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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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war, der die Grenze überschritten hatte.
    Er verließ den leeren Raum und ging den Flur hinunter. Er musste Finley finden und zurückholen. Wo konnte sie nur stecken? Bei ihrer Mutter? Griffin blieb wie angewurzelt stehen.
    Jack Dandy.
    Er fluchte anhaltend und laut, und es war ihm egal, wer ihn hörte. Natürlich, genau dorthin war sie gegangen. Dandy urteilte nicht über sie, sondern nahm sie so, wie sie war – oder wenigstens akzeptierte er die dunkle Seite ihrer Persönlichkeit.
    Bei einem Kerl wie Jack Dandy, der in moralischer Hinsicht so zweifelhaft war, wie es ein Mensch nur sein konnte, hatte Finley nichts zu suchen. Sie gehörte hierher, zu ihm – und zu den anderen. Allerdings fiel ihm kein plausibler Grund dafür ein, dass sie es genauso sehen musste. Oh, sicher, er wollte ihr helfen und wusste, dass sie die Gruppe bereichern würde. Aber was hatte sie selbst davon? Ein Dach über dem Kopf? Jemanden, der sie gern einsetzte, weil sie bestimmte Dinge tun konnte, statt sie als das zu schätzen, was sie war?
    Unschlüssig, wie es weitergehen sollte, blieb er im Flur stehen. Er besaß genug Geld und Macht, um zu tun, was immer er wollte, hatte aber keine Ahnung, wie man einem Mädchen sagte, dass es Teil seines Lebens und seiner Familie werden sollte.
    Jasper hatte ihm berichtet, dass er bei mehreren Bekannten Nachforschungen angestellt hatte. Bisher hatte er noch nichts über den Maschinisten herausgefunden, aber den Gerüchten zufolge waren die Angriffe der Automaten keineswegs Zufälle, sondern geplant.
    Hatte sich der Schurke ganz gezielt zuerst Sam und dann Finley vorgenommen? Oder waren ihm die beiden zufällig in die Quere gekommen? Griffin wusste es nicht, er fühlte sich hilflos und knirschte frustriert mit den Zähnen. Nein, er war nicht hilflos.
    Später musste er unbedingt nach Sam sehen, den am Vorabend vier kräftige Diener aus dem Labor in sein Bett verlegt hatten. Emily hatte die erste Wache übernommen, während Griffin geschlafen hatte. Dann hatten sie sich abgewechselt, bis ein mürrischer Sam sie angeraunzt hatte, sie sollten sein Zimmer verlassen und nicht wie die Glucken herumhocken.
    Ja, Griffin musste sich mit seinem Freund über die Ereignisse des vergangenen Tages unterhalten. Einfach würde das nicht, und ein Teil von ihm hatte nicht übel Lust, Sam für den Angriff auf Finley den Hals umzudrehen. Doch so wütend er auch war, vor allem war er erleichtert, dass sein Freund noch lebte.
    Während ihm dies alles durch den Kopf ging, wurde ihm der Weg nach unten ins Labor höllisch lang.
    Er zerrte an seinem Schlips herum. Der Knoten, der vor ein paar Augenblicken fast unsichtbar gewesen war, schien ihn jetzt zu erdrosseln. Natürlich bildete er es sich nur ein, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er den schrecklichen Aufzug und die Dunkelheit verabscheute, die ihn wie dicke Ziegelmauern auf allen vier Seiten einzusperren schienen.
    Hundertneunundfünfzig, hundertsechzig. Noch ein paar Reihen Ziegelsteine, dann hatte er es überstanden. Er atmete tief durch und rief die Kraft des Äthers und der eintätowierten Runen an, um Ruhe zu finden. Für diese Feigheit verachtete er sich selbst, doch seit dem Tod seiner Eltern verabscheute er enge Räume. Er hatte von ihnen geträumt – vielleicht war es auch eine Vision gewesen –, wie sie Tieren im Käfig gleich in der Karosse gestorben waren. Seither benutzte er am liebsten das Velo und griff nur dann auf seine Dampfkutsche zurück, wenn es unbedingt sein musste.
    Endlich hielt der Lift mit einem Ruck an. Griffin stieß das Gitter auf und drückte auf die Freigabe für die Tür. Dann holte er tief Luft und betrat das Labor.
    »Du musst wirklich mal was gegen diese Beklemmungen unternehmen«, begrüßte Emily ihn.
    »Ich weiß.« Er fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die Haare und ging zu ihr. »Nun erzähl mir etwas, das ich noch nicht weiß, Emmy.« Es war eher eine Bitte als Sarkasmus.
    »Tja«, begann sie, »ich habe den Automaten überprüft, der beinahe Sam umgebracht hätte.«
    Griffin mochte es, wie sie immer ein »Beinahe« einflocht, wenn sie über den Angriff sprachen. Die Maschine hatte Sam getötet, daran war nichts zu rütteln. Sein Herz hatte ausgesetzt, und Emily hatte ihm ein neues eingebaut.
    »Du hast ihn doch nicht noch einmal in Betrieb genommen, oder?«
    Finster blickte sie ihn an, wirkte mit den großen Augen und den Sommersprossen aber nur wie eine erboste Elfe. »Natürlich nicht.«
    »Was hast

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