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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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’nen Teil, der das nich’ kapiert? Gut. Und jetzt nerv mich nich’ mehr, solange du nichts Nützliches für mich hast.« Fluchend legte er den Hörer auf die Gabel.
    »Tsk-tsk«, machte Finley, die in der Tür innegehalten hatte. »Was würde wohl Ihre Mutter sagen, wenn sie so etwas hört?«
    Jack hob den Kopf. Vielleicht war es nur ihre Eitelkeit, aber sie hatte das Gefühl, seine dunklen Augen hellten sich auf, als er sie sah. »Ach, wenn das nicht Dornröschen ist. Was glauben Sie’n, wer mich diese Worte gelehrt hat, Schätzchen? Das war meine Mami.« Er grinste. »Heute Morgen seh’n Sie ja richtig zum Reinbeißen aus.«
    Das galt auch für ihn, doch Finley war klug genug, es für sich zu behalten. Jack Dandy gehörte zu den gefährlichsten und attraktivsten jungen Männern, denen sie je begegnet war – wenn man von seinen sprachlichen Eigenarten absah –, und das wusste er auch.
    »Danke«, entgegnete sie. »Haben Sie vielleicht einen Kaffee für mich?«
    Er deutete auf ein silbernes Kännchen und die Tassen, die neben ihm auf dem Schreibtisch bereitstanden. »Frisch aufgebrüht. Die Bohnen hab ich Ihnen zu Ehren selbst gemahlen.«
    »Sie sind ein Mann, der über viele Begabungen verfügt«, erwiderte sie ironisch.
    »Dabei kennen Sie noch nich’ mal alle, meine Liebe.« Er lächelte sie an. »Nehmen Sie auch ’n Croissant. Sie müssen ja etwas essen.«
    Ihr Magen knurrte erfreut, als sie die Backwaren und die zarten Pasteten auf dem Porzellanteller und dem Tablett betrachtete. Sie lächelte verlegen, worauf er kicherte. Auch er bediente sich jetzt.
    Als sie den Kaffee so zubereitet hatte, wie sie ihn mochte, setzte sich Finley mit ihrem Frühstück auf das Sofa und stellte die Tasse und den Untersetzer auf den niedrigen Tisch. Sie zupfte ein Stückchen vom Croissant ab. Es löste sich sofort und war innen noch warm. Sie schob sich den Bissen in den Mund und schloss entzückt die Augen, als das Butterhörnchen ihrem Gaumen schmeichelte.
    »Das ist köstlich«, sagte sie, als sie nach einer Weile wieder sprechen konnte.
    Jack hatte sie neugierig beobachtet. »Die könnten Sie jeden Morgen haben, wenn Sie wollen.«
    Finley hielt inne, das nächste Stückchen Croissant verharrte auf halbem Wege zum Mund. »Wie bitte?«
    Er lächelte sie an, als fände er ihre Überraschung amüsant. »Sie können hierbleiben – hier bei mir –, solange Sie wollen.« Es war sicher kein Zufall, dass der Zungenschlag der Gosse wie weggeblasen war.
    Sie war nicht sicher, was sie darauf erwidern sollte. Die Groß zügigkeit kam nicht völlig unerwartet, und Finley war klug genug, dies nicht als völlig unverfängliches Angebot aufzufassen. Wenn sie blieb, würde Jack früher oder später eine Gegenleistung verlangen, und die Vorstellung, worin sie bestehen mochte, war ebenso beängstigend wie aufregend.
    »Danke«, sagte sie schließlich. Das war besser, als Ja oder Nein zu sagen, zumal ein Teil von ihr sehr in Versuchung war zu akzeptieren.
    Jack zuckte die breiten Schultern. »Sobald Seine Durchlaucht Sie sucht, werden Sie mit ihm nach Mayfair zurückkehren, aber falls Sie jemals etwas brauchen …« Er ließ den Satz unvollendet.
    Schweigend blickten sie einander an. Finleys Mund war auf einmal sehr trocken. Guter Gott, was ging hier vor?
    »Gestern Abend ha’m Sie mich gefragt, ob ich was über diesen Maschinisten weiß«, brach er endlich das Schweigen und die wachsende Spannung. Er schob sich den Rest seines Croissants in den Mund und wischte sich die Krümel von den Fingern. »Hab mit ihm nich viel zu tun gehabt, aber ich kenn ein paar, die von ihm gehört haben. Soll immer für sich bleiben und vor allem in Metall machen. Ein Bekannter von mir hat gehört, der Maschinist hätte mit Diebstahl und Anarchie zu tun, aber Beweise gibt’s nicht. Der weiß genau, wie er aus der Schusslinie bleibt.«
    Das klang sogar anerkennend, und Finley erinnerte sich, dass der attraktive Jack Dandy eben doch kein anständiger Mann war.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte sie aufrichtig. »Anscheinend ist der Maschinist eine Art Phantom.«
    Jack nickte. »Is’ ja auch kein Problem, wenn man die Metallmänner die Drecksarbeit machen lässt.«
    Damit hatte er wohl Recht. »Wer erledigt das denn für Sie?«, platzte sie heraus, ehe sie sich zurückhalten konnte.
    Er grinste und zeigte ihr die ebenmäßigen weißen Zähne, die sie an einen Wolf erinnerten. »Ein Mann muss auch ’n paar Geheimnisse haben,

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