Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
Vom Netzwerk:
sich, und er glich auf einmal einem wilden Tier, roh und brutal. Da ich nicht mehr ein noch aus wusste, schickte ich nach dem Herzog. Er flößte Thomas einen anderen Trank ein, der ihn wieder zurückverwandelte. Dann lachten und feierten die beiden und beglückwünschten einander, als sei etwas Gutes daran gewesen, dass sich mein Mann in ein Ungeheuer verwandelt hatte!« Mary richtete ihre Worte direkt an Griffin, als flehte sie ihn an, sie zu verstehen.
    Wie es schien, konnte Griffin ihr folgen. »Die beiden haben die Experimente fortgeführt, nicht wahr?«
    Mary nickte. »So ist es. Thomas hat oft an sich selbst experimentiert, mit unterschiedlichen Ergebnissen. An manchen Abenden habe ich das Haus verlassen, weil ich das, was dabei herauskommen mochte, fürchtete.«
    Finley schluckte schwer, endlich hatte sie es begriffen. »Hat er … hat er diese Experimente vor meiner Geburt durchgeführt?«
    Ihre Mutter vermochte kaum, ihren Blick zu erwidern. Sie zögerte, schließlich nickte sie, und es durchfuhr Finley wie ein heißer Blitz. Einen Augenblick lang fürchtete sie sogar, ohnmächtig zu werden.
    Sie war, wie sie war, weil ihr Vater an sich selbst experimentiert und dann ihre Mutter geschwängert hatte. Er hatte sie zu dem gemacht, was sie war. Wie konnte sie das jemals in Ordnung bringen, da es doch schon vor ihrer Geburt geschehen war?
    Fragend blickte sie Griffin an, der etwas verlegen schien. Das war kein Wunder, denn sein Vater hatte den ihren ermutigt, ein Ungeheuer zu werden. Lady Marsdens Miene wirkte dagegen fast triumphierend und zufrieden, als hätte sie Finley gezwungen, eine Lüge einzugestehen.
    Offenbar dachte die Lady, Finley hätte dies die ganze Zeit schon gewusst und Griffin benutzt, um sich zu rächen.
    Mit der Gewalt einer Sturmbö erwachte der Zorn in ihr und riss die dünnen Mauern nieder, die sie in sich errichtet hatte, um das zu schützen, was sie für ihre gute Seite hielt. Gerade hatte Finley noch sittsam auf dem Stuhl gesessen – nun sprang sie auf, packte Lady Marsden mit Fingern, die wie Krallen gekrümmt waren, an der Kehle und wollte ihr die verdammten spöttischen Augen auskratzen.
    Ihre Mutter und ihr Stiefvater schrien auf, doch keiner machte Anstalten einzuschreiten.
    »Wollen Sie wissen, was ich jetzt denke?« Finley war jetzt fast vollständig von der dunklen Seite beherrscht und hätte der Frau mühelos das Genick brechen können.
    Lady Marsden riss die Augen weit auf, rührte sich aber nicht. Plötzlich spürte Finley einen leichten Druck im Kopf – eine süße, schmeichelnde Stimme, die sie bat, die Frau loszulassen. Im Geist zertrat sie diese Stimme wie einen Käfer unter dem Stiefel und glaubte sogar, ein Knirschen zu hören.
    Die Marquise zuckte zusammen. Man sollte doch meinen, dass die alberne Frau inzwischen klüger geworden war.
    Finley lächelte. »Sie gehen mir auf die Nerven, Mylady, und zwar auf eine höchst unangenehme Weise.«
    Schließlich packte eine kräftige Hand den Arm, mit dem sie gerade ausgeholt hatte, um der Lady eine Ohrfeige zu verpassen. »Sie ist nicht diejenige, der du wehtun willst«, sagte Griffin mit seiner melodischen Stimme.
    Finley drehte ihm den Kopf zu, ließ seine Tante jedoch nicht los. »Nicht? Ich muss allerdings sagen, dass es sich im Augenblick ganz vorzüglich anfühlt.«
    Er packte auch ihr zweites Handgelenk und zog ihre Hand sanft, aber nachdrücklich von Cordelias Hals weg. Finley ließ es geschehen. Sie wusste, dass sie körperlich stärker war als er, doch in seiner Stimme und in der Art, wie er mit ihr sprach, lag etwas, das ihren Ärger verpuffen ließ und den Wunsch weckte, genau das zu tun, was er verlangte. Das erschreckte sie sogar noch mehr als die Dunkelheit, die aus ihrer Seele emporgestiegen war. Was konnte er sie wohl sonst noch alles tun lassen, wenn ihm danach war?
    Aufgebracht fuhr sie zu ihm herum, doch er hielt sie weiterhin an einem Handgelenk fest. Statt sich mit der freien Hand zu verteidigen, wie sie es erwartet hatte, umfasste er ihre Hüften, zog sie an sich und richtete sich auf. Er umarmte sie. Dann ließ er auch das zweite Handgelenk los, legte die gewölbte Hand auf ihren Hinterkopf und zog ihr Gesicht in seine Halsbeuge. Er roch warm und würzig – irgendwie nach Zimt und Klee. Sicher und behaglich. Während er sie hielt, murmelte er leise Worte. Sie war nicht sicher, ob sie überhaupt etwas verstand, doch sie lauschte und war viel zu erschüttert, um noch irgendetwas zu tun, nachdem er

Weitere Kostenlose Bücher