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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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leichten Stoß. »Sie ist eine Oma. Du kannst doch eine Oma besiegen, die Tauben füttert. Los jetzt, ehe noch mehr Leute auf uns aufmerksam werden. Und pass auf dich auf.«
    Nun gab es kein Zurück mehr. Ein Blick zu Jasper, und Finley wusste, dass sie jetzt nicht kneifen durfte. Doch sie war einfach nicht daran gewöhnt, sich in einen Kampf zu stürzen, ohne von Aggressionen getrieben zu sein. Jetzt trat sie nicht gegen einen bösen Feind an, sondern nur gegen einen anderen Menschen.
    Gegen einen anderen Menschen, der bereit war, sie zu töten, um zu siegen. Diese Erkenntnis erinnerte sie daran, wie wichtig ihr Vorhaben war, und half ihr, ruhig und entschlossen zu bleiben. Sie war nicht hergekommen, um zu verlieren.
    Also trat sie aus dem Schatten heraus und ging die paar Schritte bis zum Podium, auf dem sich der Ring befand. Sie tauchte unter den Seilen hindurch und nahm sich vor, nur an eine einzige Sache zu denken: Sie musste um jeden Preis überleben.
    Harpy entpuppte sich als stämmige Frau von irischer Abstammung mit langem rotem Haar, das sie zu dicken Zöpfen geflochten hatte. Ihre Arme waren so dick wie Finleys Beine. Manche hätten sie schwerfällig oder drall genannt, aber sie bestand durch und durch aus Muskeln. Sie war nicht leicht auf die Bretter zu zwingen, aber wenn sie einmal unten war, würde sie auch dort bleiben.
    Finley lächelte und spannte die bandagierten Hände an. Beinahe bedauerte sie die Tatsache, dass sie keine Gelegenheit bekommen würde, sich an Harpys Zähnen die Knöchel zu zerkratzen. O ja, ihre kämpferische Seite war inzwischen voll erwacht. Die Runen, die Griff ihr auf den Rücken tätowiert hatte, kribbelten ein wenig. Vielleicht bildete sie es sich aber auch nur ein.
    Die Irin legte wild und ungestüm los und ließ die Hände, die sie wie Fleischerhaken gekrümmt hatte, so heftig fliegen, dass Finley den Luftzug spürte. Einem Hieb wich Finley aus, dann bekam sie einen Kinnhaken ab. Es tat schrecklich weh, so als hätte ihr der Schlag die Zähne bis ins Gehirn getrieben. Doch wie sie in der Vergangenheit gelernt hatte, waren Schmerzen oft ein Auslöser für ihre besonderen »Begabungen«, und so kam es auch hier. Den nächsten beiden Schwingern wich sie geschickt aus, und sobald ihr Kopf wieder klar war, konzentrierte sie sich auf die Wut, weil jemand sie geschlagen hatte – und auf die unerschütterliche Entschlossenheit, diese Schmerzen nicht noch einmal spüren zu müssen.
    Harpy keuchte bereits vernehmlich, nachdem sie sich ordent lich verausgabt hatte. Ihre Bewegungen wurden langsamer, und das war die letzte Ermunterung, die Finley benötigte. Sie setzte ein Manöver ein, das Jasper ihr gezeigt hatte, wirbelte auf dem linken Bein herum, zog das rechte hoch und traf mit voller Wucht den Kopf ihrer Gegnerin. Sie behielt recht – Harpy ging schwer zu Boden und blieb liegen.
    Als die Helfer die bewusstlose Frau aus dem Ring zerrten, be merkte Finley Daltons anerkennenden Blick. Sie hatte sein Interesse geweckt. Jetzt kam es darauf an, es wach zu halten. Sie wackelte mit den Fingern, grüßte ihn neckisch und hoffte, man könne ihr die Anstrengung nicht ansehen. Er grinste schief.
    »Aus dem Ring«, ermahnte sie eine strenge Männerstimme. »Der nächste Kampf beginnt.«
    Finley gehorchte sofort. Dank ihres Siegs durfte sie später noch einmal antreten und Dalton weiter bearbeiten.
    Als sie sich dem dunkleren Bereich näherte, wo Emily wie eine Idiotin grinsend auf sie wartete, ließ Finley den Blick über das Publikum wandern. Dabei begegnete sie dem Blick eines anderen Mannes. Die Augen hatten die Farbe eines stürmischen Himmels und waren ebenso aufgewühlt.
    Es war Griffin, und er war lange nicht so begeistert von ihrem Auftritt wie Emily.
    Im letzten Kampf musste sie gegen Sam antreten.
    Welche Ironie, dass ausgerechnet sie beide aufeinander trafen. Andererseits war es keineswegs überraschend, dass sie übrig geblieben waren. Wenn sie gegen alle Gegner auf der ganzen Welt hätte kämpfen müssen, am Ende wären es doch wieder sie und Sam gewesen.
    »Was hast du hier zu suchen?«, knurrte er, als sie einander von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden.
    »Das Gleiche wie du – ich kämpfe mich in Daltons Bande hinein.«
    »Du bist verrückt.«
    »Und dich hat man mit dem Duke of Greythorne gesehen.« Er richtete sich erschrocken auf. »Sam, Dalton ist schon auf mich aufmerksam geworden. Er mag Mädchen, die kämpfen. Bleib bei Griffin und Emily und beschütze sie.

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