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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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das Leben doch keinen Spaß.«
    Sie fand den Mechanismus, der das Ungetüm in Bewegung setzte, und schoss aus dem Stall, ohne sich auch nur einmal umzudrehen.

Fünf
    FÜNF
    W enn London ein Körper war, dannbildete Whitechapel den Unterleib. Es war ein riesiger ungewaschener Bezirk, der sich nur im Schutz der Dunkelheit zeigte und vor allem der Wollust diente. Wer aus gutem Hause stammte, gab niemals zu, dass er diese Gegend aufsuchte, doch hin und wieder tat es nahezu jeder – oder es verlangte ihn zumindest danach. Dieses heruntergekommene Viertel war durchaus beliebt.
    In den Straßen hing der ewige Nebel wie der stinkende Atem eines Trunkenbolds. Es war eine trostlose Gegend, in der sich die unglücklichen Damen verkauften und die »drei Pennys im Stehen« meist dort vollzogen wurden, wo jederzeit jemand vorbeistolpern konnte. Auch der Gin war billig, und wenn man wusste, an welche Türen man klopfen musste, konnte man in einer Opiumhöhle ein wenig Vergessen kaufen oder bei einem Ätherkundigen etwas vergängliche Freude erwerben. In diesem Stadtviertel waren die Automaten grobschlächtig, ungeschickt und verkratzt.
    Kurz und gut, die Gegend war arm und erbärmlich, von der modernen Welt vergessen oder geflissentlich ignoriert. Hier wurden die flackernden Straßenlaternen noch mit Gas betrieben und verströmten einen wässrigen gelben Schein. Anstelle des teuren Petroleums, das King Industries verkaufte, verwendete man hier Kohle – nicht zuletzt deshalb, weil man sie leichter stehlen konnte. Die Zahnheilkunde beschränkte sich auf eine schmutzige Zange, und ein Bad stand im Verdacht, den Körper für alle möglichen Krankheiten empfänglich zu machen. Jedes Laster, von dem ein Mensch je geträumt hatte, war in Whitechapel wohlfeiler zu bekommen als in jedem anderen Bezirk Londons.
    Natürlich bekam man nur das, wofür man bezahlt hatte.
    Ein hübsches Mädchen mit vollständigem Gebiss, keiner einzigen Pockennarbe und modischer Kleidung hob sich von dieser Umgebung ab wie eine knospende weiße Rose von einem dampfenden Dunghaufen. Sie wurde in der Commercial Street vor dem Princess Alice Pub gesichtet, nicht weit von der Stelle entfernt, wo der Ripper neun Jahre zuvor sein Unwesen getrieben hatte. Ein junges Mädchen, das offenbar über Geld verfügte und gesund und robust war, bekam man in die sem Teil der Stadt nur selten zu sehen, ganz zu schweigen von einem, das allein unterwegs war und keinerlei Angst zeigte. Rasch machte das Gerücht die Runde, sie sei auf der Suche nach Jack Dandy, dem Prinzen dieses garstigen Königreichs.
    Finley verkniff sich ein Lächeln, als sich die Leute nach ihr umdrehten. Tuscheln begleitete sie, hin und wieder folgte ihr ein zerlumpter Mann. Die schwächere Seite in ihr hätte sich vor diesem Viertel gefürchtet. Sie hätte es für dumm gehalten, sich auf diese Weise zur Schau zu stellen – aber warum sollte sie eigentlich nicht gehen, wohin sie wollte? Hier gab es kaum etwas, das ihr wehtun konnte. Selbst wenn sich einige Männer auf sie stürzten, wie ein Rudel Wölfe, das über ein Reh herfiel, würde sich zeigen, dass sie selbst ein viel mächtigeres Raubtier war als sie alle zusammen.
    Die Bemerkung des reichen Knaben, dass Lord Felix zu den Dandys gehörte, hatte ihr keine Ruhe gelassen. Lord Felix war ein Rüpel und übte gern Macht über andere aus. Wenn er wirklich zum Dunstkreis dieses Jack Dandy gehörte, musste Finley den Mann kennenlernen, ein wenig mit ihm plaudern und die Lage sondieren.
    Wahrscheinlich war es ganz nützlich, jemanden wie Dandy zu kennen.
    Ihr Fahrzeug hatte sie ein paar Straßen weiter auf einem alten, aber soliden Schuppen zurückgelassen. Gut möglich, dass Dandy es ihr sonst stehlen würde, und sie behielt gern ein Fluchtfahrzeug in der Hinterhand. Außerdem fiel es Dandy viel leichter, sie zu finden, wenn sie zu Fuß unterwegs war. Genau darauf hoffte sie.
    Sie freute sich auf die Begegnung mit dem berühmten Verbrecher, nachdem sie im Laufe des Abends einige Gerüchte über ihn gehört hatte. Wegen dieses Mannes stach sich die Hälfte der jungen Männer Londons Metallstücke durch die Ohren und in die Gesichter und richtete allerhand Unheil an. Finley allerdings wollte Lord Felix ein wenig die Hölle heiß machen.
    An einer Ecke bog sie in eine dunkle Seitenstraße ab. Dort herrschte gespenstische Stille, was einen zerlumpten Mann jedoch nicht davon abhielt, ihr zu folgen. Man konnte nicht gerade sagen, dass er dabei diskret

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