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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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du herausgefunden?«
    »Komm und sieh es dir selbst an.« Sie führte ihn zu der Werk bank, wo sie meist ihre mechanischen Arbeiten verrichtete.
    »Wie ich gestern Abend schon sagte, hat der Automat mit mir gesprochen, oder jedenfalls hat er etwas gesagt. Eigentlich weiß ich nicht genau, ob er mich meinte, oder ob er nur etwas abgespult hat, das ihm jemand eingegeben hat.«
    Griffin runzelte die Stirn. »Eingegeben? Du meinst wohl eher, er wurde programmiert.«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Junge, das ist so ziemlich dasselbe. Jedenfalls in diesem Fall. Er hat mir erzählt, jemand hätte in seiner Denkmaschine herumgepfuscht, wo seine Befehle gespeichert sind. Bisher hatte ich nach Herstellungsfehlern oder falschen Eingaben gesucht. Der Maschinist hat jedoch die Programmierung des Metalls gar nicht manipuliert, sondern eher verbessert. Das habe ich vorher nicht bedacht, weil ich nicht gezielt danach gesucht, sondern nur Tests durchgeführt und Diagnosen vorgenommen habe. Außerdem glaube ich, die Veränderung ist in den Monaten, die der Automat hier im Dunklen verbracht hat, deutlicher zum Vorschein gekommen.«
    »Jetzt bin ich aber gespannt.« Er legte den Kopf schief. »Zeig mir, was du entdeckt hast.«
    Emily deutete auf die Werkbank, wo eine kleine Kuppel stand, etwa halb so groß wie der Schädel eines ausgewachsenen Mannes. Es war die Metallhülle, in der sich der Denkapparat des Automaten befand. Sie war klein, weil die meisten mechanischen Arbeiter zwei unabhängige Gehirne besaßen – eines für die normalen Tätigkeiten wie Bewegung, Antrieb und ähnliche Dinge, und ein zweites für die spezialisierten Befehle. Die kleinere Maschine konnte mit Lochkarten gefüttert werden, die das Gehirn abarbeitete, woraus ein entsprechendes Verhalten resultierte. Die Hauptmaschine trug ihm auf zu graben und den Abraum irgendwo zu deponieren. Die zweite, die eigentliche Denkmaschine, war für unvorhersehbare Ereignisse zuständig, wie etwa, wenn der Tunnelbauer unverhofft auf eine Felswand traf, sich auf eine besondere Geländebeschaffenheit einstellen oder Hindernissen ausweichen musste. Kurz, für alles, was ihn daran hinderte, seine eigentliche Aufgabe zu erledigen.
    Emily hob die Kuppel hoch und öffnete die hintere Klappe. Die beiden kleinen Scharniere quietschten leise, dann kam die Maschine im Innern zum Vorschein. Die Zahnräder, die sonst die Lochkarten bewegten, standen still.
    Griffin betrachtete den Mechanismus. »Worauf soll ich achten?«
    Sie gab ihm ein Vergrößerungsglas. »Schau da durch und sag mir, ob du etwas Seltsames entdeckst.«
    Er fasste die Lupe am Ebenholzstiel, hielt sie vor die Öffnung und beugte sich vor. Auf einmal runzelte er die Stirn. Winzige Adern kräuselten sich in der Apparatur wie die Locken, die sich junge Damen manchmal um die Finger wickelten. »Ist es das, was ich glaube?«, fragte er und sah seine hübsche Freundin an.
    Sie nickte. »Organellenbahnen. Irgendwie sind sie in die Denkmaschine des Automaten hineingeraten. Ich glaube, es geschah über das Öl des Maschinisten. In der letzten Probe, die du mir gegeben hast, befanden sich tatsächlich noch lebende Biesterchen. Kaum dass ich in der Nähe eine Energiezelle aufgebaut hatte, haben sie reagiert, als würden sie davon angelockt.«
    »Haben sie eine Fehlfunktion verursacht?«
    Ungeduldig schüttelte Emily den Kopf. Manchmal vergaß sie, dass nicht alle so klug waren und nicht so viele Informationen besaßen wie sie selbst. »Nein. Die Maschine funktioniert wie erwartet. Wenn überhaupt, dann haben die Organellen sie sogar noch verbessert. Die Maschine hat lediglich auf eine neue Situation reagiert, ohne Lochkarten benutzen zu müssen.«
    »Dann hat sie ein Bewusstsein entwickelt?« Er konnte sein Erstaunen nicht verbergen.
    Emily strahlte und hüpfte trotz der schweren Stiefel fast auf und ab. »Ja! Ist das nicht unglaublich?«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Das kann man wohl sagen.« Und schrecklich war es auch. Metallmänner mit eigenständigem Denkvermögen? Man konnte gar nicht absehen, welche Wunder oder Katastrophen sonst noch kommen mochten. Aber es klang plausibel.
    Die Organellen lebten tief im Innern der Erde vom Fels, und das Erz war ein Produkt ihres Lebens. Eines gehörte zum anderen, und wenn die Energie aus dem Erz freigegeben wurde, fühlten sich die Organellen in der Nähe angezogen und wollten mit ihm interagieren. Im Falle des Automaten hatte es die Organellen zur Energiezelle in der Denkmaschine

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