kommst du?«, fragte Ella.
    »Gleich.«
    »Ich mach das schon«, versprach Alison und trat zwischen

Weitere Kostenlose Bücher