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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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Wasser durch ihre Kleidung drang. Ihr anderes Selbst richtete sich ein wenig auf, und sie ließ es zu und verdrängte die Schmerzen.
    »Kannst du stehen?« Sie legte ihm den anderen Arm um die Hüften.
    Er nickte. Gemeinsam standen sie auf, und sie spürte, wie Griff am ganzen Körper zitterte. Natürlich konnte er gar nicht allein stehen, der elende Lügner. Sie bückte sich und schob ihm einen Arm hinter die Knie, um ihn aufzuheben wie ein Kind und ihn zum Rand des Teichs zu tragen.
    »Finley«, sagte er.
    »Ja, Griffin?«
    »Setz mich bitte ab.« Er lachte beinahe.
    Sie sah ihn an. Ihre Gesichter waren einander so nahe, dass sie ihn wirklich hätte küssen können, wenn sie es gewollt hätte. Er hatte schöne Lippen, die sie jetzt anlächelten. »Bitte«, sagte er noch einmal. »So angenehm es auch ist, ich lasse mich nicht gern von einem Mädchen, das gut zwanzig Kilo leichter ist als ich, in mein eigenes Haus tragen.«
    Eine Hitze, die nichts mit dem abziehenden Dampf zu tun hatte, ließ ihre Wangen glühen. »Tut mir leid.« Doch sie stellte ihn erst außerhalb des Teichs wieder auf die Füße. Auch dort half sie ihm, indem sie ihm einen Arm um die Hüften legte. Der seine ruhte noch auf ihren Schultern. Offenbar verletzte es seinen männlichen Stolz nicht, wenn er sich lediglich auf ein Mädchen stützte.
    »Was ist passiert?«, fragte sie, als sie sich langsam dem Haus näherten.
    Er seufzte. »Einfach ausgedrückt, bin ich auf die ätherische Ebene gegangen und habe die zwischen dir und Tante Cordelia fließende Energie aufgefangen, um eure geistige Verbindung zu unterbrechen. Die Energie musste irgendwo hin, und sie kann sehr zerstörerisch sein. Deshalb bin ich in den Teich gesprungen.« Er sah über die Schulter. »Ich muss ihn bei Gelegenheit auffüllen.«
    »Du bezahlst Leute dafür, so etwas für dich zu tun«, erwiderte sie ein wenig zu schroff. »Außerdem solltest du dich nicht meinetwegen in solche Gefahr begeben.«
    Er betrachtete sie aus dem Augenwinkel, was sie nur bemerkte, weil sie das Gleiche tat. »Für wen sonst, wenn nicht für dich?«, fragte er leise.
    Finley wandte den Blick ab. »Danke«, stammelte sie. Natürlich hatte er seine Tante Lady Marsden retten wollen, aber ebenso hatte er um ihretwillen eingegriffen. So etwas hatte noch nie jemand für sie getan.
    »Es ist vielleicht nicht der günstigste Augenblick, um es zur Sprache zu bringen«, bemerkte er, als sie das Haus fast erreicht hatten. »Aber ist dir eigentlich aufgefallen, ob deine andere Seite aktiv war, als du mich hochgehoben hast?«
    Finley hielt inne und zwang ihn damit, ebenfalls anzuhalten. Sie war so erstaunt, dass sie ein paar Sekunden lang weder reden noch sich bewegen konnte. Dann drehte sie sich zu ihm um. »Ich weiß es nicht. Vorher habe ich sie gespürt und sie meine Schmerzen lindern lassen, aber dann …« Sie starrte ihn an. »Ohne sie wäre ich allerdings nicht so stark gewesen.«
    Griffin grinste und zeigte ihr die strahlend weißen Zähne, während ihm das Wasser aus den Haaren ins Gesicht lief. Seine Wangen waren gerötet, was die Augen nur noch stärker strahlen ließ. »Du hast es kontrolliert.«
    Verwundert sah sie ihn an. Sie hatte es kontrolliert. Nicht dagegen angekämpft, bis es verschwand, sondern, bei allem, was recht war, sie hatte es benutzt und für ihre Zwecke eingesetzt! Sie wusste nicht, wie sie es getan hatte – nur, dass sie in Gedanken ganz bei Griffin und nicht bei sich selbst gewesen war. Wenn sie es einmal getan hatte, konnte sie das doch sicher wiederholen.
    Sie gingen weiter. Griffin schritt jetzt sicherer aus, nahm jedoch nicht den Arm von ihrer Schulter, und auch sie umschlang weiter seine Hüften. Trotz der schmerzenden Verbrennungen gefiel ihr die Berührung.
    »Griffin!«, rief jemand von der Terrasse herüber.
    Lady Marsden, Emily und Sam standen dort. Die Lady hatte sich das Blut größtenteils abgewischt, nur auf Nase und Kinn klebten noch kleine rote Flecken.
    Sam war barfuß und mit nichts als einem lockeren Hemd und einer Hose bekleidet. Er kam ihnen sofort entgegen. Griffin nahm den Arm von Finleys Schultern, und nun ließ auch sie ihn los. Aus eigener Kraft stieg er die Treppe hinauf und hob die Hand, als der große dunkelhaarige Bursche ihm helfen wollte. »Mir fehlt nichts, Sam.«
    Bildete sie es sich nur ein, oder war Sam zusammengezuckt? Anscheinend hatte ihn Griffs Verzicht auf Hilfe persönlich getroffen. Schuldgefühle, weil er nicht da gewesen war, als sein

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