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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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eingeschlafen. Also machte er sich auf den Rückweg durch das Dorf. Am Himmel waren schon die ersten schmalen Lichtstreifen
zu sehen, die Sonne würde bald über die hohen, dunkelblauen Berge steigen, die das kleine Bauerndörfchen fast ringsum einschlossen. Seit Tagen schon war er nur noch betrunken und konnte das Blut in seinem Erbrochenen nicht sehen, das vor dem Friedhof über die Straße lief.
    Michael kam nur langsam voran. Jedes Mal, wenn der stechende Schmerz in seiner Magengrube zu stark wurde, blieb er stehen. Ihm fiel ein, dass er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte und dass er Kate, dieses Miststück, aufscheuchen musste, damit sie ihm etwas vorsetzte, wenn er nach Hause kam. Dann schleppte er sich weiter, die Hand fest auf den Magen gepresst.
    Nach einer Weile hörte Michael Schritte hinter sich und drehte sich um, doch auf der dunklen, einsamen Straße war niemand zu sehen. Er setzte seinen Weg fort, aber nach wenigen Metern hörte er das Geräusch schon wieder.
    »Wer ist da?«, rief er beklommen. Er glaubte eigentlich nicht an Gespenster, aber jetzt, wo seine Frau tot war, schloss er nicht aus, dass sie ihn verfolgte.
    Klack, klack!
    Das war es wieder, wenn auch nicht mehr ganz so laut. Vielleicht irgendjemand, der in die andere Richtung lief. War ihm in der Dunkelheit jemand begegnet und er hatte es nicht bemerkt? Er lachte über seine eigene Dummheit und ging weiter. Seine Magenschmerzen hatten ein wenig nachgelassen.
    »Ha, Gespenster! Ich dreh wohl langsam durch!«
    Michael folgte der dunklen Straße und bog links in den Feldweg ein, der zu seinem Hof führte. Hier standen keine Häuser mehr, und das einzige Licht stammte vom ersten Schimmer des herannahenden Tages.
    Er ging weiter, verfluchte seine Schmerzen. Vor ihm lag
nichts als der dunkle, stumme Weg. Da hörte er sie wieder. Schritte.
    »Wer ist denn da, verdammt noch mal?«
    Die Schritte verstummten.
    Michael hielt sich eigentlich für einen Mann, der sich nicht so leicht Angst einjagen ließ, aber jetzt beschleunigte er seine Schritte. Zweimal rutschte er auf einem Kuhfladen aus.
    Dann drehte er sich erneut um.
    »Los, zeig dich endlich! Gott verdammt noch mal, was willst du von mir?« Erstaunt über seine wiedererwachte Tapferkeit steigerte sich seine Wut. Normalerweise hatten die Leute vor ihm Angst und nicht umgekehrt. Als niemand antwortete, fiel er in einen Laufschritt, die Angst verlieh seinen schwachen Beinen Kraft, doch die Schritte hinter ihm wurden ebenfalls schneller. Und lauter. Er beschloss, den Weg zu verlassen und sich im hohen Gras am Ufer des nahen Sees zu verstecken.
    Aber die Schritte ließen sich nicht abschütteln.
    »Was willst du denn, um Gottes willen?«, flehte er. Seine Tapferkeit war der Vernunft gewichen.
    Michael blieb stehen und entschloss sich, seinen gesamten Tascheninhalt in die Dunkelheit zu werfen.
    »Da! Das ist alles, was ich habe!«, rief er.
    Dabei war er einen Schritt nach hinten getreten und rollte die Böschung zum See hinunter. Verblüfft fragte er sich, wie es möglich war, dass er sich so sehr verschätzt hatte - schließlich kannte er hier doch jeden Stein. Aber was spielte das jetzt noch für eine Rolle, angesichts der Tatsache, dass er in der Dunkelheit von einem Irren verfolgt wurde? Ein harter Gegenstand hielt seinen Fall auf. Er konnte das Wasser hinter seinen Ohren plätschern hören und spürte etwas Nasses am Hinterkopf. Als er die Stelle mit dem Finger befühlte, war ihm klar, dass er gegen
einen Felsbrocken geprallt war und am Hinterkopf blutete. Er spürte keinen Schmerz und blieb liegen, erleichtert, dass er nicht ganz in den See gefallen war. Er hatte schon immer Angst vor dem Wasser gehabt und konnte nicht schwimmen. Michael streckte die rechte Hand aus, berührte das Wasser und lachte leise, als ihm bewusst wurde, wie viel Glück er gehabt hatte. Bis auf das Plätschern war nichts mehr zu hören. Gerade, als er aufstehen wollte, sah er sie: eine Gestalt zu seiner Linken, ein Schemen, der über ihm stand.
    »Wa …«
    Er hatte das Wort noch nicht zu Ende gebracht, da spürte Michael einen wuchtigen Faustschlag im Gesicht. Er wollte ausweichen, hob die Hände, wandte sich ab. Da spürte er den nächsten Schlag an der Schläfe und dann noch einen und noch einen, bis die Hiebe nur so auf ihn niederprasselten. Blut lief ihm über das Gesicht, und er konnte seinen Angreifer nicht erkennen. Michael packte die Gestalt an den Beinen und versuchte sich aufzurichten, doch dann traf

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