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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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ihm gesagt hatte, sie mache sich Sorgen um ihn. Sie war beunruhigt, weil er so oft mit dem Äther arbeitete, denn sie fürchtete, er könnte dadurch Schaden nehmen.
    Doch nicht einmal Cordelia wusste, wie umfassend Griffs Verbindung zum Äther tatsächlich war. Den Zugang hatte er schon immer besessen, schon als Kind. Damals war er eine Art Medium gewesen und hatte mit den Toten Verbindung aufnehmen können. Und jetzt … es war schwierig zu erklären, zumal niemand genau wusste, was der Äther überhaupt war. Für viele war er das fünfte Element, für andere hatte er mit der Ausbreitung von Licht zu tun. Wieder andere hielten ihn für eine eigene Dimension. Die Gelehrten der Antike hatten den Äther als vermenschlichte Darstellung des Firmaments, des Raums und besonders des Jenseits betrachtet.
    Für Griff stellte sich die Angelegenheit viel einfacher und zugleich viel komplizierter dar als für alle anderen vor ihm. Der Äther war der rote Faden, der sich durch alles andere zog – durch die Menschen, die Welt und den Kosmos. Er war Energie, er war einfach alles, und zugleich war er ein Kanal.
    Hätte er nicht gelernt, eisern die Kontrolle zu behalten, dann hätte der Äther ihn längst umgebracht. Der Mensch sollte nicht wissen, was hinter dem Schleier vorging. Die Lebenden sollten nicht in die Welt der Toten eindringen. Wenn man diese Kräfte anzapfte, musste man stets einen Preis bezahlen. Dennoch war ihm seit einiger Zeit besser zumute, auch wenn seine Verbindung zum Äther unerklärlicherweise viel stärker geworden war. Während sich der Kontakt vertiefte, gewann er ein besseres Verständnis für diese Ebene und konnte den Zugang besser kontrollieren. Trotzdem, er musste jederzeit auf der Hut sein. Der Zugang zu dieser Ebene machte süchtig. Mit den Toten reden, alte Freunde und Verwandte wiedersehen, sogar alte Haustiere – dies war es, was so viele Kunden in die Ätherhöhlen trieb. Doch das Ätherische war den Toten vorbehalten, und jedes Mal, wenn ein Mensch den Zugang fand, verlor er dabei ein Stück seines Lebens. Es mochten nur einige Minuten sein, vielleicht auch ein ganzer Tag, aber das war der Preis, der verlangt wurde.
    Griffin hatte im Äther die Mörder seiner Eltern gesucht und war gescheitert. Seine Eltern konnten es ihm nicht sagen, weil sie auch im Leben die Antwort nicht gewusst hatten. Da sie den Schuldigen nie gesehen hatten, kam er auf diesem Weg nicht weiter.
    Nun war er möglicherweise einer der mächtigsten Menschen der Welt, und doch war er trotz seiner enormen Fähigkeiten hilflos.
    Völlig hoffnungslos war es allerdings nicht. Während er denjenigen suchte, der seine Familie zerstört hatte, brachte er zugleich andere Schurken zur Strecke. Früher oder später würde er auch den finden, auf den er es abgesehen hatte.
    Wie immer, wenn er sich in diesem Raum aufhielt, spürte er eine starke Verbundenheit mit seinem Vater, dem er sehr nahegestanden hatte, nicht zuletzt, weil er ein Einzelkind und der Erbe gewesen war. Diese Verbundenheit half ihm, seine verkrampften Schultern zu entspannen, und sogar das Pochen im Kopf ließ etwas nach. Als er sich vor die Äthermaschine setz te, war er entspannt und zielstrebig.
    Er drehte den Schlüssel an der Seite des Mahagonikastens, in dem sich auch der Lautsprecher befand. Mit leisem Pochen erwachte die Maschine zum Leben, dann war ein Summen zu hören. Als Nächstes legte er einen kleinen Messinghebel am Gehäuse um, worauf der Bildschirm reagierte. Wer durch den Äther reiste, wusste genau, dass eine reflektierende Fläche das beste Medium für eine Übertragung war. Wenn die Maschine nicht lief, war der Bildschirm nichts als ein gewöhnlicher Spiegel. Wurde die Fläche allerdings von innen beleuchtet, war sie der perfekte Empfänger für Ätherbilder.
    Emily hatte das Monstrum aus verschiedenen Teilen zusammengebaut, die sie auf dem Anwesen gefunden hatte. Es war ein Geschenk Gottes, denn seither musste er sich nicht mehr direkt mit dem Äther verbinden und sich dem Trommelfeuer der Geister und der erdrückenden Macht öffnen. Die Maschine sortierte dies alles für ihn, da sie über einen kleinen Vorrat an Ätherenergie verfügte, die Emily dank ihrer Genialität gebändigt und Griffs Wünschen entsprechend verfügbar gemacht hatte.
    Wenn Griff etwas suchen wollte, konnte er entweder die Tastatur einer Schreibmaschine benutzen, die mit dem Gerät verbunden war, oder in das Diktafon sprechen. Kopien der Informationen erhielt er, indem er

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