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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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Sie hielten diesen Luxus für selbstverständlich.
    Die Frage war nur, ob Finley sie beneidete oder bemitleidete. Wie es wohl war, all die schönen Dinge um sich zu haben und gar nicht mehr richtig wahrzunehmen, wie schön sie eigentlich waren?
    Das gleichmäßige Tuckern der Karosse versetzte sie trotz der Fragen, die ihr durch den Kopf gingen, in trügerische Gelassenheit. Es regnete nicht mehr, doch der Tag war bewölkt und grau. Sie sehnte sich nach einem Feuer und einem warmen Bett, in das sie sich verkriechen konnte. Sie würde sich die Decke über den Kopf ziehen und schlafen, bis dieser Albtraum endlich vorbei war.
    Sie fühlte sich schwerelos und schlummerte beinahe ein, schwebte frei von allen Sorgen zwischen Wachen und Schlafen. Doch plötzlich spürte sie eine Berührung in ihrem Geist. Sie war leicht, ganz zart, wie der Flügel eines Schmetterlings, doch sie spürte es.
    Lady Marsden versuchte schon wieder, in ihre Gedanken einzudringen.
    Dieses Mal setzte Finley dem unfeinen Vorstoß der Telepathin kein jähes Ende. Vielmehr war es, als stünde ein Teil in ihr von einem Sofa auf, durchquerte ohne Eile den Raum und schlösse langsam, aber unmissverständlich die Tür hinter sich.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie sich Griffins Tante zu ihr umdrehte. Auch Finley bewegte nun den Kopf, der immer noch neben dem Fenster an der Samtverkleidung lehnte, um den Blick der älteren Frau zu erwidern.
    »Was sind Sie?«, fragte Lady Marsden und gab sich keine Mühe, ihre Überraschung zu verbergen. Offensichtlich war die Lady nicht daran gewöhnt, dass man sie beim Schnüffeln ertappte, ganz zu schweigen davon, dass jemand sie zweimal aussperrte.
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Finley ehrlich. Sie wollte sich wieder dem Fenster zuwenden, doch nun starrte Griff sie mit einem Funkeln in den Augen an, dem sie sich kaum entziehen konnte. Er betrachtete sie wie ein exotisches Tier – eines, das ihn beißen konnte, wenn er den Finger durch die Gitterstäbe steckte.
    Warum hatte er sie zuvor so leicht beruhigen können? Warum hatte sie ihn nicht wie seine Tante im Kopf gespürt? Oder funktionierte seine Magie auf andere Weise?
    Was hielt er von ihr? Noch wichtiger – wie konnten ihre Eltern mit den seinen bekannt gewesen sein? Sie hatten verschiedenen Welten angehört. Er war reich, Finley und ihre Mutter waren vor der zweiten Heirat verarmt gewesen. Und selbst danach hatte Finley es für besser gehalten, sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, statt den Eltern zur Last zu fallen.
    Silas Burkes Buchhandlung befand sich am Russell Square. Er und Finleys Mutter lebten in recht behaglichen Räumen über dem Geschäft. Auch Finley hatte bis vor wenigen Monaten dort gewohnt, dann hatte sie sich als Kindermädchen verdingt. Diese Stellung hatte sie ein wenig länger als die anderen behalten, doch sobald ihre unberechenbaren Stimmungsschwankungen die Kinder verängstigt hatten, war sie entlassen worden. Wenigstens hatten sie ihr ein gutes Zeugnis mit auf den Weg gegeben.
    Unter den neugierigen Blicken einiger Passanten stiegen sie aus der Dampfkutsche. Griffin machte den Anfang und half seiner Tante und Finley höflich hinaus. Die Geschäfte des Buchhändlers Silas Burke gingen gut, und Bücher waren etwas, das sich nur vermögende Kunden leisten konnten. Doch Herzöge waren selbst unter den Adligen dünn gesät, und einen davon tatsächlich zu sehen, war auf jeden Fall ein Ereignis. Noch viel aufregender war es, eine Frau, die sie als eine der ihren erkannten – in diesem Fall Finley – in der Gesellschaft eines Herzogs zu entdecken.
    Wundervoll,  dachte sie, als sie die Ladentür öffnete. Jetzt würde die ganze Straße über sie tratschen. Alle würden glau ben, sie sei Griffs verdammte Mätresse, und ihre Mutter müsste sich mit all den schlüpfrigen Andeutungen und Fragen herumschlagen, die infolge dieser dummen Annahme aufkommen würden.
    Doch sobald Finley den Laden betreten hatte, wichen der Zorn und die Beklemmung von ihr, wie es negative Gefühle immer taten, sobald sie Papier, Tinte und Leder und dazwischen den süßen Pfeifentabak ihres Stiefvaters roch.
    Fanny, der dürre Automat, der im Geschäft aushalf, stellte gerade knapp unter der Decke ein Buch in das oberste Regal. Klickend und knackend konnte sie die Arme bis zur gewünschten Höhe ausfahren. Das Buch glitt mühelos an die vorgesehene Stelle, und Fanny zog den Arm wieder ein. Dem Knirschen nach zu urteilen, musste der Automat

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