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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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machen, was er will, ist ja schließlich sein Hof. Er spürte, wie er wütend wurde, ohne genau zu wissen, warum. Dann stieß er die Hintertür auf und trat ins Freie. Es war, trotz des Sonnenscheins, ein kalter Februartag. Der eisige Wind trieb herumliegende Brombeerzweige über den Hof. Dermot schlug den Kragen hoch bis über die Ohren und machte sich auf den Weg in den Stall, wo Arbeit auf ihn wartete. Wenn ich Alkohol trinken würde, dachte er im Stillen, dann würde ich mir heute Abend ein paar Gläser genehmigen.
     
    Sam Moran blieb gerade noch genügend Zeit, um vor Dienstschluss die Zeitungsredaktion in Wicklow zu erreichen. Er war am Hof der Byrnes vorbeigefahren, ohne ein Lebenszeichen zu entdecken. Der ganze Hof sah seiner Meinung nach sehr heruntergekommen und veraltet aus, als wäre die Zeit einfach stehen geblieben. Wie rührend, dachte er. Er könnte aus dieser Geschichte ja ein Rührstück machen, und so fing er auf dem Weg zu seinem Chef bereits an, seine Schlagzeile zu formulieren: Mörderin zurück im Zerfall . Vielleicht könnte er dem Ganzen noch eine gewisse gruselige Note verleihen. Mattie aus dem Pub hatte ihm erzählt, dass das Mädchen nicht ganz richtig im Kopf war. Hier in der Gegend passierte ja nicht viel, und darum wollte er jetzt, wo es wirklich einmal etwas zu berichten gab, seine Chance nutzen. Er musste nur noch seinen Chef davon überzeugen, dass er eine Geschichte
am Wickel hatte, und das würde das Schwierigste werden. Er arbeitete seit seiner Rückkehr nach Irland für Robert Talbot, aber in der ganzen Zeit hatte sich nicht einmal annähernd so etwas wie Freundschaft entwickelt. Talbot hatte ihm diesen Job auf Drängen von Sams Schwiegervater verschafft, damit dieser seine einzige Tochter und, was noch wichtiger war, Sam selbst im Auge behalten konnte.
    Talbot fand Sam selbstgefällig und widerwärtig, und es hätte im Lauf der Jahre hundert Gründe gegeben, Moran zu feuern, wobei die regelmäßigen Übertreibungen in seinen Artikeln noch der geringste war. Seine kleine Lokalzeitung war auf Wahrheit und Seriosität gegründet, und Moran hatte absolut nichts zur Wahrung dieses guten Rufes beigetragen. Talbot hatte eigentlich vorgehabt, in diesem Jahr in Pension zu gehen, doch stattdessen verbrachte er mehr Zeit als je zuvor in der Redaktion, versuchte Moran im Zaum zu halten und machte sich ein wenig Sorgen wegen der rückläufigen Verkaufszahlen. Überall in Irland schrumpfte die Zahl der Arbeitsplätze, und viele Leute wanderten aus, nach Amerika, Australien oder London. In den Zeitungen war von einer bevorstehenden Rezession die Rede. Talbot verspürte eine leichte Unruhe, da er seine Zeitung an seinen Sohn Robert übergeben wollte, sobald dieser mit seiner jungen Familie aus New York zurückkehrte. Talbot setzte alles daran, dass es dann auch noch etwas zu übergeben gab.
     
    Inzwischen war Dermot Lynch in Árd Glen auf dem Weg zum Pub seiner Tante, wo er gelegentlich aushalf. Er hatte nicht die geringste Lust, aber heute Abend hatte er Dienst, und er konnte jeden Penny gebrauchen. In Slattery’s Pub gab Mattie wie üblich den jovialen Gastgeber und scherzte mit seinen Kunden, die ihr hart verdientes Geld in Alkohol umsetzten,
Geld, das eigentlich ihren Frauen und zahllosen Kindern zustand. Dermot widerte das an. Sein Vater hielt es genauso, auch er nahm das Trinken wichtiger als das Essen. Darum hatte er selbst nie einen Tropfen angerührt und sparte sein Geld lieber, um sich eines Tages einen kleinen Hof zuzulegen, aber das hatte er noch niemandem erzählt, man würde ihm ohnehin nicht glauben, dass er es schaffen konnte, und ihn auslachen. Er dachte an Tess und ihre merkwürdige Art und rechnete fest damit, dass sie heute Abend das Thema im Pub sein würde. Ohne es zu wollen, war er neugierig geworden und wollte mehr über die junge Frau erfahren, die sowohl Seán Byrne als auch die normalerweise sehr beherrschte Kate so nervös gemacht hatte. Fast so, als hätten sie Angst vor ihr.
    Jimmy Kelly hatte sich still und leise ins Hinterzimmer verzogen. Er wollte den Gesprächen ausweichen, die sich garantiert um die Rückkehr seiner Nichte drehen würden. Er hatte Liam befohlen, heute Abend zu Hause zu bleiben, weil er fürchtete, dass sein dickschädeliger Sohn eine dumme Bemerkung machen könnte. Als der Abend sich seinem Ende zuneigte, winkte er den jungen Mann hinter der Theke zu sich. Er wollte ihn ungestört etwas fragen.
    »Dermot, du hast doch heute die kleine Byrne

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