Das Maedchen mit dem Flammenherz
wasch dich.« Sie warf Finley einen Blick zu. »Du auch.«
Achselzuckend folgte Finley den beiden nach drinnen.
Das Innere des Hauses war ebenso überraschend wie Wildcat selbst. Es machte nicht viel her, war aber nett eingerichtet und sauber. Offensichtlich hatte sich die Bewohnerin Mühe gegeben, sich ein echtes Heim einzurichten. Die Möbel waren alt, aber bequem und erfüllten ihren Zweck. An den Wänden hingen Fotos mit angestoßenen Rahmen, auf den Dielenbrettern lagen zerfranste Teppiche. Es roch nach Holzrauch und Zimt, ein seltsam angenehmer Duft.
Jasper und Finley setzten sich an den Tisch. Ein Mädchen brachte ihnen eine Schale mit Wasser und Waschlappen für die Gesichter, während sich Wildcat zurückzog. Als sie zurückkehrte, hatte Finley gerade Jaspers Gesicht von den letzten Blutspritzern befreit.
»Wenn du so weitermachst, bist du bald nur noch halb so hübsch«, neckte sie ihn.
Er grinste schief, denn die andere Seite, wo er am Mund eine Schnittwunde abbekommen hatte, bewegte er lieber nicht. »Ich dachte, die Damen mögen wilde Männer.«
»Die Damen mögen kluge Männer«, unterbrach Wildcat und stellte eine kleine verstaubte Kiste vor ihm auf den Tisch. »Was man von dir nicht gerade sagen kann, Junge aus San Francisco. Hier ist das, was du abholen wolltest.«
Jasper starrte die Kiste an. Er machte keine Anstalten, sie zu öffnen und den Inhalt zu überprüfen. Entweder er ver traute Wildcat, oder er war zu klug, um ihre Integrität infrage zu stellen.
»Danke«, sagte er.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Du musst dich nicht bedanken. Sorge einfach nur dafür, dass dieses Ding, was es auch ist, nie wieder hier in diese Gegend gelangt. Das Gleiche gilt für dich. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
»Absolut.«
Finley bemerkte, dass er nicht ausdrücklich eingewilligt hatte, aber andererseits war tatsächlich kaum zu erwarten, dass die Kiste jemals wieder hier landen würde. Dalton war ehrgeizig und würde den Blick bald auf größere und wichtigere Ziele richten und diesen heruntergekommenen Teil der Welt nicht mehr beachten.
Da sie ihren Auftrag erfüllt hatten, gab es keinen Grund mehr, noch länger herumzutrödeln, und man hatte sie ohnehin nicht dazu eingeladen. Sie mussten zu Dalton zurückkehren und ihm das Ding geben. Finley fragte sich, wie es Little Hank inzwischen ergangen war. Hätte es dem Trottel denn geschadet, sich an dem Kampf zu beteiligen? Wenn Jasper ihn nun nicht angewiesen hätte, sich zurückzuhalten? Wahrscheinlich hätte er ihnen trotzdem nicht geholfen. Er mochte sie beide nicht, was durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte.
Jasper nahm die Kiste, verabschiedete sich von Wildcat, die ihm ein grimmiges Lächeln schenkte, und ging hinaus. Finley folgte ihm, aber ehe sie auf die Straße trat, hielt Wildcat sie am Arm fest. Finley spannte sich sofort an und rechnete mit einer Fortsetzung des Kampfs. Doch Wildcat beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
»Es ist ihretwegen, oder? Der Grund dafür, dass er die Kiste haben will? Hat es mit Mei Xing zu tun?«
Schon wieder der seltsame Name. Finley nickte und blickte dem Mädchen in die ernsten lavendelfarbenen Augen. »Kennst du sie?«
»Jas hat mir von ihr erzählt, als wir uns trafen. Er hat sie geliebt.«
Finley kniff die Augen zusammen. »Du sagst das, als sei es etwas Schlechtes.«
Wildcat schnitt eine Grimasse. »Hattest du schon mal das Gefühl, dass jemand eine Abreibung verdient hat, auch wenn du ihm noch nie begegnet bist?«
Unwillkürlich öffnete Finley den Mund und wollte das Mädchen für verrückt erklären, doch dann zögerte sie. Es war nicht der richtige Moment, überheblich oder gemein zu sein. Außerdem hegte sie gegenüber Lydia Astor-Prynn, die sich anscheinend Griffin angeln wollte, ganz ähnliche Gefühle. »Ja.«
»So geht es mir mit Mei, und es ist nicht nur Eifersucht. Anscheinend gibt es überall Ärger, wo das Mädchen auftaucht, ob sie ihn nun absichtlich provoziert oder nicht. Ich weiß, dass du Jaspers Freundin bist, und deshalb bitte ich dich von Freundin zu Freundin, darauf zu achten, dass sie ihm nicht wieder wehtut.«
»Dein bisheriges Verhalten sah eher so aus, als fändest du es ganz gut, wenn ihm jemand wehtut.« Sie hatte keine Ahnung, was genau Jasper dieser schönen Frau angetan hatte, aber wenn sie so darauf brannte, ihm einen Tritt in den Hintern zu versetzen, hatte er ihr offenbar das Herz gebrochen.
Wildcat blickte Finley traurig an. »Nur weil er
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