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Das Mädchen in den Wellen

Das Mädchen in den Wellen

Titel: Das Mädchen in den Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri
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erzählen.
    Ich hab sie gesehen. Ihn und Maeve. Durchs Fenster. Warum bekommt sie immer alles? Alles, was sie will?
    Nora blätterte ein oder zwei Jahre weiter. Maire war nicht die fleißigste Schreiberin gewesen.
    Bei Maeve haben die Wehen eingesetzt. Ich musste ihr allein helfen, ohne Mam. Maeve wollte niemanden sonst dabeihaben. Ich dachte, ich wüsste, was zu tun ist. Das Baby war ganz blau, hatte die Nabelschnur um den Hals. Patrick hat sie in den Arm genommen. Maeve hat geschrien und geweint bis zur völligen Erschöpfung. Später hat sie mich mit leerem Blick angestarrt. Ich glaube, sie gibt mir die Schuld. Ich werde den Gedanken nicht los, dass die Dinge sich anders entwickelt hätten, wenn Mam da gewesen wäre … Ein kleines Kreuz im Friedhof markiert das Grab. Ich habe nie zuvor einen so kleinen Sarg gesehen. Patrick hat ihn selbst geschreinert.
    Einige leere Seiten, dann der letzte Eintrag:
    Ich wusste, dass irgendwann etwas passieren würde. Das konnte bei ihrer Persönlichkeit gar nicht anders sein. Wanderlust, das Wort beschreibt sie genau. Ich hätte nicht gedacht, dass sie Nora mitnehmen würde. Ein Kind. Wie konnte sie nur ein Kind mit hinausnehmen? Vielleicht hatte sie gar nicht so weit hinausfahren wollen … Ich habe Patrick noch nie so verzweifelt erlebt. Sonst wirkt er immer so ausgeglichen. Genau das gefällt mir an ihm.
    Wir haben Nora am Strand von Little Burke gefunden, und ich habe mich um sie gekümmert. Meine Wünsche schienen wahr zu werden – nun waren wir zu dritt, eine kleine Familie, wie es von Anfang an hätte sein sollen, weil ich Patrick als Erste gesehen hatte.
    Vor einer Woche bin ich abends länger im Cottage geblieben. Erst heute schaffe ich es, darüber zu schreiben. Selbst jetzt zögere ich noch, es zu Papier zu bringen.
    Zum Essen hatten wir Ale getrunken, aus dem Vorrat von Dad. Als ich Nora ins Bett gebracht hatte, ging ich in die Küche. Patrick wartete auf mich, ich auf ihn. Er zitterte fast, vor Begierde, dachte ich. Er zog mich grob zu sich heran; sein Kuss war ganz anders, als ich ihn mir erträumt hatte. Hart und wütend.
    »Willst du das?«, fragte er. »Ja?«
    Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, und begann zu weinen. Er hatte kein Mitleid mit mir. So war es in meinen Träumen nicht passiert. Seinen angeekelten Blick werde ich nie vergessen.
    »Du bist nicht sie. Das wirst du nie sein.«
    Er wollte mich nicht, hatte mich nie gewollt.
    Am nächsten Tag war er mit Nora verschwunden.
    Was habe ich getan?
    Nora schlug das Tagebuch zu und drückte es an die Brust. Sie musste das Fotoalbum noch einmal durchgehen. Vielleicht hatte sie etwas darin übersehen.
    Nora hastete den Pfad entlang. Der Strahl der Taschenlampe schwenkte wild über die Felder, der Weg vor ihr ein schmales Band aus Erde und Sand. Sie blickte zum Cottage zurück. Lange konnte sie die Mädchen nicht allein lassen. Obwohl sie keine Bedenken wegen Maggie Scanlon und den Connellys hatte, wollte sie nicht, dass sie aufwachten und sich fragten, wo sie steckte.
    Als sie sich Cliff House näherte, schlugen ihre Füße einen anderen Weg ein, zur Landspitze, zu Owen.
    Die Nacht war voller Schatten, die Hütte dunkel. Bestimmt war er früh zu Bett gegangen; das taten die meisten Fischer.
    Sie klopfte.
    Keine Reaktion. Die Stille verunsicherte sie. In jener Nacht schwiegen sogar die Seehunde, die sonst nie Ruhe gaben. Sie drehte den Türknauf. Hoffentlich war nichts passiert. »Owen?« Ihre Stimme klang in dem Raum zu laut, sein Name hallte wider. Sie entzündete die Kerosinlampe an der Tür. Seine Tasche, die früher Jamie gehört hatte, war verschwunden.
    Als sie nach Cliff House rannte, kippte die Landschaft um sie herum, als wäre sie aus der Verankerung gerissen. Dort war er auch nicht. Nora lief zum Pier, wo das Fischerboot gelegen hatte. Es war weg.
    Hinter ihr knackte ein Zweig.
    Nora wirbelte herum, der Strahl ihrer Taschenlampe erhellte Ellas Gesicht. »Herrgott, El, schleich dich nicht immer so an.«
    »Er ist weg.« Die Augen ihrer Tochter waren hart wie Stein.
    »Woher weißt du das? Was hast du getan?«
    »Was ich getan habe?«, kreischte sie. »Du meinst wohl eher, was du getan hast. Du hast Dad verlassen, uns hierhergebracht, und dann bist du zu ihm .«
    »Was hast du zu Owen gesagt?«
    »Dass wir nach Boston zurückfahren.«
    »Warum hast du das gemacht?«
    »Weil ich dich nur so dazu bringen kann heimzufahren.«
    »Heim? Ich habe uns hierhergebracht, um von dem Skandal

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