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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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seinem Gast einen kurzen Blick zu. »Irgendjemand hinterließ das wächserne Ebenbild von Königin Victoria vor seiner Tür.«
    »Die Ärmste war in Unterwäsche«, fügte Dandy hinzu. »Das hätte heut Morgen sicher ’nen ordentlichen Tumult ausgelöst. Glücklicherweise musste ich noch mal ins Haus zurückkehren, weil ich was vergessen hatte.«
    »An die Figur war ein Zettel geheftet«, ergänzte Griffin. Er faltete ein Stück teures Pergament auseinander. »Darauf steht: ›Vielen Dank für die einfallsreiche Lösung unseres gemeinsamen Problems. Ihre F. J.‹«
    Jetzt starrten alle wieder Finley an. Wäre es möglich gewesen, sie hätte es selbst ebenfalls getan. Ihr Mund stand sperrangelweit offen. »Glaubt ihr etwa, ich hätte die Königin bei Madame Tussauds gestohlen und halb nackt vor Mister Dandys Haus abgestellt?« Das alles war lächerlich und zugleich so einleuchtend, dass sie Angst bekam.
    Griffin gab ihr den Zettel. »Er wurde auf meinem persönlichen Briefpapier geschrieben. Hier ist das Wasserzeichen.«
    Finley hob das Papier ins Licht und erkannte das Wappen der Greythornes. »Das ist nicht meine Handschrift«, erklärte sie, was der Wahrheit entsprach.
    »Vielleicht ist es die Handschrift deines Freundes«, meinte Sam mit zusammengebissenen Zähnen.
    Natürlich, er musste das Schlimmste über sie denken. Er nahm ja immer das Schlimmste an.
    »Meine Handschrift bleibt gleich, ganz egal, wer ich bin«, verteidigte sie sich und dachte daran, wie absurd dies alles Jack Dandy vorkommen musste. Zugleich schämte sie sich, weil ihr seine Meinung über sie wichtig war.
    »Davon mal abgesehen«, kam ihr Griffin zu Hilfe, »hatte sie keinesfalls genug Zeit, ins Wachsfigurenkabinett einzubrechen, die Figur zu stehlen, sie zu Dandy zu bringen und nach Hause zurückzukehren.«
    »Und ob sie das gekonnt hätte«, wandte Sam ein. »Du willst nur nicht zugeben, dass es ein Fehler war, sie hierher zu schleppen.«
    Emily legte ihm die Hand auf den Arm, doch er schüttelte sie ab, ging in eine Ecke des Rings und kehrte ihnen den Rücken.
    »’tschuldigung«, sagte Jack Dandy und zog die Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Finden Sie’s nich’ auch ein wenig, na ja, auffällig, dass jemand ’n Abbild Ihrer Majestät vor meiner Tür deponiert und ’nen Brief mit Miss Finleys Initialen auf Ihrem Briefpapier dazulegt?«
    Finley starrte ihn an. Einen Moment lang hatte sie befürchtet, auch er werde mit dem Finger auf sie zeigen. Griffin übernahm das Antworten. »In der Tat. Unabhängig davon, dass ich an Finleys Unschuld glaube, wäre sie sicher nicht so dumm, derart offensichtliche Beweise gegen sich selbst bei der Wachsfigur zurückzulassen. Niemand würde das tun.« Das war an Sam gerichtet, der mit puterrotem Gesicht zugehört hatte. »Sie würde auch sicher nicht mein Briefpapier verwenden.«
    »Aber wenn es nicht Finley war, wer sonst?« Emily trat vor. »Nimm’s nicht persönlich, Finley, aber wer sonst hätte Griffins Briefpapier benutzen können?«
    Finley war nicht beleidigt. Sie wollte die Antwort ebenso dringend hören wie alle anderen.
    Griffin warf einen Blick auf Dandy und beschloss offenbar, dass der dunkle Herr hören durfte, was er zu sagen hatte. »Diener«, erwiderte er. »Jeder, der Zugang zu einem meiner Häuser hat, könnte mühelos in mein Arbeitszimmer schleichen und das Papier von meinem Schreibtisch oder aus den Gästezim mern mitnehmen. Ihr habt alle ganz ähnliches Papier in euren Zimmern.«
    Jasper strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Da gibt sich jemand große Mühe, den Eindruck zu erwecken, als hätte Finley die Statue gestohlen – und als stecke sie mit Dandy unter einer Decke.« Er drehte sich zu Jack um. »Nicht böse sein.«
    Dandy verneigte sich. »Is’ schon gut. Da ich hier nun meine Pflicht erledigt hab, empfehle ich mich. Wollte nur sicher sein, dass mein Schätzchen nich’ in Schwierigkeiten gerät.«
    Finleys Gesicht wurde heiß. Sie schritt über die Matte zu dem großen und gefährlichen jungen Mann. Ihr war nicht entgangen, welchen Gefallen Jack ihr damit getan hatte, die Figur und den Zettel unter Verschluss zu halten. »Danke«, sagte sie.
    Dandy grinste breit. »Keine Ursache, Täubchen. Eines Tages werd ich auch mal jemand brauchen, der mir ’nen Gefallen erweist, und dann komm ich zu dir.« Die nächsten Worte richtete er an Jasper. »He, Yankee, donnerstags veranstalte ich bei mir Faustkämpfe. Miss Finley kann Ihnen den Weg beschreiben.«
    Finleys

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