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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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Portier beobachtete sie aus der Ferne, als wüsste er, dass sie zum ersten Mal hier war. Jetzt drängte eine Familie mit einem ungefähr neunjährigen Kind an ihr vorbei. Der Junge zappelte und schrie ohrenbetäubend. Er trug einen merkwürdigen Helm auf dem Kopf, wie die Spieler beim Hurling. Der Portier eilte ihnen zu Hilfe.
    »Na, Paul, wieder mal ausgebüxt, was?«, lachte er freundlich, begleitet vom Lächeln der Angehörigen.
    »Ach, immer das Gleiche«, erwiderte eine Frau resigniert.
    Kate sah mit Entsezen wie der Junge um sich trat und schlug, bis ein paar Pfleger ihn schließlich wegschleppten und seine Angehörigen lautlos zur Tür hinausglitten. Noch lange, nachdem sie ihn aus den Augen verloren hatte, konnte Kate sein verzweifeltes »Mammy! Mammy!« hören. Schwindel und Übelkeit schlugen erneut über ihr zusammen. Sie ließ sich auf eine Bank fallen und beugte sich vor, als hätte sie Schmerzen.
Regenwasser tropfte aus ihren Haaren in ihren Schoß. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie senkte den Kopf, in der Hoffnung, dass es in dem belebten Foyer niemandem auffiel. Der Portier, der sie die ganze Zeit über beobachtet hatte, lächelte mitfühlend und näherte sich vorsichtig. Er ließ seinen wohlwollenden Blick auf ihr ruhen, als wüsste er genau, was sie dachte, noch bevor sie selbst es wusste.
    »Brauchen Sie vielleicht ein wenig frische Luft, Miss?«
    Kate richtete sich auf, wischte sich hastig über das Gesicht und versuchte zu lächeln. »Ja, vielen Dank. Ich glaube, ich gehe mal kurz raus. Ich bin gleich wieder da.«
    »Gut so, Miss. Wenn es Ihnen besser geht. Wir sind immer für Sie da.«
    Kate warf ihm einen fragenden Blick zu. Wie hatte er das gemeint? Dann ging sie die Stufen hinunter und trat hinaus in die frische Luft, die sie in großen, gierigen Zügen einsog. Sie ging bis zu dem Mäuerchen, das sich links und rechts des Klinikeingangs erstreckte. Die übrigen Mauern rund um das Gebäude waren über drei Meter hoch. Sie legte prüfend die Hand auf die moosbedeckten Steine, doch sie waren feucht, und so verharrte sie eine Weile in dieser Haltung, ohne zu merken, wie seltsam sie sich inmitten des Gewimmels auf der Straße ausnahm. Dann holte sie noch einmal tief Luft und richtete sich auf. Auf der anderen Straßenseite, genau gegenüber der Klinik, entdeckte sie einen kleinen Park. Sie überquerte die Straße und setzte sich mit dem Rücken zur Klinik auf eine nasse Bank, versuchte sich zu sammeln, während der Straßenlärm im Hintergrund verebbte. Sie vergrub den Kopf in beide Hände und schluchzte leise in ihr Taschentuch. Der Park war menschenleer. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es so schwer sein würde. Es kam ihr vor, als hätte sie über eine Stunde so gesessen, bevor sie wieder aufstand, sich langsam
umdrehte und zum Klinikeingang hinüberschaute. Irgendwo da drin war ihre Schwester, einsam und verängstigt, aber sie brachte es nicht fertig, noch einmal hineinzugehen. Langsam wandte sie sich ab und ging davon. Zum Glück hatte sie ihren Besuch nicht angekündigt. Sie wollte ein andermal wiederkommen, wenn es ihr besser ging, beschwichtigte sie sich selbst, während sie mit immer schnelleren Schritten zur Bushaltestelle eilte.
     
    Dr. Cosgrove hatte bis spät in die Nacht über seiner nächsten Sitzung mit Tess Byrne gebrütet, und als er jetzt das Wort an sie richtete, belebte ihn die Aussicht, dem Wesen dieses autistischen Mädchens endlich auf die Spur zu kommen.
    »Guten Morgen, Tess. Gefällt dir dein neues Zimmer?«
    Tess nickte, und der Psychiater war zufrieden. Immerhin eine Form der Kommunikation.
    »Tess, ich dachte, dass wir uns heute vielleicht einmal im Garten unterhalten könnten. Du hast bestimmt keine Lust mehr, immer nur in meinem langweiligen Büro zu sitzen. Eine Veränderung wird uns beiden guttun.«
    Tess gab keine Antwort, folgte dem Doktor aber durch ein Labyrinth identischer Korridore, bis sie vor einem Innenhof standen, dessen Tür er mit einem Schlüssel aus seinem großen Schlüsselbund öffnete.
    Er hatte gemerkt, dass sie Schritt für Schritt ein wenig dichter an der Wand entlanglief und sich zweimal die Schulter stieß, bevor sie wieder in die Mitte des Flurs wich. Dieses Ritual wiederholte sie auf der ganzen Strecke. Außerdem vermied sie jeden Kontakt mit den schwarzen Fugen zwischen den Bodenfliesen. Cosgrove war einerseits fasziniert von dem zwanghaften Verhalten des Mädchens, aber gleichzeitig beunruhigte ihn ihr permanentes

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