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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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mit ihnen aufnahm.
    Inzwischen fand er es seltsam, dass sie fast so strahlend und lebendig wirkten wie früher. Aber eben nicht ganz. Auch wenn sie so erschienen, sie waren nicht aus Fleisch und Blut. Vielleicht fiel es ihm jetzt auf, weil der Kummer mit der Zeit ein wenig nachgelassen hatte.
    »Was brauchst du, mein Sohn?«, fragte sein Vater.
    »Ich muss etwas über Leonardo Garibaldi erfahren«, erklärte er ihnen. »Ich glaube, er war für euren Tod verantwortlich. Jetzt benutzt er die Organellen, um einen Automaten zu konstruieren, der als Doppelgänger der Königin auftreten soll.«
    Früher hätten seine Eltern über solche Behauptungen gelacht, doch im Tod hatten sich ihr Wissen und ihr Verständnis für die Welt tausendfach verstärkt.
    »Leonardo hat Victoria nie verziehen, dass sie befahl, die Organellen geheim zu halten«, bemerkte Helena gedankenverloren.
    Edward blickte sie an. »Und er hat dir nie verziehen, dass du mich geheiratet hast.«
    Das war Griffin neu. »Kein Wunder, dass er mich hasst. Er hat versucht, einen Keil zwischen mich und meine Freunde zu treiben.«
    Sein Vater nickte. »Sei vorsichtig, Griffin. Leonardo ist nicht verrückt, er wird von Selbstgerechtigkeit getrieben. Feinde wie er sind die gefährlichsten. Begehe nicht den Fehler, ihn zu unterschätzen.«
    »Wenn nötig, erinnere ihn an mich«, regte Helena an und reckte entschlossen das Kinn. »Wenn er dir wehtut, werde ich ihn bis ans Ende der Welt hetzen.«
    Der Schreck fuhr Griffin bis ins Mark. Noch nie hatte er seine Mutter so sprechen hören. Ihre Worte jagten ihm einen eisigen Schauer über den Rücken, denn er wusste, dass sie ihr Verspre chen halten und Leonardo in den Wahnsinn treiben würde.
    »Kannst du mir sagen, wo ich ihn finde?«, fragte er. »Bist du dazu fähig?«
    Die Toten wussten alles, doch es gab Regeln, was die Weitergabe ihres Wissens anging. Andererseits gab es nur sehr wenige Menschen, die wie Griffin Zugang zu ihrem Reich hatten. Manchmal wünschte er, es wären mehr, damit er etwas von ihnen lernen konnte. Er fand sich immer noch nicht besonders gut zurecht und wusste nicht genau, was er vollbringen konnte.
    Seine Eltern wechselten einen Blick. »Schnell«, sagte sein Vater. »Du bist schon länger hier, als gut für dich ist. Wirklich, mein Sohn, ich wünschte, du würdest mehr auf deine sterbliche Seite achten.«
    Griffin lächelte. Es stimmte, manchmal hatte er nach einem zu langen Aufenthalt im Äther den Eindruck, einen Teil seines Lebens verloren zu haben. Es erschöpfte ihn. Doch es war ihm egal, wenn er noch ein paar Augenblicke oder sogar einen Tag seines Lebens verlor, solange er nur herausfand, wo sich Leonardo Garibaldi versteckte.
    Nebel wallte auf und teilte sich wie ein schwerer Vorhang, als seine Mutter die Hände hob, um ihm eine Szene aus der Welt der Lebenden zu zeigen.
    Garibaldi lief auf einem regennassen Gehweg und hatte einen Gehstock in der Metallhand. Anscheinend befand er sich in Cheapside, wo man Teile für Automaten kaufen konnte, doch Griffin war nicht sicher. Irgendwann würde er ein Zeichen bekommen und erfahren, wo der Schurke war.
    Auf einmal blieb Garibaldi stehen und verzog amüsiert das dunkle Gesicht. Er blickte hoch und sah sich über die Schulter um. »Ich spüre dich«, murmelte er. »Hallo, teuerste Helena. Ist dein Junge bei dir?«
    Griffins Mutter schreckte ebenso auf wie Griffin selbst. War Garibaldi wirklich so empfänglich? Natürlich war er das, wahrscheinlich hatte er es sich selbst beigebracht. Zweifellos war er auch ein herausragender Kämpfer und konnte mit Pistolen umgehen. Er kannte ihre Stärken und hatte sich entsprechend geschult. Ein furchtbarer Feind. Trotzdem, Griffin würde ihn besiegen.
    Hinter dem Schleier lächelte Garibaldi. »Keine Antwort? Kein Gruß für einen alten Freund? Wie schade. Es war mir ein Vergnügen, doch ich kann euch leider nicht erlauben, mich zu beobachten. Es ist an der Zeit, dass du mich aus eigener Kraft findest, junger Griffin. Höchste Zeit, dass du ein Mann wirst.«
    In seinem Stolz getroffen, wollte Griffin eine bissige Antwort geben, doch Garibaldi verschwand im Dunst, und als Helena ihm folgen wollte, stieß sie auf eine massive Wand aus Nebel. Auch Griffin kam nicht weiter. Es war, als hätte der Verbrecher hinter sich eine Ziegelmauer errichtet und sogar einige Symbole aufgemalt – Runen. Sie ähnelten Griffins Tätowierungen, die er einem Buch seines Vaters entnommen hatte, und standen für Geheimnisse und

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