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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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Éamonns zweitem Kind. Sie hatte so etwas befürchtet
und eigentlich damit gerechnet, in Panik zu geraten, aber sie blieb gelassener als erwartet. Jetzt musste Éamonn sie zu sich nehmen. Sie konnte sich eine Arbeit suchen - konnte nach der Geburt auf andere Kinder aufpassen oder etwas in der Art. Vielleicht war das sogar das Beste, was ihr hatte passieren können. Jedenfalls würde Éamonn dadurch in gewisser Weise zum Handeln gezwungen werden. Sie würden es schon schaffen, schließlich hatten sie ja einander, und das war das Wichtigste. Maura packte so viel Wäsche ein, wie sie schleppen konnte, denn sie hatte nicht die Absicht, jemals wiederzukommen. Sie öffnete die Tür und schlüpfte lautlos hinaus. Als sie am Schlafzimmerfenster vorbeiging, konnte sie ihren Mann laut schnarchen hören.
    Und so begann ihre Flucht, indem sie ihren zweijährigen Sohn und ihren Koffer die drei Kilometer bis ins Dorf schleppte und den ersten Bus nach Dublin nahm.
     
    Éamonn wartete gutgelaunt an der Bushaltestelle und nahm ihr den Koffer ab. Arm in Arm gingen sie den Quai hinunter. In einer Bäckerei kauften sie Brot und lachten über Seáns fröhliches Jauchzen, während sie die Möwen fütterten, die im Tiefflug über den Liffey jagten. Erst auf der Ha’penny Bridge sagte sie ihm, dass sie schwanger war. Sie liebten beide diese Brücke, und für Maura war sie der Ort ihrer romantischen Träume, an dem die Sonne ihre glücklich lächelnden Gesichter beschien.
    Éamonn starrte sie entsetzt an.
    »Nein, Maura! Das kann doch nicht wahr sein!«
    Die junge Frau, die sich eigentlich Trost und Zuspruch erhofft hatte, erstarrte.
    »Ich bin mir ganz sicher«, erwiderte sie matt. Seán erschien ihr plötzlich zentnerschwer.

    Éamonn stand neben ihr und musterte sie wortlos, dann fing sein Blick an zu flackern.
    »Bist du sicher, dass es von mir ist?«, fragte er eine Spur zu schnell.
    »Aber natürlich, Éamonn. Er hat mich nie angerührt. Nicht ein einziges Mal. Ich muss weg von dort. Sonst bringt er mich um.«
    Offenbar glaubte Éamonn ihr nicht, dass sie noch nie mit Michael geschlafen hatte, was ihr einen Stich versetzte, aber sie beschloss, nicht darauf einzugehen.
    »Maura, ich kann … ich kann dich und Seán nicht bei mir aufnehmen …«
    »Uns aufnehmen! Das klingt ja so, als würdest du uns einen Gefallen tun! Seán ist dein Kind. Du hast versprochen, uns nicht im Stich zu lassen, dich um uns zu kümmern. Wir können nicht wieder zurück!«
    »Das müsst ihr aber, zumindest fürs Erste. Du musst eben dafür sorgen, dass er … dass er glaubt, es sei von ihm … du weißt schon …«
    Maura war sprachlos. Er wollte, dass sie mit Michael schlief! Sie spürte wie ihre Beine nachgaben und schloss Seán fester in die Arme, der, durch ihre lauten Stimmen erschreckt, angefangen hatte zu weinen. Éamonn erschien ihr plötzlich fremd.
    »Bitte, Éamonn, du weißt nicht, wie er ist.«
    »Tut mir leid, Maura. Ich bin noch nicht so weit. Du weißt doch, das Studium und …«
    »Éamonn!«, unterbrach sie ihn in schriller Verzweiflung. »Hör zu, Éamonn … er bringt mich um. Bitte, lass mich bei dir bleiben!«
    Éamonn rührte sich nicht und schwieg.
    Maura starrte den Mann an, den sie zu kennen geglaubt hatte.
Sie wartete, hoffte auf ein Wort, einen Satz, doch er stand nur da, regungslos, den Blick zu Boden gerichtet. Als er den Kopf schließlich hob, lag ein seltsamer Ausdruck auf seinem Gesicht, ein Ausdruck, den Maura noch nie gesehen hatte und den sie nicht deuten konnte.
    »Éamonn«, setzte sie an, »alles wird gut. Ich kann arbeiten. Wir könnten bei Brigid wohnen, bis wir etwas Eigenes gefunden haben. Ich weiß, dass wir nicht heiraten können …«
    »Nein! Ich kann dich nicht zu mir nehmen. Niemals. Kapierst du das denn nicht?« Sein Blick war wild, sein Gesicht gerötet. »Mehr ist einfach nicht drin … so wie bisher, die Wochenenden, mehr habe ich nicht zu bieten, Maura. Hast du das endlich kapiert?«
    Maura trat einen Schritt zurück und starrte Éamonn an. Sie legte die Hand vor den Mund, der stumme Worte formte, während sie versuchte zu begreifen, was er gerade gesagt hatte. Dann streckte sie die Hand aus und berührte sein Gesicht, während Seán sich aus ihrem anderen Arm winden wollte, um auf der Brücke herumzuspringen. Flehend blickte sie ihm in die Augen.
    »Éamonn! Wir könnten …«
    »Nein!«, schrie er und stieß sie zurück, sodass sie gegen das Brückengeländer prallte. Die ersten Passanten wurden auf sie

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