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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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war.
    Dann hatte er eine Mitteilung von Emily bekommen: Kurz vor ihrem Aufbruch habe Finley ganz und gar nicht mehr dem schüchternen süßen Mädchen geähnelt, das sie kurz vorher noch gewesen war; Emily habe eher den Eindruck gewonnen, sie sei ein völlig anderer Mensch geworden.
    Hoffnungslos wach und einigermaßen gereizt duschte er und wünschte, er wäre auf seinem Anwesen in Devon, wo er stattdessen im Teich hätte schwimmen können. Dann kleidete er sich an und ging nach unten, um ein zeitiges Frühstück einzunehmen. Dort fand er einen Brief von Sams Vater vor, der das Anwesen in Devon verwaltete. Es war eine ebenso kurze wie unerfreuliche Mitteilung. Anscheinend hatte der neue Gärtner vor mehr als einer Woche ohne Vorwarnung seinen Posten verlassen, und jetzt war Morgan damit beschäftigt, jemand anderen einzustellen. Griff kannte Morgans Abscheu gegen die moderne Technik und bemühte sich, nicht zu zornig zu reagieren, weil der Mann lieber geschrieben hatte, statt zum Telefon zu greifen oder wenigstens zu telegrafieren.
    Außerdem hatte der Kurator des Museums eine Liste der geraubten Objekte geschickt. Neben verschiedenen unverfänglichen Gegenständen war eine Haarbürste von Königin Victoria entwendet worden, die dem Museum für die bevorstehende Sonderausstellung zum Thronjubiläum als Leihgabe zur Verfügung gestellt worden war.
    Verdammt, jetzt musste er sich auch noch mit dem Buckingham-Palast herumschlagen.
    Als er sich eine Tasse Kaffee einschenkte, kam eine übernächtigte Emily aus ihrer Werkstatt oder dem Labor im Keller herauf. Soweit es möglich war, vermied er es, das Labor zu betreten. Wenn er mit dem Aufzug hinunterfuhr, bekam er immer Atemnot.
    »Warst du etwa die ganze Nacht auf?«, fragte er ungläubig. Er kam sich dumm vor, weil er anscheinend als Einziger die vergangene Nacht im Bett verbracht hatte. Angeblich war er doch der Anführer. Gab es denn keine Beschäftigung, die ihn zwang, lange aufzubleiben?
    Emily nickte. Sie schlief fast im Stehen ein, das struppige Haar war zerzaust, das Hemd unter dem offenen Kittel hatte Falten und Flecken. Auf der bleichen Wange zeichnete sich ein großer Ölfleck ab. »Ich musste den Geschwindigkeitsregler meines Velos austauschen, und dann habe ich mir noch einmal die beiden Automaten vorgenommen, die wir bergen konnten. Irgendwo in ihnen muss die Erklärung für die Verbrechen stecken.«
    Griffin lächelte und drückte ihr die Schulter. »Du darfst dich nicht so übernehmen, du wundervolles dummes Mädchen. Geh jetzt ins Bett und ruh dich aus.«
    Sie nickte müde, drehte sich um und entfernte sich wie eine Schlafwandlerin.
    Griffin ging ins Esszimmer, wo das Frühstück auf ihn wartete. Er füllte sich einen Teller, setzte sich ans Kopfende des Tischs und schlug die Zeitung auf.
    Beim Lesen frühstückte er pochierte Eier, Würstchen und Toast. Schließlich goss er sich eine zweite Tasse Kaffee ein und ging in sein Arbeitszimmer.
    Der Raum mit den vertäfelten Wänden, dem großen Eichen schreibtisch und dem mächtigen Ledersessel war Griffs privates Refugium, wenn er sich der Welt entziehen wollte. Der Raum hatte sich sein Leben lang nicht verändert, sogar die Bücher in den Regalen standen noch dort, wo sie sich seit jeher befunden hatten. Er hatte lediglich einige eigene Bände dazugestellt. Die Äthermaschine in der Ecke war natürlich ebenfalls neu.
    Das Zimmer hatte seinem Vater gehört, bis dieser vor drei Jahren viel zu früh gestorben war. Edward und Helena King waren bei einem Unfall mit einer Dampfkarosse ums Leben gekommen. Nur, dass es kein Unfall gewesen war. Das wusste er, weil sein Vater es ihm erzählt hatte. Kurz nach dem Unglück hatte Griffin voller Kummer die ätherische Ebene betreten, um mit seinen Eltern Kontakt aufzunehmen. Er hatte sie nur ein letztes Mal sehen wollen, doch dann war sein Vater erschienen und hatte ihm eröffnet, es sei gar kein Unfall gewesen. Und nicht nur das: Sein Vater war sogar überzeugt gewesen, dass fast alle, die zwanzig Jahre zuvor mit der Reise zum Mittelpunkt der Erde zu tun gehabt hatten, aufgrund ihrer Entdeckung gezielt ermordet worden waren.
    Die Organellen.
    Seither betrachtete Griff es als seine wichtigste Aufgabe, die Mörder seiner Eltern zu finden und Rache zu üben. Die Tatsache, dass er die Schuldigen immer noch nicht erwischt hatte, war eine herbe Enttäuschung, die ihm sehr zusetzte, doch er wollte nicht aufgeben. Auch Tante Cordelia hatte ihn nicht umstimmen können, als sie

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