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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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Schätzchen.«
    Beispielsweise, ob er Lord Felix ihretwegen umgebracht hatte oder nicht. Ihr wurde schwindlig, wenn sie nur daran dachte. Einerseits war es ungeheuer romantisch, sich vorzustellen, dass jemand ihretwegen zu töten bereit war. Andererseits war es erschreckend, dass Jack wegen einer solchen Kleinigkeit einen Mann umbrachte. Gewiss, Lord Felix hatte ihr tatsächlich etwas antun wollen, doch sie war relativ unbeschadet davongekommen. Es war nötig gewesen, ihm Einhalt zu gebieten – aber ihn ermorden? Und trotzdem brachte sie es nicht über sich, deshalb entsetzt zu sein. Eher quälte sie die Vorstellung, sie könnte einen Mörder attraktiv finden. Die Frage, wen es getroffen hatte, war demgegenüber zweitrangig.
    Sie wollte nicht, dass Jack ein Mörder war. Da, jetzt hatte sie es in Gedanken formuliert und sich eingestanden. Sie wünschte es sich, weil sie ihn mochte und nicht die Art Frau sein wollte, die etwas für einen Mörder empfand.
    Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Sie blickte zum Flur. Jack lächelte amüsiert in seine Tasse hinein. »Wer kann das wohl sein?«, überlegte er. »Seien Sie doch so lieb und öffnen Sie für mich, ja?«
    Seltsam, dass er sie bat, für ihn die Tür zu öffnen, doch da er so freundlich gewesen war und sie aufgenommen hatte, wollte sie ihm die Bitte nicht abschlagen. Sie stellte die Tasse auf den Tisch, erhob sich vom Sofa und ging zur Eingangstür.
    Mit dem Daumen gab sie die Sperre frei, zog die schwere Holztür nach innen auf und hielt überrascht inne.
    Vor ihr stand Griffin.
    Jack hatte vorhergesagt, dass der junge Herzog kommen würde, doch sie hatte es nicht recht glauben wollen – schon gar nicht so bald. Und am wenigsten hatte sie damit gerechnet, dass sie sich darüber so freuen würde.
    Woher hatte er gewusst, wo man sie finden konnte? Hatte er gleich das Schlimmste angenommen und vermutet, dass sie zu Jack gelaufen war? Oder kannte er sie gut genug, um zu erkennen, dass sie sich an den einzigen Menschen wenden würde, der sie so gut zu verstehen schien wie er?
    »Hallo«, sagte er heiser und müde. Er hatte sich nicht rasiert, und die Haare waren noch wirrer als sonst. Am Kinn, wo Sam ihn geschlagen hatte, prangte ein hässlicher Bluterguss, die Ausläufer reichten sogar die Wange hinauf bis zum rechten Auge, über die Nase hinweg und bis unter das linke Auge.
    Sie wollte ihn berühren, widerstand aber der Versuchung, zumal sie wusste, wie sehr es schmerzen musste.
    »Hallo«, antwortete sie lahm und versteckte sich halb hinter dem Türrahmen. »Wie geht es Sam?«
    »Er wird wieder«, antwortete Griff mit einem kleinen Lächeln. »Er ist so liebenswürdig wie immer.«
    Darüber lachte sie, wenngleich eher aus Erleichterung als aus irgendeinem anderen Grund. Sam ging es wieder gut, und Griffin hasste sie nicht.
    »Du hättest doch nicht extra hierher kommen müssen, um es mir zu erzählen.«
    Er setzte einen Fuß auf die Türschwelle und kam etwas näher. »Das war nicht der Grund.«
    »Oh.« Ein Schwall kaltes Wasser ins Gesicht. Sie öffnete die Tür etwas weiter und zog sich ein wenig zurück. »Willst du mit Jack sprechen? Er ist …«
    »Finley.« Sie zuckte zusammen, als er über ihrem Kopf die flache Hand auf die Tür klatschte. Er beugte sich vor, bis ihre Gesichter nur noch eine Handbreit voneinander entfernt waren, und in seinen Augen lag ein Funkeln, das sie nicht deuten konnte. Ihr Herz schlug schneller. »Ich bin auch nicht hier, um mit Dandy zu sprechen.«
    »Dann …« Sie räusperte sich. Ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren wie die eines kleinen Mädchens. Sie verfluchte sich dafür. »Warum bist du dann hier?«
    »Deinetwegen. Ich bin hergekommen, um dich zu holen.«
    Er musste doch wissen, dass sie nicht in sein Haus, zu ihm und seinen Freunden gehörte. Nach den gestrigen Ereignissen wollten sie doch sicher nichts mehr mit ihr zu tun haben. »Griffin, ich …«
    Plötzlich stand er dicht vor ihr und sah sie entschlossen an. Verschwunden war der liebevolle, geduldige Griffin. Dies war der Duke of Greythorne, einer der mächtigsten Männer Englands.
    »Es ist mir egal, dass du zu Dandy gegangen bist«, sagte er leise, aber nicht ohne Schärfe. »Wenn du dir weiter wegen Sams Verletzungen Vorwürfe machen willst, dann viel Spaß damit. Es ist mir auch egal, dass du mich aufs Pflaster prügeln könntest, wenn du willst. Ich bin gekommen, um dich zu holen, und wenn ich muss, werde ich dich über meine Schulter

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