Das Maedchen mit dem Flammenherz
erwecken. Der Ring und die Hosen waren ein Hinweis auf eine Bande in der Stadt. Anscheinend gab es eine irische Gruppe, die diesen Schmuck und diese Hosen bevorzugte. Außerdem waren sie als Kämpfer bekannt – entweder sie stiegen selbst in den Ring, oder sie betreuten Kämpfer, die noch besser waren als sie.
Es war eine gute Verkleidung. Emily war nicht so groß und kräftig wie Finley, daher bot ihr die Aufmachung einen gewissen Schutz. Mit einer Angehörigen der Uisce-Beatha -Bande würde sich niemand anlegen. Ish-ge Bah-hah, so sprach Emily es aus. In der irischen Sprache bedeutete es so viel wie »Whisky«.
»Na schön«, sagte Finley, als der nächste Kämpfer vor Schmer zen stöhnend aus dem Ring getragen wurde. »Ich schlage sie bewusstlos, so schnell es nur geht, damit ich so wenig Schaden anrichte und einstecke wie möglich.«
»Das ist bestimmt eine gute Idee«, antwortete ihre Freundin mit gepresster Stimme. »Pass nur gut auf dich auf, Finley. Inzwischen bin ich gar nicht mehr so sicher, dass dies hier eine gute Idee war.«
Finley lächelte etwas gezwungen. »Das ist es auch nicht, aber es ist das Beste, was ich habe. Es sei denn, du meinst, ich solle mich Dalton einfach so an den Hals werfen.«
»Er sieht ja ganz nett aus, aber vermutlich ist das nicht der richtige Weg, sein Vertrauen und seine Achtung zu gewinnen. Es gibt hier eine Menge Frauen, die ihn anhimmeln.«
Emily hatte recht. Der Verbrecher besaß ein ungewöhnlich attraktives Gesicht. Kurz nach ihrer Ankunft hatten sie ihn bemerkt, weil Jasper bei ihm war. Dalton war mit seinem seidigen braunen Haar, den blauen Augen und den hohen Wangenknochen fast zu schön, um wahr zu sein. Finley wurde ganz nervös, wenn sie ihn zu lange betrachtete.
Sogar Griffin wirkte dagegen ein wenig grobschlächtig und nicht ganz so perfekt. Er hatte keine so markanten Gesichtszüge, aber ihn konnte sie tagelang ansehen, ohne sich dabei zu langweilen.
Sie beobachtete Jasper. Von ihrem Standort aus konnte sie ihn recht gut sehen, während sie selbst im Schatten standen und für ihn wohl nicht zu erkennen waren. Jasper war ganz und gar nicht mehr der sorglose Cowboy mit den schönen Worten auf den Lippen, den sie in London kennengelernt hatte. Er war offensichtlich auf der Hut, er wirkte müde und auf seltsame Art gefährlich, als stünde er kurz davor, Gewalttaten zu begehen.
»Jasper sieht nicht so aus, als hätte er einen schönen Abend«, bemerkte sie, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Emily bandagierte ihr währenddessen bereits die Hände.
»Nein«, stimmte sie zu. »Anscheinend ist er nicht aus freien Stücken mit Dalton zusammen. Was meinst du, wer das Mädchen ist?«
Ah, Finley hatte sich schon gefragt, wann das Thema zur Sprache kommen würde. »Keine Ahnung. Sie scheinen einander aber recht gut zu kennen.«
»Sieht ganz so aus.« Der eifersüchtige Unterton war nicht zu überhören.
»Ich dachte, du hast dich für Sam entschieden.« Sie wandte sich an die Freundin. »Oder hat sich da etwas verändert?«
Auf den hellen Wangen erschienen rosafarbene Flecken. »Nein. Ich bin nicht sicher, was es über mich aussagt, aber auch wenn mir Sam lieber ist als Jasper … es gefällt mir einfach nicht, wenn sich Jasper für jemand anderen interessiert.«
Finley kicherte über Emilys Aufrichtigkeit. »Ich kenne kein Mädchen, das in dieser Hinsicht irgendwie anders wäre.« Sie überlegte. »Hast du Sam schon gesehen?« Sie wäre nicht überrascht gewesen, den großen Kerl unter den Zuschauern zu entdecken, doch zu ihrem Erstaunen hatte er sich sogar als Kämpfer vormerken lassen. Verdammt auch, sie hätte sich doch denken können, dass Griffin einen ganz ähnlichen Plan aushecken würde.
»Ja«, antwortete Emily mit grimmiger Miene. »Tu ihm bloß nicht weh.«
Sie erschrak, als sie die ernste Warnung ihrer Freundin hörte, nahm sich aber trotzdem vor, sie zu beherzigen, denn Emily war jemand, den sie auf keinen Fall gegen sich aufbringen wollte. »Bestimmt nicht.«
»Die nächsten Kämpfer«, dröhnte die Lautsprecherstimme des Ansagers. »Harpy O’Malley gegen Finley Bennet.«
Auf einmal hatte sie das Gefühl, ihr Magen sei ihr zwischen die Füße gestürzt. Sie hatte einen falschen Namen genannt, den sie schon einmal benutzt hatte, um neugierigen Fragen vorzubeugen. Niemand sollte eine Verbindung zwischen ihr und Griffin herstellen. »Ich bin nervös«, gab sie zu.
»Harpy ist nicht so doll«, informierte Emily sie und versetzte ihr einen
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