Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
Vom Netzwerk:
gewisse Freude zu sehen, wie der Grobian erbleichte. Die Mulberry Street gehörte zu Five Points und galt als eine der schlimmsten Gegenden im Elendsviertel. Little Hank hätte noch erheblich dümmer sein müssen, als er es ohnehin war, um sich keine Sorgen zu machen. Selbst ein Mann seiner Größe konnte den Angriff einer ganzen Bande nicht überleben.
    Jasper grinste. »Mach dir keine Sorgen, Hank. Ich pass schon auf dich auf.« Damit stieg er geduckt ein und schloss die Tür hinter sich.
    Finley musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue. »Du kannst einfach nicht deine Zunge hüten, was?«
    Er tippte sich an den Hut. »Nein, Madam, das kann ich nicht.«
    Sie blickte lächelnd aus dem Fenster, als sich die Kutsche in Bewegung setzte. Jasper lehnte sich in die ausgefransten Polster und genoss es, sich außerhalb des Hauses bewegen zu dürfen. Er war ganz ruhig – viel ruhiger als in den langen Monaten, nachdem er Daltons Bande verlassen hatte. Vielleicht, weil ihn der Geruch von Pferden an die Heimat erinnerte. Oder weil er wusste, dass er in dieser Stadt sterben konnte und San Francisco, seine Angehörigen und London vielleicht niemals wiedersah.
    Aber wenigstens hatte er Mei noch einmal gesehen. Wenigstens in dieser Hinsicht gab es kein Bedauern.
    Wenn man mal davon absah, dass er sie in diese Zwickmühle gebracht hatte.
    »Ich habe gehört, sie wollen Five Points dem Erdboden gleichmachen«, riss Finley ihn aus den trübsinnigen, aber irgendwie auch seltsam entrückten Gedanken.
    Jasper nickte. »Anscheinend haben sie es vor zwei Jahren schon einmal versucht, aber eine neue Bande, die einem Mädchen namens Wildcat McGuire gehört, hat sich eingemischt und den Abriss verhindert. Angeblich hat sie die richtigen Leute bestochen oder erpresst. Andere behaupten, sie sei eine Hexe.«
    Finley lächelte skeptisch. »Was glaubst du denn?«
    »Ich glaube, sie setzt sich wirkungsvoll durch.« Mehr wollte er im Moment zu dem Thema nicht sagen. Er blickte aus dem Fenster und fragte sich, ob Whip Kirby ihnen folgte. Er hatte den Gesetzeshüter schon zweimal abends vor Daltons Haus bemerkt. Der Polizist hatte einfach nur beobachtet und zweifellos auf eine Gelegenheit gewartet, Jasper zu schnappen und schnurstracks dem nächsten Henker zuzuführen.
    Beinahe wünschte er sich, Kirby werde eingreifen. Das hätte Daltons Pläne mindestens vorläufig vereitelt.
    Während der Fahrt redeten er und Finley nicht mehr viel, denn sie konnten nicht wissen, ob Dalton im Inneren der Kutsche irgendwelche Geräte angebracht hatte, die es Little Hank ermöglichten, ihre Unterhaltung zu belauschen. Jasper störte das Schweigen nicht. Er mochte Finley, aber keiner von ihnen hatte Lust, die Zeit mit sinnlosem Geplauder zu verbringen. Sie mussten sich etwas überlegen, um Dalton Einhalt zu gebieten. Dazu brauchten sie die anderen. Wenn jemand herausfinden konnte, wie man Mei gefahrlos den Kragen abnehmen konnte, dann war es Emily.
    Er bekam Schuldgefühle, wenn er an das zierliche rothaarige Mädchen dachte, obwohl er eigentlich an Mei denken sollte. Es kam ihm vor, als sei er untreu, aber das änderte nichts daran, dass Emily das klügste und findigste Mädchen war, das er kannte.
    Ein paar Minuten später wurde er davon befreit, seine eigenen Gedanken vor sich selbst zu rechtfertigen, weil die Kutsche anhielt. Er spähte aus dem Fenster. Sie hatten Bandit’s Roost erreicht.
    Er öffnete die Tür und stieg aus, Finley folgte ihm. Sie befanden sich am Eingang einer schmalen Straße, eigentlich nur einer Gasse, die zwischen gedrängt stehenden, schiefen Gebäuden verlief. In den meisten davon lebten mehr Menschen, als es jemals vorgesehen gewesen war. In den oberen Stockwerken verliefen Wäscheleinen zwischen den Häusern. Verschlissene Hosen, fleckige und schmierige Hemden, geflickte Socken und vergilbte Unterwäsche flatterten im Wind. Der Rauch der Kochfeuer verhinderte, dass die Wäsche jemals wieder richtig sauber roch.
    »Warte hier«, wies Jasper Little Hank an, dessen Miene deutlich sagte, dass ja niemand wagen sollte, sich mit ihm anzulegen. Diese Überheblichkeit – die Überzeugung, dass er der übelste aller üblen Burschen sei – würde ihn eines Tages umbringen. Der Hüne war zu dumm, um zu erkennen, dass Finley ihm den Hals brechen konnte, als wär er ein Hühnerknochen, und nicht einmal sie konnte es nicht mit dem ganzen Viertel aufnehmen.
    Das war ein weiterer Grund für Jaspers Schuldgefühle. Er hätte sie nicht herbringen

Weitere Kostenlose Bücher