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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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gegeben hast.«
    »Zuerst sollte ich dir vielleicht versichern, dass ich wie gewünscht die Situation nicht ausgenutzt habe.« Als sie errötete, kicherte er. »Ich habe dir nur ein mildes Mittel zur Entspannung gegeben, das dein Bewusstsein für den Mesmerismus geöffnet hat. Als du in diesem Zustand der Versenkung warst, konnte ich dein anderes Selbst zum Vorschein bringen, ohne die Spannungen auszulösen, die normalerweise mit dem Wech sel einhergehen. Dadurch und indem wir es den beiden Hälften erlaubten, nebeneinander zu existieren, konnten wir beide Persönlichkeiten zur Deckung bringen und ihnen den Weg ebnen, sich zu vereinen, statt weiter getrennt zu existieren.«
    Finley sagte nichts dazu. Es dauerte eine Weile, bis seine Worte den Nebel in ihrem Kopf durchdrungen hatten. »Und das war es dann?«
    »Nein. Vor uns liegt noch viel Arbeit, aber es ging leichter, als ich angenommen hatte. Ich fürchtete schon, ich würde mir mindestens einen Kinnhaken einhandeln, aber du hast mich kein einziges Mal geschlagen.«
    Was für eine Erleichterung! Sie hätte sich schrecklich gefühlt, wenn ihr anderes Ich ihn verprügelt hätte, während er versucht hatte, ihr zu helfen. Trotzdem … irgendwie hatte er wohl akzeptiert, dass es durchaus passieren konnte.
    »Fühlst du dich anders als vorher?«, wollte er wissen.
    »Ein wenig«, erwiderte sie, denn sie war sicher, dass sich ihre Gedanken in neue Richtungen bewegten. Mehr denn je empfand sie ihn als Angehörigen des anderen Geschlechts, und sie hatte kaum noch Schuldgefühle wegen ihrer dunklen Seite. Sie fühlte sich ruhig und gestärkt, angenehm, aber nicht eingeschüchtert. Es war gut. »Ich bin immer noch ich, aber irgendwie anders.«
    Er nickte. »Dieser Eindruck wird sich noch verstärken, während die beiden Anteile weiter miteinander verschmelzen, aber im Laufe der Zeit wirst du dich immer besser fühlen. Und du musst dann auch keine Angst mehr haben, eine Seite könne die Oberhand über die andere gewinnen.«
    Dafür wollte sie gern einige Unannehmlichkeiten auf sich nehmen. »Das ist gut. Griffin …« Sie hielt inne, weil sie nicht die richtigen Worte fand, um zu schildern, was ihr durch den Kopf ging. »Danke. Ich habe es dir wirklich nicht leicht gemacht, und trotzdem bist du so freundlich zu mir.«
    Er grinste schief. »Ich denke mal, du bist es wert.«
    Finley gab sich große Mühe, ihr erfreutes Lächeln zu verbergen.
    Sie gingen durch den Haupteingang statt durch die inzwischen reparierte Terrassentür des Arbeitszimmers in den Garten. Auf dem hinteren Rasen, nahe am Haus, war auf Pfosten ein Sonnendach aus Segeltuch aufgespannt. Es beschattete die makellose Tischdecke und die kalten Bratenstücke, das Brot, den Käse und die Früchte, mit denen die Tafel gedeckt war. Als sie den Festschmaus sah, knurrte Finley der Magen. Peinlich berührt legte sie sich eine Hand auf den Bauch.
    Griffin kicherte nur. »Ich bin auch nahe am Verhungern«, flüsterte er und nahm ihr die Verlegenheit. Emily, Sam, Cordelia und sogar Jasper, der Cowboy, den sie am vergangenen Abend kennengelernt hatte, saßen bereits am Tisch.
    »Das wird aber auch Zeit«, schimpfte Sam mit gerunzelter Stirn. »Ich habe schon ein Loch im Bauch.«
    Griffin zog eine Augenbraue hoch. »Das ist doch dein Normalzustand.« In der Bemerkung lag keine Bosheit, es war nur eine der freundlichen Neckereien, die für ihn so typisch waren. Sie fragte sich, ob Griffin King, dem Duke of Greythorne, jemals der Kragen platzte.
    Wahrscheinlich wäre das ein spektakuläres Ereignis.
    Ja, die Verwandlung war bereits in vollem Gange. Gestern noch hätte sie die Vorstellung, ein Mann könne aus der Haut fahren, beunruhigend gefunden. Andererseits hatte sich in ihrem Leben in den letzten paar Tagen so vieles verändert. Sie hätte nie gedacht, dass sie die Kräfte der dunklen Seite sinnvoll nutzen konnte, und doch hatte sie Griffin hochgehoben wie ein Kind. Die Bruchstücke, aus denen sie bestand, fügten sich zusammen, bis ein neues Ganzes entstand. Das war erschreckend und herrlich zugleich.
    Griffin führte sie zum Tisch. Sein Platz war am Kopfende. Rechts neben ihm saß Sam und neben diesem wiederum Emily. Sie wirkte unsicher, was offenbar an Sams Nähe lag. Der große Trottel schien es nicht zu bemerken – wenn man allerdings bedachte, wie er die Lippen zusammenpresste, bekam er aber vielleicht sogar viel zu viel mit. Finley setzte sich auf den leeren Stuhl links neben Griffin und neben Jasper. Die Jungs

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