Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
Vom Netzwerk:
Schutz vor den Toten.
    Der Maschinist war klüger, als Griffin erwartet hätte. Diesen Mann würde er nicht noch einmal unterschätzen. Mit zusammengebissenen Zähnen kehrte er zu seinen Eltern zurück. »Ich will alles über ihn wissen. Jede Schwäche.«
    Seine Mutter riss die Augen weit auf. »Wir sollen dir von seiner Vergangenheit erzählen? Aber Liebling, das dürfen wir nicht tun, und es würde auch zu lange dauern. Du musst gehen.«
    »Deine Mutter hat Recht, mein Sohn. Die Toten dürfen sich nicht in die Angelegenheiten der Lebenden einmischen.«
    Am liebsten hätte Griffin ihm gesagt, dass die Toten nichts anderes taten, doch er hielt den Mund. Sie hätten nur eingewandt, dass die Geister, die im Reich der Lebenden gefangen waren, anderen Gesetzen gehorchten, denn sie mussten auf die Lebenden Einfluss nehmen, damit sie weiterziehen konnten. Er hatte keine Zeit, mit seinen Eltern über Moral zu diskutieren, wenn die Sicherheit des Landes auf dem Spiel stand.
    Griffin fasste sie bei den Händen und hoffte, sein Vorhaben würde gelingen. Und dass sie ihm verzeihen würden. »Ihr müsst mir nichts sagen oder zeigen«, erwiderte er. »Ich finde es selbst heraus.« Dann zog er alles, was sie über Garibaldi wussten, in seinen Kopf hinein. Seine Eltern waren viel zu erschrocken und entsetzt, um sich zu sträuben. Als sie ihn endlich hinauswarfen, hatte er bereits gefunden, was er brauchte.
    Griffin wusste nun mehr über den Mann, als Garibaldi über sich selbst wusste, und war gewappnet für den Tag, an dem sie einander gegenüberstehen würden.
    Dann würde er ihn vernichten.
    Als Finley am Spätnachmittag, eine Weile vor dem Abendessen, Griffin in dessen Arbeitszimmer aufsuchte, rief sie erschrocken: »Was ist denn mit dir passiert?«
    Müde lächelte er sie an. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und seine Haut schimmerte grau. »Kopfschmerzen«, erklärte er. »Ich habe vorhin etwas zu viel Zeit im Äther verbracht, und jetzt zahle ich den Preis dafür.«
    Sie setzte sich neben ihm auf das Sofa. »Sonst geht es dir gut?«
    Er nickte. »Das wird schon wieder, ich habe das nicht zum ersten Mal gemacht.«
    Sie wollte ihm gern glauben, doch er sah wirklich krank aus. »Du hast etwas getan, das du nicht hättest tun sollen, oder?«
    »Sagen wir mal, ich habe die Grenzen der Etikette im Äther auf die Probe gestellt. Allerdings habe ich dich nicht hergebeten, um zu diskutieren, wie vernünftig oder unvernünftig ich bin.« Er deutete auf den Tisch vor sich.
    Auf einem fleckigen, aber gewaschenen Stück Stoff standen ein kleines Tintenfass und einige andere Gegenstände, die den Eindruck erweckten, Griffin wolle einen Brief schreiben. Ein Objekt passte allerdings nicht dazu.
    »Was ist das?« Sie deutete auf ein böse aussehendes Gerät, das aussah wie eine Pistole, auf die jemand eine Nadel gesetzt hatte.
    »Das ist eine Tätowiernadel«, erwiderte er und zog den Korken aus dem Tintenfass. »Emily hat sie für mich konstruiert. Ich will dich tätowieren.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das wirst du schön bleiben lassen.«
    Er lächelte. Oh, er amüsierte sich also über ihre Ängste, ja? »Es tut gar nicht so weh. Schau her, ich habe auch ein paar.« Er zog den Hemdkragen zur Seite und zeigte ihr einen keltischen Knoten auf der Brust, der von seltsamen Symbolen umgeben war. Die Tinte schimmerte bläulich und war nicht frisch und schwarz. »Die habe ich selbst gemacht. Auf dem Rücken habe ich auch ein paar. Eine tätowierte Künstlerin im Pick-a-dilly war so freundlich, mir dabei zu helfen.«
    Sie spielte mit dem Gedanken, ihn daran zu erinnern, wie unschicklich es war, einer jungen Frau seine nackte Haut zu zeigen, doch ein Teil in ihr hieß sie schweigen und den Anblick genießen. Dieser andere Teil war zudem an den Tätowierungen höchst interessiert. Schließlich rückte sie sogar näher heran, um die Symbole besser sehen zu können.
    »Ich will dir ein paar Runen stechen«, erklärte er, während er die Nadel mit einer nach Arzneien riechenden Flüssigkeit reinigte. »Es ist nichts Erschreckendes und Furchtbares daran, hilft aber deinen beiden Seiten, sich zu vereinen und dein Bewusstsein zu erweitern.«
    Sie beäugte ihn misstrauisch. »Das klingt aber nach mehr als nur ein paar Symbolen.«
    Wieder ein Lächeln, dieses Mal warm und beruhigend. Er hätte einen hervorragenden Hochstapler abgegeben. »Es wird nicht lange dauern, und ich bereite dir so wenig Schmerzen wie möglich. Ich bin wirklich gut

Weitere Kostenlose Bücher