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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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sind oder alt.« Wie er selbst gesehen hatte, war Jasper unglaublich schnell, und nachdem Emily ihn mit der Organellensalbe behandelt hatte, war er sogar noch schneller geworden. »Im Augenblick haben wir nur das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Emily hat einige erstaunliche neue Waffen entwickelt. Sie rüstet dich aus, und dann kannst du damit üben.«
    Der Cowboy nickte knapp. »In Ordnung.«
    Griffin drehte sich um. »Finley, Garibaldi weiß von dir, er kannte auch deinen Vater. Es ist anzunehmen, dass er eine Vorstellung hat, wozu du fähig bist. Es ist ungeheuer wichtig, dass du deine Kontrolle verbesserst. Du solltest weiter mit den Meditationen arbeiten, die ich dir gezeigt habe. Im Laufe des Tages komme ich dann zu dir, und wir üben gemeinsam.«
    Er wandte sich an seinen ältesten Freund. »Sam, du bist unsere Geheimwaffe. Garibaldi weiß möglicherweise, dass du stark bist, doch er kann nicht wissen, dass du so gut wie unbesiegbar bist. Du musst ausgeruht, völlig erholt und kampfbereit sein.«
    Seltsam, aber Griffin hatte den Eindruck, dass sein Freund erbleichte. Waren es etwa Schuldgefühle, die er in den dunklen Augen des großen Kerls zu entdecken glaubte? Sam nickte. »Mach ich.« Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch Griffin war sicher, dass die Antwort ungewöhnlich barsch geklungen hatte.
    »Ich werde zunächst versuchen, im Äther so viel wie möglich über Garibaldi herauszufinden«, erklärte er. »Wir beraten uns später noch einmal.«
    Die anderen begriffen, dass die Aussprache vorbei war, und machten sich sofort ans Werk. Nur Sam zögerte auf der Türschwelle, doch Griffin ignorierte ihn. Er musste sich um dringendere Angelegenheiten kümmern.
    Als er im Arbeitszimmer allein war, legte er die gute graue Wolljacke und die Krawatte ab, knöpfte sich das Hemd auf und trank einen Schluck von dem Gebräu, das er vor einer Weile gemischt hatte. Es enthielt eine kleine Menge Laudanum, das die Entspannung förderte und die natürliche Abwehr schwächte, was ihm den Zugang zum Äther erleichterte. Inzwischen war er so sehr daran gewöhnt, den Äther auszusperren, dass er manchmal Mühe hatte, die Verbindung herzustellen.
    Er nahm das Mittel nicht gern ein, denn Laudanum wurde aus Mohn gewonnen und enthielt Opium. Viele Ätherkundige nahmen es häufig, weil es die Sperren durchlässig machte, und wurden davon abhängig. Das Hilfsmittel war mindestens so gefährlich wie die Energie, die es freisetzte.
    Mit aufgeknöpftem Hemdkragen legte er sich vor dem Kaminfeuer auf den Teppich. Die Wärme entspannte ihn und dämmte die Flut von Gedanken ein, die durch seinen Kopf brandeten. Nur an einem hielt er fest – an seinem Zorn. Er glühte tief in ihm und war doch so kalt, dass seine Freunde ihn noch nie richtig wahrgenommen hatten. Wie ein schmerzendes Geschwür.
    Auch dieses ließ er schließlich los, als er sich dem Äther öffnete. Warme Energie strömte auf ihn ein, doch er hielt sie leichter im Zaum als früher. Er konnte entscheiden, wie viel in ihn eindrang, und als er die Augen öffnete, war ihm, als befände er sich in zwei Welten zugleich. Er sah die Welt, wie sie wirklich war, und außerdem ein zweites, sonst verborgenes Reich. In diesem Teil der ätherischen Ebene, der Domäne der Geister, kam es nicht so sehr auf Kontrolle, sondern eher auf Konzentration an.
    Nun musste er nichts weiter tun als zu warten und an seine Eltern zu denken. Einige Augenblicke später waren sie da, standen vor ihm und sahen genauso aus wie in seiner Erinnerung vor ihrem Tod. Sein Vater war groß und stark, hatte Augen wie Griff und lange Koteletten, in denen schon ein wenig Grau schimmerte. Seine Mutter war klein und schlank mit vollem brünettem Haar, grünen Augen und rosigen Wangen. Sie wirkten so jung und hatten sich nicht verändert. Nur Griff wurde älter.
    Seine Mutter lächelte ihn an, doch ihre Augen blieben ernst. »Du solltest nicht hier sein, mein Lieber. Es ist nicht gut für dich, wenn du ins Reich der Geister reist.«
    »Ich bleibe nicht lange«, versprach er ihnen. Verdammt, trotzdem tat es gut, sie zu sehen. Direkt nach ihrem Tod hatte er sie viel zu oft und zu lange aufgesucht. Er hatte sie nicht einfach loslassen können, sie waren ihm so echt vorgekommen. Irgendwann war ihm bewusst geworden, dass er sie von dem abhielt, was sie im Jenseits zu tun hatten. Es war nicht leicht gewesen, aber schließlich hatte er sie gehen lassen. Dies war das erste Mal, dass er seitdem wieder Verbindung

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