Das Maedchen mit dem Stahlkorsett
eigenem Arm weitgehend zerstört. Das Ding wehrte sich zwar noch, war aber als Servierautomat nicht dazu gebaut, solche Angriffe zu ertragen. Schließlich riss Finley auch den zweiten Arm ab und drosch beide Gliedmaßen auf den Hals der Maschine, um die Verbindungen und Zahnräder zu zerschmettern.
Griffin und Jasper hatten sich endlich durch das Gedränge gewühlt und blieben nun ein paar Schritte vor Finley stehen.
Ihre dunkle Seite hatte endgültig die Herrschaft übernommen.
Diejenigen, die nicht voller Panik geflohen waren, hatten die Prügelei verfolgt und kamen jetzt wieder näher wie neugierige Ratten, denn sie wollten das Mädchen begaffen, das mit bloßen Händen eine Maschine zerstört hatte.
Finleys Mieder war zerfetzt, und darunter kam das Stahlkorsett zum Vorschein. Schon tuschelten die Leute über das seltsame Kleidungsstück und die Besitzerin. Finley erweckte unterdessen den Eindruck, sie werde jedem das Fell über die Ohren ziehen, der es wagte, ihr zu nahe zu kommen.
Griffin musste sie hier herausschaffen. Das brachte zwar seinen guten Ruf und die Geheimhaltung in Gefahr, doch er konnte sie nicht hier lassen, wo sie jemanden verletzen konnte oder womöglich selbst verletzt wurde.
Er machte einen Schritt und hielt Dandy auf, der sie berühren wollte. »Nicht. Es sei denn, Sie wollen ebenfalls eine Hand verlieren, Dandy.«
Der Verbrecher war ein kluger Kerl und hielt sofort inne, hinter der Teufelsmaske blitzten die hellwachen Augen. Griffin näherte sich Finley, als wäre sie ein verängstigtes wildes Tier. »Finley?«
Als sie ihren Namen hörte, blickte sie auf. »Oh, der reiche Knabe. Und Mister Dandy ist auch da. Bin ich nicht ein Glückspilz?«
»Wir müssen dich hier rausbringen«, sagte Griffin. Er suchte ihren Blick und bearbeitete sie zugleich mit seiner Äthermagie. Wenn er ihre Aura unter Kontrolle brachte, konnte er sie vielleicht beruhigen. Dabei konnten allerdings die Schaulustigen erkennen, dass er irgendetwas mit ihr angestellt hatte, auch wenn sie nicht wussten, was es war.
Glücklicherweise ging sie auf seinen Vorschlag ein. »In Ordnung. Wohin gehen wir?«
»Wohin du willst«, log er. »Wir fahren mit meiner Kutsche.«
Sie warf den Kopf zurück, richtete sich auf und lenkte damit noch mehr Aufmerksamkeit auf das Mieder und das Metall darunter, das sich dicht an ihren Körper schmiegte. »Dann fahren wir heute nicht mit dem Velo, Durchlaucht?«
Er lächelte. »Nein, heute nicht.«
Sie starrte die Hand, die er ihr bot, einen Moment an, ehe sie einschlug. Als sie einen Blick wechselten, spürte er, wie ihre Finger zitterten. Nun setzte er seine Kräfte ein.
Finley blinzelte. »Griffin?«
»Braves Mädchen«, murmelte er so leise, dass es niemand außer ihr hören konnte. Ehe ihnen die Gaffer zu nahe kamen, führte er Finley hinaus, Jasper begleitete sie. Dandy blieb, wo er war, und hielt die neugierigen Kostümierten auf, die ihnen folgen wollten.
Kurz danach saßen Griffin und Finley nebeneinander in der Kutsche, und Jasper hatte sich ihnen gegenüber niedergelassen.
»Was ist nur mit ihr los?«, fragte der Amerikaner.
Griff schüttelte den Kopf. »Nichts, außer dass in ihr zwei Seiten um die Vorherrschaft ringen.«
Jasper zog die Augenbrauen hoch, doch seine Miene blieb mitfühlend. »Armes kleines Ding.«
»Griffin?«, ließ sich ein kleines Stimmchen vernehmen. Er drehte sich zu Finley um, die ihn mit riesigen Augen und bleichem Gesicht betrachtete. »Ich will nicht mehr so sein«, murmelte sie und sackte auf dem gepolsterten Sitz in sich zusammen. »Ich mag es nicht, wenn ich mich nicht beherrschen kann. Hilf mir bitte.«
Griffin drückte ihr die Hand. »Bestimmt. Ich verspreche es dir.«
Nun lächelte sie leicht. »Danke. Ich wusste, dass ich dir vertrauen kann.«
Erschöpft von dem Kampf schlief sie auf der Stelle ein. Griffin hoffte, er könne ihrem Vertrauen gerecht werden und ihr helfen. Die Vorstellung, was aus ihr werden konnte, wenn es ihm nicht gelang, war viel zu schrecklich, um sie ernsthaft ins Auge zu fassen.
Zwölf
ZWÖLF
A m nächsten Morgen lautete die Schlagzeile:
AUTOMATENTERROR DURCH GEHEIMNISVOLLES MÄDCHEN IM STAHLKORSETT ABRUPT UND
SPEKTAKULÄR BEENDET!
Darunter stand in kleinerer Schrift: »Duke of Greythorne greift ein und befreit außergewöhnliches Fräulein aus den Armen des berüchtigten Dandy.«
In ganz London war Finley das Thema des Tages. Alle wollten wissen, wer dieses seltsame Mädchen war.
Der Mann, den man den
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