Das Maedchen mit dem Stahlkorsett
Griffin mit einem Funkeln in den Augen. »Ich kann dir nicht verzeihen, dass dir so viel an meinem Wohlergehen liegt, da ich diese Aufmerksamkeit doch überhaupt nicht verdient habe.«
Vielleicht bildete Finley es sich nur ein, doch es schien ihr, als hätte er Sam in diesem Augenblick einen vielsagenden Blick zugeworfen. Eine hübsche Art, den eigenen Standpunkt zu unterstreichen.
Lady Marsden lächelte und sagte nichts weiter, offenbar milde gestimmt durch den eleganten Humor ihres Neffen.
Nicht lange danach trat Mrs. Dodsworth an Griffin heran. Anscheinend war ein dringendes Telefongespräch vom Verwalter des Anwesens in Devon eingegangen. Er eilte ins Haus, um das Gespräch anzunehmen. Cordelia folgte langsamer und mit damenhaften Schritten.
Finley lächelte Emily an, die neben dem finster dreinschauenden Sam herumzappelte. Nur Jasper wirkte vollkommen entspannt. Er beobachtete die anderen beiden, dann drehte er sich zu Finley um. »Kennst du dich mit Jiu-Jitsu oder Kung-Fu aus?«
Sie schüttelte den Kopf, weil sie glaubte, sich verhört zu haben. »Wie bitte?«
»Jiu-Jitsu und Kung-Fu.« Er hob die Fäuste. »Asiatische Kampftechniken.«
Sie starrte ihn an. Er musste wohl den Verstand verloren haben, wenn er ihr so eine Frage stellte. »Nein.«
»Oh. Ich hätte doch angenommen, dass Seine Durchlaucht es dir beigebracht hat. Möchtest du es lernen? Für ein Mädchen wie dich könnte es nützlich sein zu wissen, wie man sich wehrt.«
Sie dachte daran, wie sie Lord Felix bezwungen hatte, und war in Versuchung, ihm zu sagen, dass sie dazu nicht eigens seine geheimnisvollen Kampftechniken lernen musste, doch teilweise musste sie ihm auch zustimmen. Sie wusste nicht, wie man richtig kämpfte, und da sie sowieso immer wieder in Schwierigkeiten geriet, wäre es sicher gut, wenn sie sich verteidigen könnte.
»Ja«, sagte sie, was nicht nur Jasper, sondern auch Emily und Sam in Erstaunen versetzte. »Das würde ich gern lernen.«
Jasper freute sich. »Gegen ein Mädchen habe ich noch nie gekämpft.«
Sie lächelte ihn an und schämte sich überhaupt nicht dafür, dass ihr Lächeln ein wenig schüchtern ausfiel. »Allerdings bin ich nicht irgendein beliebiges Mädchen.«
»Da du anscheinend fähig bist, mich mühelos bewusstlos zu prügeln, hast du sicher nichts dagegen, wenn ich meine Fähigkeiten einsetze.«
Es war keine Frage, doch Finley antwortete, als hätte er ihr eine gestellt. »Natürlich nicht. Ich hoffe aber, du bist ein Gentleman und erklärst mir vorher die Grundlagen.« Sie fragte sich, worin genau seine Fähigkeiten bestanden. Das Geheimnis steigerte ihre Neugier sogar noch.
Er schnitt eine Grimasse. »Es wäre doch höchst unhöflich, wenn ich dies nicht täte.«
»Wartet mal«, schaltete sich Sam ein. »Das ist doch Blödsinn. Du kannst doch nicht gegen ein Mädchen kämpfen. Ganz egal, wie stark sie ist.« Er warf Finley einen Blick zu. »Nimm’s nicht persönlich.«
Finley zog die Augenbrauen hoch, konnte aber nichts mehr sagen, weil Emily ihr zuvorkam. »Samuel Morgan! Was ist das nur für ein Unfug! Es ist völlig egal, ob sie ein Mädchen ist. Sie ist außer dir der stärkste Mensch, dem ich je begegnet bin, du großer dummer Elch!«
Sam errötete sogar ein wenig. »Wenn sie so ist wie jetzt«, er zeigte mit dem Finger auf Finley, »dann ist sie nicht stark. Und ich bin kein dummer Elch.«
»O doch, das bist du«, widersprach Emily. »Außerdem soll sie lernen, ihre beiden Seiten zusammenzubringen, und dafür ist das eine gute Übung.«
Es war Finley peinlich, dass Emily ihre beiden Seiten erwähnte, doch Jasper schien keineswegs überrascht. Entweder hatte Griffin ihn nach ihrem Auftritt am vergangenen Abend eingeweiht, oder es war ihm egal.
»Habt ihr denn hier einen Trainingsraum?«, fragte er.
Emily nickte. »Der alte Ballsaal.«
Der Amerikaner grinste. »Vielen Dank, Emily.«
Die kleine Irin errötete. »Keine Ursache.«
Die vier standen auf und gingen ins Haus, Emily und Sam übernahmen die Führung und stritten hitzig miteinander. Finley lächelte. Vielleicht gab es für die beiden doch noch Hoffnung.
Als sie den Ballsaal betraten, sprang Jasper sofort in den Boxring, der in der hinteren Ecke eingerichtet war. Finley folgte ihm. Er zog die Jacke und das Hemd aus und schien keineswegs verlegen, dass er nun von der Hüfte an aufwärts nackt war. Nicht, dass er einen Grund gehabt hätte, sich seines Körpers zu schämen. Er war durchtrainiert und hatte die Proportionen
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