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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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nur.«
    Griffin war sicher nicht zimperlich, aber er brauchte seine ganze Entschlossenheit, um in den Brustkorb seines Freundes zu spähen. Das Unbehagen wich jedoch rasch Erstaunen. Um Sams mechanisches Herz waren winzige blaue und grüne Fäden gewachsen und rahmten den glühenden grünen Energiekristall im Zentrum ein. »Ist das …«
    Emily nickte und erwiderte seinen Blick. »Das sind Organellen. Als ich ihn aufgeschnitten habe, konnte ich erkennen, dass sie bereits angefangen hatten, das zerstörte Ventil zu reparieren.«
    »Wie ist das möglich?«
    Sie entfernte den Retraktor, und Finley ließ die Rippen los, die bereits verheilten. »Als ich Sams Arm ersetzt habe, sollten die Organellen helfen, Haut und Muskeln nachwachsen zu lassen. Sie haben seine Zellstruktur kopiert. Offenbar haben sie sich von der Schulter aus weiter in den Rumpf ausgebreitet, wahrscheinlich sogar im ganzen Körper.«
    Griffin schüttelte erstaunt den Kopf. »Das könnte erklären, warum seine Verletzungen so schnell verheilen.«
    Emily warf Finley einen Blick zu und vernähte Sams Haut mit der Präzision und ruhigen Hand einer Schneiderin, die nur einen Rocksaum flickt. »Bei dir ist es genauso«, bemerkte sie. »Die Experimente deines Vaters haben die Organellen zu einem Teil von dir gemacht.«
    Griffin blickte zwischen Finleys überraschter Miene und Sams friedlichem Gesicht hin und her und war froh, dass sich sein Freund schnell wieder erholen würde – damit er ihm das Fell über die Ohren ziehen konnte, weil er sich so idiotisch benommen hatte. »Es scheint, als fühlten sie sich von der Energiequelle angezogen.«
    »Ja.« Emily runzelte konzentriert die Stirn. »Ich muss einige Tests durchführen, aber ich habe schon eine Theorie, wie das alles zusammenhängt.«
    Er konnte nicht anders, er musste grinsen. Emily war so weichherzig wie kaum jemand sonst. Sie konnte über verletzte Vögel weinen, doch wenn es eine echte Krise gab, wurde sie völlig nüchtern und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Dafür bewunderte er sie. Natürlich würde der Schock sie später einholen, und dann wäre sie für ein oder zwei Tage wie ein Blatt im Wind.
    Als Sam zusammengenäht war, säuberte Emily den Einschnitt noch einmal mit dem Desinfektionsmittel, wischte alles ab und schmierte eine Schicht Organellensalbe darauf, um den ohnehin schnellen Heilungsprozess noch zu beschleunigen. Schließlich legte sie etwas, das dem Kopfende eines Ste thoskops ähnelte, auf Sams Herz. Aus dem Gerät entsprang ein langer Draht, der mit einem kleinen Grammophon auf einem Beistelltisch verbunden war. So konnten sie alle Sams Herz schlagen hören.
    »Wenn er aufwacht, ist er so gut wie neu«, erklärte sie ihnen, während sie zum Waschbecken ging. Sie nahm die fleckige Schürze ab und warf sie in den Wäschekorb in der Ecke.
    Ohne dazu aufgefordert worden zu sein, brachte Finley die chirurgischen Instrumente zum Waschbecken. Emily musste sie später sterilisieren.
    Griffin beobachtete das Mädchen, das ihnen allen noch recht fremd war und doch so viel mit ihrem Leben und den dramatischen Ereignissen zu tun hatte. Sie stand am Emaillebecken und hielt sich mit den sauber gewaschenen Händen an dessen Rand fest. Ihre hängenden Schultern bebten.
    »Finley?« Er ging zu ihr.
    Finleys Schluchzen brach ihm das Herz. Das waren nicht die vorsichtigen Tränen einer jungen Lady aus gutem Hause, die dazu erzogen war, niemals eine Szene zu machen und nie hässlich zu wirken. Dies war die Erschütterung eines Menschen, der schreckliche, unerträgliche Qualen litt. Er wechselte einen Blick mit Emily.
    »Finley«, sagte er behutsam. Gott allein wusste, was sie tun mochte, wenn ihre dunkle Seite die Kontrolle übernahm, und Griffin hatte für einen Abend wahrlich genug Prügel eingesteckt. Das galt allerdings auch für Finley selbst.
    Sie drehte sich um, als er sie an der Schulter berührte, und warf sich ihm zu seiner Überraschung in die Arme, um an seiner Brust zu schluchzen. Er hielt sie eine Weile, streichelte ihr über die Haare und beruhigte sie, während Emily gleichermaßen unruhig und besorgt zuschaute.
    »Das … das ist alles meine Schuld«, flüsterte Finley. »Ich hätte ihn fast umgebracht.«
    »Schon gut.« Griffin tätschelte ihr den Rücken. »Sam wird schon wieder, und du kommst auch wieder auf die Beine.« Er war unendlich froh, ihr das sagen zu können.
    Finley nickte, wich aber seinem Blick aus, als sie sich seiner Umarmung entzog. Sein Hemd war feucht von

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